Kapitel 33

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Freiheit


Auch wenn es Balthazar nicht wirklich erwartet hatte, kehrte das Mädchen zurück. Sie brachte wie versprochen einige blutige  Steaks mit, welche sie in eine Schale gelegt hatte. Der Vampir war zwar mit Drogen vollgepumpt, jedoch erweckte der Gerüch des Fleisches (und Blutes), wenngleich es nicht sonderlich frisch war, seine Sinne und erinnerte ihn daran, dass er schon seit Tagen nichts mehr gegessen hatte. 

"Weißt du, ob ich die Fesseln lösen kann?", fragte das Mädchen und sah unschuldig zu ihm runter. Balthazar saß immer noch auf dem Boden und zog überrascht eine Augenbraue hoch.

"Solange du nicht den zweiten Schlüssel hast, dann nein. Wenn doch, dann ja."

"Den zweiten Schlüssel? Sieht der genau so aus, wie dieser?"

Sie hob einen Anhänger unter ihrem Pyjamahemd hoch.

"Genau. Du musst erst mit dem anderen aufschließen, dann mit deinem. Erst dann werden wir unser Gefängnis verlassen können."

Merope nickte, dann fragte sie: "Kann ich dir das hier geben? Ich bin gleich wieder da, versprochen!"

Als Antwort nickte er, sie reichte ihm die Schüssel, dann fragte er: "Warum machst du das hier? Du musst uns nicht helfen und doch..."

Sie lächelte schüchtern. "Die Stimmen mögen euch. Sie wollen es und ich muss einfach helfen."

Damit ließ sie ihn erneut alleine zurück und Balthazar entschied sich, seine Prioritäten neu zu ordnen. Erst musste er wissen, ob das Steak vergiftet war, dann konnte er es sicher essen. Doch wie sollte er das testen?

Er biss rein. Es war nicht gut, es war perfekt. Sonst hätte er es zu blutleer gefunden, aber jetzt, nach Tagen ohne Nahrung, schmeckte es himmlisch.

Er sollte am Besten etwas für Tizane übrig lassen... oder das Mädchen fragen, ob sie noch etwas da hatten? Würde sie ihm helfen? 

Andererseits war sie auf dem Weg, um die andere Rune zu hohlen. Doch was hatte sie mit "die Stimmen mögen euch" gemeint?

War sie eine Seherin? Es würde die ungewöhnliche Aura um sie erklären. Es war zwar kein Vergleich mit der Aura von anderen großen Wahrsagerinnen und Wahrsagern und kaum zu Bemerken, doch jetzt... er würde es gleich noch einmal checken müssen.


Tizane schlug ihre Augen auf.

"Was- Wie... Balthazar? Was ist passiert?" Ihre Stimme war rau und sie klang verwirrt und verzweifelt. Schwach. Nicht wie Tizane, sondern wie jemand anders.

"Es... alles wird okay sein. Mach dir keine Sorgen."

"Was ist passiert? Ich - Moody. Wie lange war ich weg?"

Er seufzte leise, dann antwortete er: "Ich weiß es nicht, Zani, aber wir haben neue Hilfe. Vertrau mir nun."

Sie lächelte ihn an. Nicht freundlich, eher ein ich - bring - dich - später - um- Lächeln. Dies beruhigte den Vampir, er wusste nun, dass es ihr nicht zu schlecht ging. Sie hasste den Spitznamen, welchen er ihr gegeben hatte.

"Wer?", fragte sie und fuhr sich so gut es mit gefesselten Händen ging mit den Fingern durch die Haare.

"Ein Mädchen."

"Balthazar!"

"Sie kam von sich alleine aus. Sie ist keine Spionin, dazu ist sie zu... du wirst sehen, okay? Vertrau mir jetzt einfach."

The Dark PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt