The Dark Prince

Kapitel 56

Das Glas in Lord Voldemorts Hand viel zu Boden und zerbrach.
"Was soll das heißen, Severus?"
Seine Stimme war ruhig und sanft. Severus Snape lief ein Schauer über den Rücken. Ein schreiender Lord war auszuhalten. Das Schlimmste, was da passierte, war ein Cruciatus. Wenn er jedoch so ruhig war... dann wurde einem erst klar, wie verdammt gefährlich er war. Warum musste er immer die schlimmen Nachrichten überbringen? Konnte es nicht Lucius sein oder Bella?
"Ich sagte, dass Euer Sohn sich in St. Mungos befindet und dass er sein Gedächtnis verloren hat."
Der Dunkle Lord warf ihm einen eisigen Blick zu. "Wie konnte es dazu kommen?", fragte er ihn. Seine roten Augen funkelten gefährlich.
Severus schluckte. "Ein Duell mit Moody anscheinend. Moody hat verschiedene Flüche auf Euren Sohn geschickt, die in dieser Kombination gefährlich sind. Doch Dumbledore hat mir anvertraut, dass Meron unerwartet schnell genest."
Nachdenklich tappte Lord Voldemort mit seinen Fingern gegen sein Kinn. "Das ist eine... Erleichterung. Dennoch werden wir uns um Moody kümmern müssen, wenn die Zeit reif ist. Jetzt hat Merons Gesundheit oberste Priorität. Ich nehme an, dass die Potters dich bald kontaktieren. Du wirst dafür sorgen, dass es meinem Sohn wieder gut geht, verstanden?"
Severus nickte.
"Mylord-", begann er, "was ist mit Draco? Er wird sich wundern, was mit Meron ist."
"Wir werden abwarten. Wenn uns die Potters nicht in den nächsten Tagen kontaktieren, werde ich sie besuchen. Und wenn Meron wieder gesund ist, wird Alastair Moody sich wünschen, nie geboren worden zu sein, sei es durch meine oder die Hand meines Sohnes."

Bei den Potters sah Harry sich gerade kritisch im Spiegel an. Er war nach dem Frühstück im St. Mungos von Lily und James abgeholt und zu dem Potters gebracht worden. Jetzt war es tief in der Nacht und er dankbar, dass er jetzt etwas Zeit für sich allein hatte. Den ganzen Tag waren entweder James oder Lily oder Sirius und seine Geschwister und Hermine bei ihm gewesen; nicht, dass er etwas gegen sie hatte - im Gegenteil sogar, er hatte vor allem Louisa und Hermine wirklich gerne - es war nur, dass er sich wünschte, in Ruhe nachdenken zu können.
Der vorherige Tag hatte seine Vermutung bestätigt, dass etwas nicht stimmte. Im ganzen Haus gab es Bilder von James, Louisa, Lily und Chris (und Sirius und Cas), aber keine von ihm, Harry, als er noch jünger war. Außerdem hatte er wirklich keine Gefühle und Erinnerungen von ihnen. Das war zum Beispiel beim Fliegen anders gewesen, es war befreiend gewesen und er hatte gewusst, dass er es schon mal getan hatte.

In der Luft waren ihm zuerst wieder einige wenige Details eingefallen und danach hatte es einfach nicht aufgehört.
Dass er Freunde hatte, die nicht auf den Fotos von seinem siebzehnten Geburtstag waren, dass er mit Vater nicht James Potter verband, dass seine Reflexe ausgesprochen gut waren und dass ihm willkürlich Flüche, Zauber, Quidditch -Spielstände und Fakten zu irgendwelchen Dingen einfielen (er glaubte auch, sich an einen Drachen zu erinnern).
Der Name Harry rief auch keine wirklichen Emotionen hervor. War er sein richtiger Name? Es war... seltsam und fühlte sich falsch an.
Er fand es außerdem seltsam, dass er so viele Muskeln hatte, auch wenn sie in ihm einen gewissen Stolz hervorriefen. Die Narben jedoch... sie ließen ihn zusammenzucken und dann waren da die verdammten Gefühle und Erinnerungen, nachdem er sie berührte. Es war... nicht schön. Er war wirklich froh, dass sie fast unsichtbar waren, er hatte nicht vor James und Lily nach ihnen zu fragen, weil er nicht glaubte, dass sie es wussten.

Es war schon spät und er war müde, aber er konnte nicht schlafen. Es war fast, als wäre er zu müde, um zu schlafen. Seine Gefühle und Flashbacks spielten verrückt. Vor allem ,dass er sich schuldig fühlte und Angst vor etwas hatte. Die Stimme in seinem Hinterkopf hatte ihm verboten Albus Angebot anzunehmen. Er war erleichtert, dass er es getan hatte.

Am Mittag war Albus Dumbledore zu ihnen gekommen, um nach Harry zu sehen. Er hatte ihm angeboten, durch Legilimentik einige Erinnerungen hervorzurufen. Die Idee alleine ließ ihn zusammenfahren. Wenn die Potters ihn anlogen, wie konnte er dann sicher sein, dass Dumbledore nicht nur hinter seiner Vergangenheit her war? Er musste offensichtlich Geheimnisse gehabt haben, warum sonst würde Albus ihm diese illegale Möglichkeit anbieten?

Er ließ seinen Zauberstab durch seine Finger gleiten, dann sprang er auf. Er würde herausfinden, was er magisch machen konnte. Lily hatte ihm zwar verboten, schwierige Zauber auszuführen, aber sie hatte sein Vertrauen noch nicht verdient. Und wenn er weiterhin seine Stelle behalten wollte (Albus hatte ihm gesagt, dass seine... Verfassung ihn nicht direkt disqualifizierte, sollte es ihm bald besser gehen und sollte er dann noch interessiert sein), dann musste er auch üben. Außerdem langweilte er sich und gab es etwas besseres, als heimlich Magie zu lernen? Er glaubte nicht, dass es etwas besseres gab.
Er ging zu seiner Tasche und nahm eines der Verwandlugsbücher in die Hand. War er wirklich so gut gewesen? Er hatte sich einige Bücher in der Potter Bibliothek angesehen (auch wenn er leider wirklich wenig Zeit gehabt hatte) und war da schon überwältigt gewesen. Er schloss das Buch wieder, vielleicht sollte er doch abwarten, er wollte keinen Unfall haben oder so.
Seufzend wollte er das Buch wieder zurück legen, als plötzlich etwas herausfiel. Neugierig hob er das Papier hoch und ließ es vor Schreck fast wieder zurück fallen. Es war ein Foto. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihm breit.
Er kannte diese Person, sehr gut sogar, woher wusste er nicht, aber er kannte sie. Strahlende Augen, silberblondes Haar und ein herausforderndes Lächeln. Was machte dieses Bild in seinem Buch? Es konnte ja nur bedeuten, dass er... aber nein, wie denn? Die Vorstellung war irgendwie falsch. Aber warum war dann dieses Bild von ihm und... in seinem Buch? Wer war mit ihm auf dem Bild? Vielleicht stand er der Rückseite ein Name oder ein Jahr.
Keine Jahreszahl, kein Name. Dafür ein Spruch auf Französisch.

N'oublie pas ta Fleur.

Warum Blume groß geschrieben? N'oublie pas bedeute "vergiss nicht". Der Rest bedeutet "deine Blume." Fleur... war es ihr Name? Es würde auf jeden Fall den kitschigen Spitznamen erklären...

Harry starrte auf das Bild in seinen Händen. Das Mädchen, vielleicht Fleur, überraschte ihn, Harry, der las, mit einem Kuss auf die Wange. Sie war wirklich schön, aber die Vorstellung, in sie verliebt zu sein war... falsch.

Er versuchte rational zu denken. Die Schrift war nicht seine und es war sein Buch. Wenn sie es ihm nicht untergejubelt hatte, hatte er das Bild hinein legen müssen und es dort behalten. Er schloss eine romantische Beziehung zwischen ihnen aus, dafür rebellierten seine Gefühle zu stark. Das bedeutete, dass sie vielleicht Freunde waren. Und das bedeutete, dass er vielleicht einen weiteren Anhaltspunkt zu seiner Vergangenheit hatte. Er könnte ihr einen Brief schreiben und seine Schwester bitten, ihm Hedwig auszuleihen.
Und dann... entweder er war insgeheim in perverser Stalker, der Bilder manipulierte. Er hoffte, dass das nicht der Fall war. Doch wenn er recht hatte und sie ihn kannte... dann konnte sie ihm Anhaltspunkte geben. Und das würde ihn einen Schritt näher an seine Vergangenheit bringen. Vielleicht wusste sie auch, was es mit diesem Draco an sich hatte, der sich in seinen Gedanken festgesetzt hatte.