Gefangen (ü)

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Gefangen 

Der Boden der Zelle war gefroren. Er zitterte vor Kälte, konnte sich jedoch nicht bewegen um sie zu wärmen. Es war so dunkel, dass er kaum die Hand vor Augen hätte sehen können. Diese Zeit, alleine und ohne Sicherheit, war grausam. Er war gefangen, nicht nur in dieser Zelle, sondern auch in seinen eigenen Gedanken.  

Seitdem er bei Bewusstsein war, konnte er an nichts denken und doch war sein Verstand überall. Angst war Remus Lupin nicht unvertraut. Wie könnte das auch sein? Sie hatte ihn ja von Kindheit an begleitet, erst die Furcht und Unklarheit warum seine Knochen jeden Monat zwei Mal komplett brachen und sich neu zusammen setzten. Die Schmerzen waren genug um ihn beinahe in den Wahnsinn zu treiben.
Er hatte Angst vor dem Vollmond. Was er fühlte wenn das silbrige Licht seine Sinne überrannte und ihn ohne Verstand zurückließ... er würde nicht daran denken.  Dieser verdammte Fluch hatte ihm so vieles genommen. Doch wie könnte er das vermissen, was er niemals gehabt hatte? Er wollte einfach von seinem Leid befreit sein, wollte für seine Menschlichkeit geschätzt werden. Stattdessen sahen alle nur das Monster, welches er war.

Er hatte Angst, dass er seine Freunde verletzen würden.
Es war ein Wunder, dass sie ihn durch die Jahre nicht verlassen hatten. Auch wenn das nicht ganz stimmte... er hatte ihnen verziehen. Remus verstand wie schwer es für sie gewesen war und er hatte ihnen vergeben. Sie hatten vor Halloween damals immer weiter ausgeschlossen und ohne sie hatte sein leben keinen Sinn mehr gehabt. Er wusste nicht wie er ohne sie bei Verstand bleiben sollte. 

Er hatte Angst vor den Todessern und Voldemort.
Er war nie so leichtsinnig oder optimistisch gewesen wie James und er wusste genau, dass die Chancen auf ihr Überleben winzig gering waren. Außerdem wusste er, dass Voldemort vor nichts halt machen würde.
James und Lily waren, genau so wie die Longbottoms und Sirius, die inoffiziellen Helden des Ordens, weil sie dafür bekannt waren offen gegen Voldemort zu kämpfen - und zu gewinnen.
Voldemort hasste seine Freunde. Bisher hatten sie immer durch Glück überlebt. Remus wusste, dass dies irgendwann nicht mehr da sein wird. Voldemort wird ihnen keine Gnade zeigen.

Er hatte Angst vor den Schmerzen.
Merlin, was würde er nicht geben, damit sie endlich aufhörten?

Er wusste nicht wie lange er hier war.
Zeit war irrelevant. Es konnten Wochen sein, allerdings würden ihn Monate nicht überraschen. Weil er die meiste Zeit bewusstlos war konnte er nicht mal sagen, ob er sich verwandelt hatte oder nicht. Vorher hatte er angenommen, dass selbst der Cruciatus nicht schlimmer sein konnte als seine monatliche Transformation... er war falsch gewesen. Wie falsch er doch gewesen war. 

Remus war zwar im Orden, allerdings verstand er nicht was Voldemort von ihm wollte. Denn reine Informationen oder seinen Tod waren es nicht. Diese Chance hatten sie schon so oft nicht genutzt. Er wollte nur dass es aufhörte. Doch niemals würden sie ihn in Frieden lassen. 

Heute waren es zwei.

Vorher hatte er sich immer gewünscht ihre Gesichter zu sehen. Diese Masken würden ihn sonst früher oder später in den Wahnsinn treiben. Nicht zu wissen wer es war... es war eine Tortur. Er wusste dass viele der älteren Todesser zur gleichen Zeit wie er auch in Hogwarts waren. Manchmal glaubte er sich an eine Stimme zu erinnern, konnte diese jedoch nie zuordnen. 
Er hatte so vieles an Voldemort verloren und nach Peter - doch er dachte nicht mehr über Peter nach. Er konnte es nicht. Zum Glück hatte Remus ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, weder auf Missionen noch sonstwo - und so sollte es auch bleiben. Er konnte nicht garantieren dass das Biest in seinem Inneren versteckt bleiben würde, wenn er diesen dreckigen Verräter wieder sehen würde. 

Heute hatten sie keine Masken auf. Doch jetzt, da er Lord Voldemort persönlich vor sich stehen hatte, wären ihm die Gesichtslosen lieber.
Er vermied es ihm in die Augen zu schauen, fokusierte seinen Blick auf den eisigen Boden. Auch wen Legilimentik bei Werwölfen schwierig war, so würde er niemals arrogant genug sein um das zu riskieren. Vielleicht würde er auf dem glatten Eis ausrutschen. Er richtete seinen Blick auf den anderen Mann.

Dieser trug weder die Standart-Todesser Roben oder Maske und in dimmen Licht konnte Remus nur erkennen, dass er dunkle Haare und fahle Haut hatte. Doch irgendetwas in seinen Zügen kam ihm bekannt vor. Hatte er ihn vielleicht in der Zeitung gesehen? An seinem Gürtel hingen mehrere Flaschen und Phiolen, die teilweise leuchteten. Er strahlte puren Hass aus. 

Und dann wusste er wer es war. Er wollte um sein Leben betteln. Pyrites war... einer der grausamsten Interrogatoren, die Voldemort dienten. Dass er jetzt hier war bedeutete eventuell seinen Tod. 


 


überarbeitet am 12.5.2020

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