Kapitel 69

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Das ist nur der erste Teil des geplanten Kapitels, der zweite kommt bald. Mir wurde das einfach zu lang und ich wollte euch nicht noch länger warten lassen. :)

Es war einfach frustrierend nichts dagegen machen zu können, wie ihm die Zeit zwischen den Fingern davonlief. Er hatte so viel vorgehabt. Bücher lesen, seine Erinnerungen zurückverlangen und dem Geheimnis des seltsamen Verhaltens seiner Familie auf den Grund zu gehen. Harry hatte das Gefühl nichts davon in den letzten Wochen erreicht zu haben.
Er hatte gelesen, aber war es genug?  Hätte ihn ein anderes Buch mehr geholfen als seine tatsächliche Wahl?  Hatte er seine Heilung selbst versäumt, weil er zu faul war? Wenn Harry diese Gedanken nachts wach hielten, stand Harry meist auf und versuchte sich abzulenken. In solchen Momenten genoss er die Klarheit und Ablenkung, welche ihm körperliche Anstrengung gab. Mittlerweile hatte er alles mögliche ausprobiert, sogar Muggelsport.
Doch sein absoluter Favorit blieb das Duellieren und dies konnte er nichts heimlich üben , wenn alle anderen schliefen. Er brauchte einen  Gegner.  Jemanden, der ihn ernst nahm und nicht zu sehr schonen wollte.

Also war er auf den Speicher gegangen und hatte dort nach irgendetwas brauchbaren gesucht. Zu seiner Überraschung hatte James tatsächlich etwas dort abgestellt, was ihm gewaltigen Ansporn gab. Er arbeitete daran die Runen eines alten Trainingsdummys zu rekonstruieren und bald, so war er sich sicher, würde er erfolgreich sein.
Wenn er die Runen ansah erschienen sie ihm vertraut und fremd zugleich. Er konnte sich über einen Erfolg freuen, doch bis es zu diesem kam war er dutzende Male gescheitert.
Mittlerweile wusste er, dass er nichts wusste.
Harry seufzte, sein Rücken schrie vor Schmerz und nur mit großer Mühe gelang es ihm noch wach zu bleiben. Er war so müde. Gleichzeitig jedoch auch so nah an seinem Ziel wie nie zuvor. Der Dummy war nicht kaputt. Er funktionierte so wie es von Anfang an geplant gewesen war. Die ganzen Basics liefen einwandfrei, das hatte Harry mühelos ausgetestet. Schilde, Flüche, Einzelduelle die einfachsten Taktiken war das, was die Auroren zum Anfang ihrer Ausbildung brauchten.
Er brauchte Ruhe. Schlaf. Wenn er nicht aufpasste würde er einen weiteren Vormittag verlieren weil er einfach zu müde zum Denken war. Die Möglichkeit dass er müde des Denkens war verdrängte er.
Für ihn jedoch war es nicht genug. Sein Streben nach Mehr zwang ihn zum Handeln. Dieses Handwerk war ihm nicht fremd. Wenn seine Gedanken abschweiften vollbrachten seine Hände Dinge, die er sich nicht erklären konnte. Das Wissen war für ihn kurz offenbart! Und für einen Augenblick war er hoffnungsvoll. ‚Mentalsäulen' nannten es die Heiler. Er musste genug mental wieder aufbauen und eine Art Brücke könnte sich zu seinen Erinnerungen bilden. Um so frustrierender war es für ihn, wenn es ihm danach wieder entglitt. Er konnte es schaffen, er musste sich nur erinnern... doch das konnte noch Monate oder Jahre dauern. Harry war es satt zu warten. Ständig hieß es von Überall her dass er nur ein bisschen Geduld brauchte. Mehr nicht. Ein bisschen Zeit, das war doch nicht schlimm, oder? Sein Leben war doch angenehm, so wie es war.
Doch er fühlte sich nicht wohl. Das Wissen belogen zu werden konnte er nicht ignorieren. Interessierte es keinen seiner Familienmitglieder wie er sich fühlte? Sahen sie nicht seine Verzweiflung da er sich selbst nicht kannte? Vielleicht war es ihnen egal. Wenn es nur die Eltern wären, dann würde er nicht zögern zu gehen.  Doch Chris und Louisa wollte Harry das nicht zutrauen. Sie kämpften ständig um seine Aufmerksamkeit und strahlten von Wärme und Zuneigung. Ebenso dachte er von Hermine und Luna. Er glaubte nicht dass sie ihm wehtun wollten.  Keiner von ihnen war boshaft oder grausam, eher im Gegenteil. 
Es frustrierte ihn. Warum also konnten sie sich teilweise nicht dazu überwinden in seine Augen zu schauen wenn er sie nach der Vergangenheit fragte? Warum mussten auch sie ihn anlügen? Es tat weh. Mittlerweile hatte sein Herz einen Platz für die vier gefunden. Kein beruhigender Gedanke wenn er daran dachte, dass sie ihn ohne Zweifel von hinten bis vorne hinters Licht führten. „Warum?", verlangte er zu wissen. Die Frage ging ihm nicht aus dem Kopf.

The Dark PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt