Alles.

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P.o.v.: Felix

Völlig außer Atem hielt ich vor seiner Haustür. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Die Tränen brannten in meinen Augen, doch sie lösten sich nicht. Vielleicht war mir auch einfach zu schwindelig.
Ich drückte ein, zwei Mal auf die Klingel und hielt mich dann am Türrahmen fest.

,,Felix? Was ist passiert?",Sebastian packte mich an den Schultern und zog mich in den Flur.

Ich ließ mich auf den Boden sinken und schnappte hektisch nach Sauerstoff.
Mein Kopf brummte und langsam aber sicher wurde mir richtig übel.
Ich versuchte mich zu beruhigen, doch das Gegenteil wurde der Fall.
Ich fühlte mich wie bei einem Herzinfarkt. Gleich würde es aussetzen. Gleich würde ich einfach wegkippen.

,,Hey, ganz ruhig."

Mein ganzer Körper kribbelte.
Meine Atmung zu tief und zu schnell.
Das einzige was ich noch versuchte, war nicht in Ohnmacht zu fallen.

Er legte seine Hände auf meine Schultern. ,,Atme ganz langsam ein und aus."
Die Tränen flossen mittlerweile wie ein Wasserfall über meine Wangen, doch ich versuchte seine Anweisungen zu befolgen.
Ein und aus atmen.

Ein

und

aus

,,Es hört gleich auf",redete er weiter.

Ich glaubte mein Herz explodiert gleich und zerspringt in tausend Stücke, so schnell schlug es.
Dass meine Lunge kollabiert, weil sie so viel Luft aufnahm und ausstieß.

Aber es hörte auf.

,,Gehts wieder?",fragte er, nachdem ich meine Augen wieder geöffnet hatte.
Ich nickte, auch wenn das grauenhafte Schwindelgefühl noch anhielt.
Er griff nach meinen Händen und half mir beim Aufstehen.

,,Komm, wir gehen ins Wohnzimmer."

Ich setzte mich auf das weiche Polster und Rewi kniete sich vor mich. ,,Was ist denn passiert?"
Immer noch schien es mir unmöglich zu sprechen.
,,Der Freund meiner Mutter",begann ich.
,,Er war betrunken, also er -",meine Worte brachen ab.
,,Erzähl es mir später",beendete er.
,,Kann ich erstmal bei dir bleiben?",fragte ich zögerlich.
,,Klar, solange du willst."
Ich bedankte mich und wischte mit meinen Pulloverärmeln über meine Augen.

,,Warte",Rewi stand auf und kehrte wenige Sekunden später mit einer Packung Taschentücher zurück. Er zog eines heraus und tupfte damit auf meine Lippe.
Ein Zischen entfuhr mir. ,,Tut das sehr weh?",fragte er. Ich nickte.

Er ließ das Tuch sinken.
Sein warmer Atem streifte meine Haut, so nah waren sich unsere Gesichter gekommen. Es bereitete mir jetzt schon Gänsehaut. Nervös wartete ich auf irgendwas, doch er regte sich nicht.
Und dann - wie zwei voneinander angezogene Magneten, berührten sich unsere Lippen.
Wieder küsste er mich.
Und wieder wollte ich schreien.
Die Hitze stieg in meine Wangen, in meine Finger, meine ganze Brust brannte.
Aber ich drückte ihn nicht weg.
Warum, fragte ich.
Hör auf, bat ich mich selbst.
Aber meine Augen schlossen sich wie von selbst und meine Lippen bewegten sich gleichmäßig.
Gerade als mein Herzschlag sich beruhigt hatte, spielte er wieder verrückt.
Wieso?
Wieso jetzt?
Wieso er?
Alles explodierte.
Mein Kopf, mein Herz.
Alles.

Und im nächsten Moment war es vorbei.
Er schreckte zurück. Sah mich verwirrt an, wartete auf eine Reaktion meinerseits. Doch ich saß bloß stumm da.
,,Oh es tut mir so leid",war das erste was er sagte, dann schnellte er hoch. Er raufte sich die Haare und lief kleine Kreise. ,,Ich" und ,,Sorry", waren die einzigen Wörter die ich aus seinem Gemurmel heraushörte.
Ich wollte irgendwas sagen, doch es hatte mir die Sprache verschlagen.

Ich blinzelte ein paar mal, aber immer noch war ich nicht ganz da, während Sebastian bereits aus dem Raum geflüchtet war.

Und dieses Mal fragte ich mich nicht, warum er mich geküsst hatte,
sondern warum ich erwidert hatte.

Einer der Gründe | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt