Prioritäten

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Ich hasste es mir Gedanken zu machen.
Zu Zweifeln.

Doch manchmal schien es mir berechtigt zu sein.
Er war sich nicht sicher ob wir das richtige machten.
Er wusste nicht ob wir richtig sind.

Meine Stimmung war ein wenig gedämpft nach seiner Aussage. Ich legte sein Handy neben ihn aufs Bett, welches er dann auch ergriff. ,,Ich würde Luca so gerne anrufen",murmelte er. ,,Wieso machst du es nicht?" ,,Was ist wenn er mich anschreit oder auslacht?"

Weil unsere Beziehung so zum Lachen ist.

,,Ich glaube nicht dass er das machen würde",sagte ich. ,,Und wenn doch?" ,,Wenn doch überstehst du das, weil du so einen Freund nicht brauchst."
,,Ich brauche ihn, er ist schon seit zehn Jahren mein bester Freund."
,,Du würdest also mit dem Typen befreundet sein wollen, der dich wegen deiner Sexualität auslacht?"
,,Vielleicht ist es ja lächerlich."

Unsere Beziehung ist lächerlich.

Ich setzte mich neben ihn auf das Bett und ignorierte das stechende Gefühl in meiner Brust.
,,Ich glaube er will nicht mehr mit mir befreundet sein",Basti starrte weiterhin auf den Display seines Handys, welches er über seinem Gesicht hielt.
,,Er hat mich den ganzen Tag ignoriert."
,,Vielleicht ist er einfach überfordert. Vielleicht sauer, weil du ihm nie davon erzählt hast",entgegnete ich.
,,Von was nie erzählt? Das ich einen Freund habe und anscheinend plötzlich schwul bin."

Eigentlich bin ich plötzlich schwul.

Du hast mir deine Liebe gestanden, nicht andersrum.

Verdreh es nicht.

,,Ja und das muss er verarbeiten."
Rewi seufzte und legte sein Handy auf seine Brust.
,,Ich wünschte es wäre einfacher. Kann alles nicht einfach normal sein?"

Ich wünschte das mit uns wäre nie passiert.

Ich sitze neben dir Basti.

Ich wünschte dein Selbstmordversuch hätte funktioniert und wir wären nicht zusammen gekommen.

Bitte hör auf zu sagen ich wäre daran schuld, dass dein Leben einen Kratzer hat.

Ich bin nicht schuld, ich bin nicht schuld, ich bin nicht schuld.

,,Du musst es hinnehmen, wenn sie Arschlöcher sind",sagte ich.
,,Hab ich denn eine Wahl?"

Du kannst dich von mir trennen und allen weismachen du hättest mich verarscht.

Ich sagte nichts, denn ich hatte zu viel Angst er würde es in Betracht ziehen.

,,Es ist erst heute mittag passiert. Vielleicht meldet Luca sich morgen."
,,Ich kann nicht aufhören mich zu fragen, ob es richtig oder falsch war."
,,Das Outing?"
,,Ja."
,,Aber jetzt müssen wir uns nicht mehr verstecken."
,,Das hatte ja viele positive Aspekte bisher",sagte er ironisch.

,,Felix ich weiß nicht was ich machen soll",er drehte seinen Kopf zu mir.
,,Mach dir nicht so viele Sorgen, ich glaube sie kriegen sich ein."

Er setzte sich auf und zog mich an sich, bis unsere Lippen aufeinander lagen.
Ich sog das elektrische Gefühl förmlich in mich auf als wäre es das letzte mal das ich es spürte.
,,Hauptsache du bist da",flüsterte er, doch ich konnte es nicht ernst nehmen. Ich war nicht das wichtigste für ihn - seine Freunde waren es.

Wenn sie sagen würden dass er sich von mir trennen soll, würde er es tun.

Einer der Gründe | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt