Erleichtert verließ ich den Klassenraum, als die letzte Stunde vorbei war.
So schlimm war es heute nicht. In der zweiten Pause hatten mich Rewi und seine Freunde zum Glück nicht einmal gesehen. Bis auf die Farbkleckse auf meinen Klamotten, war ich außerdem unversehrt geblieben - was eine Ausnahme.
Ich trottete zur Bushaltestelle und zog mein Handy aus meiner Hosentasche. Bis auf das Abspielen von Musik, hatte es kaum Nutzen für mich. Mich schrieb niemand an, mich rief niemand an und vor allem war ich nicht auf Instagram oder Twitter unterwegs. Als ob ich mir ein Profil nur für Beleidigungen erstelle.
,,Felix du hast uns noch gar nicht erzählt wo du warst",neben mir tauchte plötzlich Taddl auf. Ich rollte mit den Augen und versuchte die drei Personen neben mir auszublenden. Die Musik in meinen Ohren brach ab, als Ardy mir einen Kopfhörer einfach wegriss. ,,Wir reden mit dir!"
Ich reagierte nicht, bis Luca mich auf den Boden schubste. ,,Geht euch nichts an",zischte ich leise. Im selben Moment wollte ich mir den Mund zuhalten.
Ich hatte gerade doch nicht ernsthaft geantwortet.
,,Wie bitte?",Taddl packte mich am Kragen und zog mich zu sich hoch. ,,Ey",Ardy tippte den blauhaarigen an. Der Bus war gekommen. ,,Wir sehen uns Morgen Versager",grinste Thaddeus und ließ mich los. Das ich in den selben Bus hätte einsteigen müssen, war mir ziemlich egal. In einer Sackgasse mit denen - nein danke.
Die Türen schlossen sich und die mir zuwinkenden Personen verschwanden um die Ecke. Das einzige schlechte was jetzt noch kam, waren die Regentropfen die ohne Ende fielen und der Weg der vor mir lag.
Wieder mit beiden Kopfhörern in den Ohren, ging ich los. Bei jedem überqueren der Straße und jedem Auto, dachte ich daran wie es wäre, hätte es nicht so knapp angehalten.
Ich wusste nicht ob ich es gut finden sollte zurück zu sein. Allem Anschein nach war alles so wie vorher, was definitiv scheiße ist. Ich wollte raus aus diesem Loch, doch anscheinend bin ich immer noch genauso tief drin wie vor drei Monaten.
Der Regen durchnässte meinen Pullover und meine Haare. Es war nicht besonders kalt, auch wenn wir gerade mal Februar hatten. Ich glaube ich war sogar ein bisschen froh, als ich das graue Haus auf der anderen Straßenseite entdeckte. Das Haus, in dem ich seit Jahren lebte, dass so aussah wie ich mich fühlte. Kaputt, grau und - nein, leer war nur ich.
Ich schloss die Haustür auf und betrat den Flur. Kurz überflog ich die Briefe, die auf dem Boden lagen, dann ging ich widerwillig ins Wohnzimmer. ,,Hey Mum",rief ich, als ich sie auf dem Sofa sitzen sah - vor ihr ein Glas Wein. Etwas früh für sowas, dachte ich. Sie sah mich kurz an. ,,Wie war die Schule?",fragte sie. ,,Gut. Du solltest doch heute zum Vorstellungsgespräch",sagte ich. Natürlich war sie nicht gegangen. So wie die letzten Male. ,,Felix ich brauche auch mal ne Pause. Die letzten Monate waren nicht gerade einfach",entgegnete sie. ,,Nicht nur für dich",murmelte ich und verließ das nach Rauch und Mikrowellenessen riechende Wohnzimmer.
Ich trottete die Treppe zu meinem Zimmer hoch und ließ mich auf mein Bett fallen. Alles war ziemlich unaufgeräumt, doch das störte mich eigentlich nicht mehr. Wohl würde ich mich eh nie fühlen, das konnte man hier nicht. Ich war froh genug, dass der Freund meiner Mutter gerade nicht da war. Er machte diese Hölle perfekt. Wäre er nicht gewesen, wäre meine Mutter vielleicht nie so abgestürzt und wohlmöglich hätte ich nie einen weiteren Grund für meinen Selbstmord gehabt.
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Einer der Gründe | Rewilz
FanfictionJemandem den man liebt, bricht man das Herz, nicht die Nase. Als Felix nach langem Fehlen wieder in der Schule auftaucht, verändert sich einiges in seiner sonst so tristen Welt. Rewi, der ihn sonst nur für dumme Kommentare oder Schlimmeres ansprach...