Knutschflecken

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,,Sind deine Eltern eigentlich hier?",fragte ich nach einer Weile. ,,Meine Mutter kommt um acht",sagte Basti und fuhr weiter durch meine Haare. ,,Und es ist-?" ,,Sechs."
Ich setzte mich auf. ,,Sie weiß nichts oder?",fragte ich. ,,Nein." ,,Und sie soll auch nichts wissen, oder?" Er schüttelte den Kopf. ,,Soll ich lieber gehen?" ,,Nein, du kannst meinen Eltern ja nicht immer aus dem Weg gehen." ,,Also bin ich einfach nur ein Freund?" ,,Ja, bitte, wenns okay ist." Ich nickte.
Damit hatte ich kein Problem. Eltern waren etwas anderes, die konnte man nicht einfach ignorieren, wenn sie ein Problem damit hatten. Außerdem hatte Basti ja wohl genug stress mit seinen Freunden deswegen.
Er griff nach seinem Pullover, der neben ihm lag und streifte ihn sich wieder über. ,,Was machen wir denn jetzt noch?" ,,Am liebsten würde ich einfach nur liegen bleiben",sagte ich. ,,Wir sollten was essen",entgegnete er, was mich nur mit den Augen rollen ließ. ,,Du bestehst aus Haut und Knochen",er griff nach meinem Handgelenk und umschloss es mit seinen Fingern. Dann wanderte er bis zu meinem Ellenbogen und zeigte das er dort auch noch um meinen Arm kam. ,,Essen",wiederholte er und zog mich vom Bett. ,,Hast du denn mittlerweile was anderes als Nudeln aufgetrieben?" ,,Wann denn?" Ich zuckte mit den Schultern.
Wir gingen runter in die Küche und Basti begann die Schränke zu durchwühlen. Er stellte eine Packung Reis auf den Tisch und holte einen großen Topf raus. ,,Ich hab zwar keine Ahnung wie genau das jetzt funktioniert, aber wird schon klappen",sagte er und schüttete die Reiskörner ins Wasser. ,,Ich bin nicht überzeugt",entgegnete ich. ,,Ich kann toll kochen",schmollte Basti. ,,Überzeug mich."

,,Hey Felix",begrüßte mich Sophia, die grinsend die Küche betrat.
,,Hey",erwiderte ich sichtlich verwirrt. ,,Du hast gekocht?",sie blickte in den Topf und dann zu ihrem Bruder, der mir gegenüber am Tisch saß und zustimmend nickte. ,,Mum kommt um acht?" ,,Ja, denke schon",antwortete er. ,,Ehm, Felix, bis dahin solltest du den vielleicht abgedeckt haben",sie tippte auf ihren Hals und schmunzelte. Ich fasste mir an dieselbe Stelle und blickte zu Basti. Mein Gesicht glühte und ich bedeckte mit meiner Hand den Knutschfleck dessen Entstehung ich gar nicht mitbekommen hatte. ,,Ehm ich, also-",begann ich.
,,Ich weiß das ihr zusammen seid. Ich bin auf der selben Schule wie ihr.",erklärte sie. Ich nickte und spürte wie mein Herz noch ein kleines bisschen schneller schlug. Das war unangenehm. ,,Also ich kann dir gerne mein Make-up leihen." ,,Danke, das wäre nett",murmelte ich etwas erstickt. Sie verließ die Küche und mein Blick fuhr zu meinem Freund. ,,Dein Ernst?" ,,Sorry",lachte er. ,,Wie lange bleibt sowas?" ,,Eine Woche höchstens." Ich stöhnte genervt auf. „Ich finde der steht dir." „Wie kann jemandem denn ein Knutschfleck stehen?" „Guck dich doch im Spiegel an",er grinste und stand vom Stuhl auf. Ich räumte mein Geschirr in die Spülmaschine und ging mit ihm dann nach oben. Aber wir gingen nicht in sein, sondern Sophias Zimmer. Es war in etwa so groß wie Bastis, hatte aber eine deutlich weiblichere Einrichtung. ,,Setz dich",sagte sie und deutete auf einen Hocker, der vor einem großen Schminktisch stand.
Ich musterte den rötlichen Fleck an meinem Hals. Lange konnte ich meinem Spiegelbild jedoch nicht standhalten, ich hatte wirklich keine Lust auf negative Gedanken.
„Gute Arbeit Basti",lachte Sophia, als sie sich neben mich stellte. ,,Shhht",seine Wangen färbten sich rot und ich glaubte meine auch.
Gefühlte Stunden verbrachte sie damit mir etwas auf den Hals zu schmieren, es zu „verblenden" und anschließend mit einem Puder zu „mattieren" - warum auch immer.
Letztlich war von dem Knutschfleck nichts mehr übrig und es wunderte mich nicht mehr das die meisten Mädchen so makellose Haut hatten. „Also wenn meiner Mutter das auffällt bin ich raus",sagte sie stolz.
„Wenn es ihr auffällt bin ich raus",Basti stand auf und sah tatsächlich ziemlich nervös aus. „Sie würde doch nie auf die Idee kommen das ihr zusammen seid." „Du hast es auch geahnt",entgegnete er. ,,Ja, aber Mum bekommt sowas nicht mit." „Und was ist wenn sie es irgendwie schon erfahren hat, weil es die ganze Schule weiß?" „Beruhig dich, es wird nichts passieren",sagte ich. ,,Wenn du willst gehe ich auch." Er schüttelte den Kopf und ging aus dem Zimmer. ,,Danke",sagte ich noch schnell zu Sophia, bevor ich Basti hinterher ging.
,,Ich weiß gar nicht wo ich hin soll wenn sie mich rauswirft",murmelte er und ging weiter kleine Kreise. „Sie weiß es nicht, Basti, sie hat keinen Grund dazu." „Sie weiß es bestimmt."
Ich packte ihn an seinen Schultern.
Seine Augen waren so schön, wie konnte ich mich früher nicht in ihnen verlieren? Ich wusste nicht einmal mehr was ich sagen wollte.
Ich legte meine Hände an seinen Hals und zog ihn zu mir. Dieses Gefühl - ich war süchtig danach.

Einer der Gründe | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt