Wie erwartet war mein Zusammentreffen mit Bastis Mutter kein Problem. Sie hat weder mir noch ihrem Sohn allzu viel Beachtung geschenkt. Zumindest konnte ich mir ein Bild von ihr machen und sie definitiv zu den Menschen zählen, die ein Problem mit unserer Beziehung haben würden. Wie genau das in Zukunft aussehen würde, wollte ich mir aber nicht ausmalen.
Basti ließ sich auf sein Bett fallen und seufzte erleichtert. „War doch nicht schlimm",sagte ich. ,,Wenn sie was gemerkt hätte wäre ich tot, also hat sie nichts gemerkt." Er redete mehr mit sich selbst als mit mir. „Und jetzt rufst du Luca an",ich drückte ihm sein Handy auf die Brust. „Du spinnst doch",damit hatte ich seine Aufmerksamkeit wieder. „Du musst mit ihm reden!" „Aber doch nicht übers Telefon",er setzte sich auf. „Dann geh morgen zu ihm." „Aber-" „Nein, klär das bitte mit ihm, ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass eure Freundschaft kaputt ist."
Basti sah mich etwas entsetzt an.
„Du bist doch sowieso nicht schuld."
Ich antwortete nicht, das würde sowieso in einer Diskussion enden. „Und Jodie?" Er stöhnte genervt auf, nahm das Handy und entsperrte es. Während er auf dem Display herum tippte, begann er auf seine Lippe zu beißen. „Soll ich-?",begann ich, aber er packte mich am Ärmel. „Nein bleib bitte hier." Ich nickte und er hielt sich sein Handy ans Ohr. Kurz schloss er die Augen, ich hörte ihn tief einatmen.P.o.v.: Rewi
„Hey",sagte ich kleinlaut.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
„Hey."
„Ich sollte dich anrufen."
In meiner Stimme lag pure Nervosität und das sie das hören konnte machte es nicht besser.
„Ja, ich wollte mit dir darüber sprechen."
„Es tut mir so leid",platzte es aus mir heraus.
„Okay, ist okay. Ich meine, wieso hast du mir nicht schon vorher davon erzählt?"
„Von Felix?"
„Ja, auch. Aber generell, das du -",sie sprach es nicht aus.
„Ich wollte es nicht."
„Du wolltest nicht?"
„Ich konnte es nicht hinnehmen."
„Oh Rewi."
„Nein und es tut mir leid das ich dir davon nichts gesagt habe. Du hättest es verdient, ich meine-"
„Ja. Am Anfang war ich ziemlich sauer und ja auch verletzt. Ich dachte all die Zeit aus uns würde etwas werden."
„Bitte glaub nicht, dass ich dich ausgenutzt hätte. Habe und wollte ich nicht",meine Stimme wurde brüchig.
„Ich weiß."
„Bitte hass' mich nicht."
„Nur ein bisschen."
„Danke."
„Ist Felix bei dir?",fragte sie überraschenderweise.
„Ähm, ja",ich schielte zu Felix rüber, der mich besorgt musterte.
„Sag ihm das es mir leid tut, dass ich nicht oft genug was gegen euch getan habe. Und wehe dir du tust ihm nochmal weh Rewi!"
„Nein, mache ich sicher nicht",meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
„Bis spätestens Montag Basti."
„Ja, danke Jodie."
Und dann legte ich auf.
Felix Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Neugier und Verwirrung.
„Sie ist also okay damit?",fragte er.
„Ja, glaube ich."
„Das ist doch gut!"
„Aber sie tut mir leid."
„Warum?"
„Ich habe ihr die ganze Zeit was vorgespielt und ich weiß nicht mal mehr wieso",gab ich zu.
„Du brauchtest ein Alibi."
„Aber Jodie war so nett zu mir, sie hat das nicht verdient."
„Nein, hat sie nicht, aber es ist passiert."
„Ich soll dir übrigens von ihr sagen, dass es ihr leid tut dir nicht oft genug geholfen zu haben",fiel mir ein.
„Sie war die einzige die je was gemacht hat, ich müsste mich bedanken."
„Und mir tut es leid."
„Ich weiß Basti. Ich weiß, ich weiß, ich weiß",er legte seine Hand an meinen Hals und drückte für eine Sekunde seine Lippen auf meine.
„Bitte hör auf dich zu entschuldigen."
Ich nickte, auch wenn ich das nicht versprechen konnte. In meinem Kopf war alles nur voll von Schuldgefühlen. Jeder Fehler, den ich je gemacht hatte, spielte sich immer wieder ab. Ich versuche mir immer noch zu erklären, wie es zu all dem gekommen ist.
Wann ich entschieden hab ihn lieber umzubringen, statt zu lieben.
Ich wusste nicht mal wann ich angefangen hatte Gefühle für ihn zu entwickeln. Es war irgendwo zwischen der siebten und achten Klasse.
Vielleicht kam es ganz langsam, vielleicht war es mir zu schnell.
Ich wusste nicht wie ich es geschafft hatte die anderen zu überzeugen.
Ich kannte kaum noch eins von den Gerüchten die ich in die Welt gesetzt hatte und ich glaube Felix hatte nie von ihnen erfahren.Felix Hardy ist eine schwule Missgeburt.
Wie hatte ich es geschafft, die ganze Stufe gegen ihn zu hetzen.
Seine Freunde.
Ich wusste nicht einmal mehr wer seine damaligen Freunde waren.
Ardy?
Max?
Alles ist verschluckt in dem Hass, den ich ihm gegenüber aufgebaut hatte.
Hass der keinen Grund, keine Geschichte und keine Tiefgründigkeit hatte.
Gespielter Hass, der sich so verfestigt hatte, dass ich meine eigenen Lügen geglaubt hatte.
Dass ich über all den Schmerz in seinen Augen hinweg gesehen hatte.
Hass, der so dünn war, dass er in einer Sekunde wieder gebrochen war.Wie könnte ich je aufhören mich zu entschuldigen?
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Einer der Gründe | Rewilz
FanfictionJemandem den man liebt, bricht man das Herz, nicht die Nase. Als Felix nach langem Fehlen wieder in der Schule auftaucht, verändert sich einiges in seiner sonst so tristen Welt. Rewi, der ihn sonst nur für dumme Kommentare oder Schlimmeres ansprach...