Besuch

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Ich setzte meinen Helm ab und ging auf das graue Haus zu. Felix war heute, bzw. vor ein paar Minuten, entlassen worden. Sie hatten sich gegen die Psychiatrie entschieden und ich war mir nichtmal sicher ob ich das so gut fand. Klar, ich wollte ihn immer sehen, aber er sollte die Behandlung bekommen die er braucht. Er musste natürlich wieder regelmäßig zum Psychologen und ich machte es mir zur Aufgabe sicherzustellen dass er auch ging.
Ich klingelte und hoffte er würde die Tür aufmachen, mit seiner Mutter hatte ich bisher noch nicht gesprochen und ich war mir sicher dass sie mich hasste. Ich war immerhin der, der ihren Sohn gemobbt hatte. Und ich hatte auch nichts für sie übrig. Sie war die, die ihren Sohn allein gelassen hat. Klar, er war ihr nicht egal, aber sie hatte Alkohol und einen gewalttätigen Freund in sein sowieso schon beschissenes Leben gebracht.
„Was möchtest du hier?"
Ich zog die Luft scharf ein und musste mir ein paar Antworten verkneifen.
„Ich wollte zu Felix",sagte ich.
„Und was willst du von ihm?"
„Ich bin mit ihm befreundet."
Sie schüttelte den Kopf, ihre Mundwinkel zuckten nach oben. In mir staute sich Wut.
„Du bist also ein Freund von Felix. Du bist doch bestimmt einer dieser Schläger."
„Ich war vielleicht mal ein Schläger, aber jetzt bin ich einfach nur Sebastian. Und bitte halten Sie es nicht für unmöglich dass Felix Freunde hat, denn er hat welche."
„Du bist also Sebastian, der ihn mehrmals ins Krankenhaus befördert hat und mit Sicherheit auch für vorgestern verantwortlich ist?"
„Und Sie sind die Frau die den Selbstmordversuch ihres Sohnes nicht mitbekommen hat?"
Ich biss meine Zähne aufeinander, das hatte ich nicht wirklich gesagt.
„Basti?",ertönte es aus dem Flur.
Ich blickte an seiner Mutter vorbei, die mich wütend und verletzt anstarrte. Felix stand da und kam langsam auf die Tür zu. „Ist okay Mama, Sebastian ist ein Freund von mir."
„Du kannst gehen",sagte sie fest.
„Mama er-"
„Verlass sofort mein Grundstück und halte dich von Felix fern!"
„Aber, Basti du-",Felix blickte hin und her.
„Ist schon okay 'Lix, entschuldigen Sie was ich gesagt habe, ich gehe."
Ich drehte mich um und setzte mir wieder meinen Helm auf. „Das ist nicht dein Ernst",hörte ich Felix zischen. „Du wirst keinen Kontakt zu diesem Sebastian haben." „Ach jetzt willst du das ich wieder gar keine Freunde habe?"
Den Rest verstand ich nicht mehr, ich war zu weit weg. Ich startete den Motor und wollte losfahren, als ich Felix etwas rufen hörte. „Ich komme mit!" Ich sah ihn schräg an, setzte meinen Helm ab und gab ihm ihn. „Sorry meine Mutter wird sich wieder einkriegen",murmelte er und schlang seine Arme um meinen Bauch.
Ich blickte zu dem grauen Haus rüber, vor dessen Haustür immer noch seine Mutter stand und uns musterte. „Wenn die wüsste dass du mein Freund bist",er lachte und ich startete den Motor.

Einer der Gründe | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt