Sexualitäten

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Ich sah dabei zu wie er sich mit Sophia unterhielt und mich manchmal versuchte ins Gespräch einzubinden. Ich hatte keinen Hunger mehr, nachdem ich mühevoll vier Gabeln in mich gestopft hatte. Basti hatte mich zum Glück auch nicht weiter gezwungen, jedoch erntete ich einen verwirrten Blick von seiner Schwester.
Ich wusste ja was sie von mir dachte, ich war der Loser, den ihr Bruder ne lange Zeit gemobbt hatte.
,,Sollen wir nach oben?",fragte er und räumte unsere Teller in die Spülmaschine. ,,Danke und ja, wenn du fertig bist",antwortete ich und stand auf. ,,Jap, du kannst dir ja noch was nehmen wenn du willst",sagte er zu Sophia und verschwand mit mir aus der Küche. ,,Du solltest an deinen Essgewohnheiten arbeiten",flüsterte er. ,,Und du an deinen Kochkünsten",grinste ich. ,,Wenigstens waren es andere Nudeln",erwiderte er und warf sich wieder  auf sein Bett. ,,Was machen wir heute noch so?" ,,Ich weiß nicht, was machst du sonst so?",fragte ich. ,,Naja meistens bin ich am Wochenende feiern - Oh mist",er unterbrach als wäre ihm irgendwas eingefallen. Er griff nach seinem Handy auf dem Nachttisch und tippte darauf herum. Neugierig setzte ich mich neben ihn, erkannte auf dem Display dann aber den Chat von ihm und Thaddeus. ,,Taddl hat mich gefragt ob ich heute mit ihnen weggehe",seufzte er. ,,Aber ich sag natürlich ab, ich hab sowieso keine Lust."
,,Du kannst meinetwegen gehen, sind ja deine Freunde."
,,Ja und du bist mein Freund, du hast Vorrang. Außerdem sind sie ja nicht immer gute Freunde."
Ich konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
M e i n F r e u n d.
Wenn er es sagte klang es gleich noch tausendmal besser.
Aber es wird nie jemand anderes außer mir hören.
,,Du wirst ihnen nichts von uns erzählen oder?",fragte ich.
,,Tut mir leid."
,,Ist okay. Nur bitte werd am Montag nicht wieder so wie vorher."
,,Natürlich nicht und die Anderen werden dich auch in Ruhe lassen."
Ich lächelte und legte mich wieder neben ihn. ,,Was war eigentlich mit den ganzen Mädchen, mit denen du vorher zusammen warst?"
,,Nichts. Ich weiß nicht so recht, ich glaube ich hab nichts für die empfunden",sagte er.
,,Bist du schwul?"
Er sah mich verwirrt an, dann aber wurde er wieder ernst.
,,Ich will nein sagen, aber ich bin mit dir zusammen."
,,Vielleicht bist du bisexuell."
,,Ich will gar nichts sein."
,,Was hast du für ein Problem damit?"
Er seufzte.
,,Ich habe mir Jahre lang Gedanken darüber gemacht und ich hab auch eigentlich nichts gegen Homosexuelle, aber das ich schwul sein könnte - alles in mir sträubt sich dagegen."
,,Und deine Eltern?"
,,Ich weiß das sie was dagegen hätten, also vielleicht. Aber ich kann es nicht ertragen der schwule zu sein."
,,Und mein Freund zu sein?"
,,Das ist anders, also das macht mir nichts, nur wenn andere davon wüssten wäre ich der schwule."
,,Wäre das so schlimm?"
,,Ich will nicht mit irgendwas assoziiert werden. Ich will einfach mit dir zusammen sein und fertig. Ich will nicht das es jemand weiß, weil man mich anders sehen und behandeln würde."
,,Was glaubst du passiert dann?"
,,Davon abgesehen dass man mich hassen und fertig machen könnte, würden Luca und so distanzierter sein, weißt du was ich meine?"
Ich nickte und griff nach seinem Arm.
,,Vielleicht wird dann alles besser",murmelte ich und verschränkte unsere Finger.
,,Du kannst sein wie du bist und die Menschen die das nicht akzeptieren sind nicht deine Freunde."
,,Ich will aber keinen meiner Freunde verlieren."
,,Ja ich weiß. Aber überleg dir ob es nicht besser wäre mit offenen Karten zu spielen."
,,Hauptsache du bleibst",er rollte sich zu mir und lehnte sich über mich.
,,Wenn dieser Sebastian bleibt, ja."
Ich löste unsere Hände und schlang meine Arme um seinen Hals, sodass es keinen Bruchteil einer Sekunde dauerte  bis wir uns wieder küssten.

Einer der Gründe | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt