Mornings

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P.o.v.: Felix

Ich stützte meinen Kopf auf meine Hand und beobachtete Basti weiter beim Schlafen.
Was konnte ein Mensch wie er bloß an mir finden?
Was brachte ihn dazu mich zu lieben?
Warum konnte er es, ich aber nicht?
Ich könnte stundenlang in den Spiegel schauen, aber nichts würde ich entdecken was auch nur ansatzweise attraktiv wäre - zudem ich nichtmal eine Minute in den Spiegel gucken konnte ohne loszuheulen.
Vielleicht fand er auch ausschließlich meinen Charakter gut, auch wenn ich meiner Meinung nach gar keinen besaß. Ich war langweilig, stumm und zurückhaltend, schon bevor ich depressiv wurde. In was verliebte er sich? Der Gedanke er würde mich eigentlich gar nicht lieben war zwar ziemlich verblasst, doch er wanderte immer noch durch meinen Kopf. Ich wollte nicht darüber nachdenken.
Ich hatte jemanden wie ihn gar nicht verdient. Ich sollte einfach aufstehen und gehen. Zurück zu meiner Mutter die davon ausging dass ich neuerdings Drogen zu mir nahm, sie glaubte mir immer noch nicht das ich Freunde hatte. Ich konnte es auch nachvollziehen, denn wie gesagt, mich kann man eigentlich nicht mögen.
Ich wollte in mein Bett, in mein dunkles Zimmer und mit Musik auf den Ohren an die Decke starren. Vielleicht war ich dazu bestimmt allein zu sein. Vielleicht ist leben nichts für mich. Denn alles was ich hier tat fühlte sich falsch an. Nicht die Situation, sondern ich. Ich fühlte mich falsch hier. Ich gehörte hier nicht hin, nicht in sein Bett, nicht an seine Seite und ich fragte mich wie ich hierher gekommen war. Ich fühlte mich aufgefordert zu gehen. Gleich musste ich aufstehen, nachhause gehen und an die Decke starren. Ein Fehler war das ganze. Ich hatte Angst dass es ihm auffallen könnte. Wie wenig ich in sein Leben passte, wie schwach seine Liebe zu mir doch eigentlich war. Ich wollte es nicht hören und ich hatte das beklemmende Gefühl, dass er jeden Moment die Augen öffnen und genau das sagen würde.
Ich war zwar noch ziemlich müde, doch schlafen kam nicht in Frage, dafür ging mir zu viel durch den Kopf. Irgendwann würde Basti bestimmt genug von mir haben. Von meiner depri-Stimmung, meinen Narben und meinen Gedanken. Ich hatte ja auch keine Lust mehr auf mich. Zudem es nie aufhören wird. Es wird immer Tage geben, an denen ich kein Wort mit ihm rede, mich isoliere und vielleicht sogar zeitweise Schluss mache. Es tat mir jetzt schon weh daran zu denken. Es musste irgendwann zu viel für ihn sein, daran würde unsere Beziehung kaputt gehen.

Ich hatte meine Augen mittlerweile auf irgendeinen Punkt an der Wand gerichtet und bemerkte somit nicht, dass mich zwei blaue Augen anstarrten.
Erst als er mit seinen Fingern durch meine Haare fuhr, hatte er meine Aufmerksamkeit erlangt. „Woran denkst du schon wieder?",fragte er, seine Stimme war noch ganz verschlafen.
„Nichts wichtiges",sagte ich.
Nicht wichtig, existenziell.
„Mach dir nicht so viele Sorgen."
Ich nickte und sah ihm weiter in die Augen. Es schien ihm schwer zu fallen sie offen zu lassen. „Wie viel Uhr ist es?" „Sieben." Er sah mich unglaubwürdig an und schmunzelte. „Wieso sind wir dann schon wach?"
„Du kannst ruhig weiter schlafen",entgegnete ich. „Du aber auch." Er hob seinen Arm und ich drehte mich zur Wand. Er zog mich an sich und fuhr mit seiner Hand unter meinen Pullover. „Da kann ich ja gleich oberkörperfrei hier liegen",sagte ich ironisch und sofort spürte ich seinen Griff am Stoff, den er langsam hoch zog. „Ey",ich packte seine Hand, doch ich hörte ihn daraufhin nur amüsiert seufzen. Ich ließ locker und er ließ seine Hand auf meinem Bauch liegen. Ich dachte es würde mir schwer fallen so weiter zu schlafen - nicht nur wegen dem Kribbeln in meinem ganzen Körper, sondern auch wegen meinen Gedanken - aber sie verstummten.

Einer der Gründe | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt