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P.o.v.: Rewi

Eine Weile saß ich einfach nur mit Felix am Küchentisch.
Stumm blickte er immer wieder durch den Raum, beäugte die Fotos von meiner Familie oder den Boden. Ich kam mir ziemlich dumm vor ihm zu essen, wenn er nur ablehnte. Er sah ohnehin ziemlich mager aus, aber das war vermutlich auch meine Schuld.
Ich konnte nicht aufhören mir darüber Gedanken zu machen. Ich hatte ihn zu all dem gebracht. Ich hatte ihn zu einem unsichtbaren Aussenseiter mit blauen Flecken und depressiven  Selbstmörder gemacht.
Er ist kaputt, weil meine Beliebtheit mir wichtiger war. Wie konnte ich all das tun? Wie konnte ich nicht sehen, wie sehr ich ihn bereits gebrochen hatte? Warum musste er erst versuchen sich umzubringen, damit ich es merkte?

Ich griff nach meinem Handy und checkte WhatsApp. Luca hatte mir geschrieben, er wollte gleich hier hinkommen. Ich biss auf meine Lippe, was Felix Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete. Interessiert sah er mich an. Mir durfte doch nicht wieder mein Image wichtiger sein als er. ,,Luca will vorbeikommen",sagte ich etwas kleinlaut. Das kam sicher so rüber, als würde ich ihn loswerden wollen. ,,Dann gehe ich wohl doch..",begann er. ,,Nein! Also, ich kann auch Luca absagen",fiel ich ihm ins Wort. Doch er schüttelte den Kopf und stand auf. ,,Brauchst du nicht. Der Regen ist auch weniger geworden."
Ich sah aus dem Fenster, tatsächlich waren es nur noch vereinzelte Tropfen die gegen die Scheibe fielen. Außerdem konnte ich Luca nicht absagen. Wenn er sagt er kommt, kommt er. Er wohnte ja auch nicht weit weg, etwas weiter als Felix.
Ich sah wieder zu ihm. ,,Ich hole kurz meinen Rucksack",sagte er und verschwand aus dem Raum. Ich wollte etwas sagen, doch mein Mund öffnete sich nicht.
Ich stand auf und stellte den Teller in die Spüle. Es war verantwortungslos ihn einfach gehen zu lassen. Zwar war ich nicht seine Mutter, aber wahrscheinlich interessierte ich mich mehr für ihn als sie. Wenn ich ihn jetzt gehen ließ, würde er sicher wieder von seinem Vater verprügelt werden. Auch wenn Felix es verneinte, wusste ich das ich recht hatte.
,,Ähm.. Danke und bis Montag",hörte ich hinter mir. Ich drehte mich um und versuchte schnell irgendeine Lösung zu finden. ,,Warte! Du hast doch meine Nummer oder?",fragte ich. ,,Woher sollte ich die haben?" ,,Aus der Klassengruppe." Er hob eine Augenbraue. Natürlich war er dort nicht drin. ,,Okay, gib mir dein Handy",forderte ich ihn auf. Er zog es aus seiner Hosentasche und drückte es in meine Hand. Der Bildschirm war zersplittert, woraufhin ich mich kurz dafür entschuldigte, auch wenn Ardy es getan hatte. Ich ging auf seine Kontaktliste, die Tatsächlich leer war. Leer. Absolut kein Kontakt, außer dem oben stehenden Felix Hardy. Ich drückte auf das Plus und speicherte meine Nummer ein. Nun stand unter ihm, Sebastian. Ich legte es ihm zurück in die Hand und er sah mich immer noch verwirrt an. ,,Ruf mich an wenn was ist. Egal was",betonte ich. Er nickte  und drehte sich um. Mit einem Klicken und einem Tschüss von beiden Seiten, war er verschwunden.
Wieder war ich egoistisch. Wieder stellte ich meinen sozialen Stand über ihn. Ich verstand mich selbst nicht. Hatte ich so eine Angst gehasst zu werden? Aber wieso musste er diesen Hass dann bekommen?
Das einzige was ich jetzt noch tuen konnte, war hoffen, dass er nicht Luca über dem Weg lief.

Einer der Gründe | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt