Okay

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Ich rutschte weiter an Wand und er legte seine Lippen auf meine. Was genau geschah wusste ich nicht, aber ich machte mit. Auch wenn zu viele Gedanken in meinem Kopf kreisten, auch wenn ich immer noch an unserer Beziehung zweifelte, machte ich mit. Ich legte meine Hände an seinen Nacken und bewegte meine Lippen im selben Rhythmus wie er. Mein Herz schlug wie wild, er hätte es hören müssen. Seine Finger fuhren durch meine Haare und strichen meinen Nacken entlang. Ich fand es ja auch gut, es gefiel mir, aber -. Ich konnte nicht darüber nachdenken, er lenkte mich ab und ich war mir nicht sicher ob das gut oder schlecht war. Kurz ließ er von mir ab, um sich seinen Pullover über den Kopf zu ziehen. Mein Puls pochte mir gegen die Schläfe. Natürlich ließ ich meinen Blick über seinen Oberkörper streifen, er sah nunmal gut aus, mehr als das. Rewi war verdammt heiß. ,,Ist das okay?".fragte er und hielt inne, bis ich zustimmend nickte. Es war mehr als okay. Seine Lippen fanden ihren Weg zu meinem Hals, mein Körper brannte und trotzdem bekam ich Gänsehaut. Seine Finger fuhren unter meinen Pullover und griffen sich dann am Saum fest. Ich wollte das er weiter macht, aber mein Kopf wollte anders. Ich wollte das er mich küsst und ich wollte alles was er tun wollte. Aber dann spürte ich etwas anderes.
Ich spürte nicht mehr seine Küsse, sondern seine Schläge. Das brennende Gefühl, welches definitiv das schönste Gefühl war, das ich je gespürt hatte, wandelte sich in Panik. Pure Panik. Denn es war nicht die weiche Matratze unter mir, es war der geflieste Boden in der Schule. Seine Finger waren Fäuste, die mich immer fester in die Rippen trafen.
Fuck.
Nein.
Bitte nicht.
Ich wollte nicht, aber mir war nach schreien zumute. Und ich bat meinen Kopf diesen Moment nicht zu zerstören, aber ich hörte nur noch das Lachen. Wie er, wie jeder mich auslachte. Ich kniff meine Augen zusammen und versuchte es zu unterdrücken. Aber jede seiner Berührungen machten alles nur noch schlimmer. Alles dröhnte. Es waren nicht nur Bilder, es waren Schläge, ich spürte sie auf meiner Haut.
,,Stop, bitte!"
Es tat weh. Es tat so unglaublich weh.
Er wich zurück und ich hielt mir meine Hände vor mein Gesicht.
,,Alles o-",er strich mir durch die Haare, aber ich drückte ihn weg und rutschte noch enger an die Wand.
,,Bitte, ich, hör nur auf."
,,Hab ich irgendwas falsch gemacht?"
,,Nein! Bitte Basti, bitte geh weg",stotterte ich. Er rutschte von mir weg und ich winkelte sofort meine Beine an.
Fuck.
Fuck.
,,Felix",flüsterte er, aber meine Aufmerksamkeit bezog sich nur noch auf meine Atmung, die viel zu unkontrolliert ging. ,,Hast du eine Panikattacke?"
Die Tränen brannten in meinen Augen und alles fühlte sich an als wäre ich gerade zusammengeschlagen worden. Ich glaubte meine Lunge würde explodieren. Ich wollte Basti sagen er soll gehen, er sollte mir nicht dabei zusehen wie ich komplett durchdrehte.
Aber er setzte sich neben mich und ich spürte seinen Arm um meinen Rücken. Wieder wollte ich ihn anschreien, aber dann ließ ich es zu. Er zog mich näher zu sich. ,,Alles ist okay." Es beruhigte mich. Ich war nicht in der Schule, ich lag nicht auf den Fliesen, er hatte mir nicht weh getan. Er hatte nichts getan und mir ging es gut. Das war nur Panik.

Es dauerte eine Weile bis ich wieder klar denken konnte und meine Atmung sich normalisiert hatte. Ich wischte über mein Gesicht, das immer noch tränennass war. Es war mir so unglaublich peinlich. Ich hatte es kaputt gemacht. Am liebsten wollte ich einfach Nachhause, das vergessen was soeben passiert war. ,,Sorry",murmelte ich, aber er schüttelte den Kopf. Vorsichtig beugte er sich zu mir und sah mich solange an bis ich nickte, erst dann küsste er mich. Und es tat mir so leid. Er war ja nichtmal der Grund gewesen. Er hatte alles richtig gemacht, mein Verstand hat mir Bilder vor die Augen geworfen und mich geschlagen.
,,Das war nicht deine Schuld. Du hast nichts falsch gemacht",sagte ich. ,,Und was ist dann passiert?",fragte er. ,,Ich weiß nicht. Ich musste an etwas anderes denken, ich wollte nicht, aber mein Kopf hat verrückt gespielt. Ich wollte das nicht kaputt machen." Wieder schossen mir Tränen in die Augen, aber ich hielt sie zurück. ,,Ist okay, du hast nichts kaputt gemacht." Ich lehnte mich an ihn und er rutschte herunter, sodass ich meinen Kopf auf seiner Brust ablegen konnte. Seine Haut war immer noch heiß. Ich legte meinen Arm auf seinen Bauch und er strich mir langsam durch die Haare. ,,Sorry",sagte er. ,,Wofür?" ,,Für eben. Ich habe nicht darüber nachgedacht was ich sage, du bist die richtige Entscheidung Felix."

Einer der Gründe | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt