Natürlich bekam Basti nichts von meinen Zweifeln mit, als er mich am nächsten Morgen wieder mit dem Motorrad abholte.
Ich küsste ihn zur Begrüßung, schlang meine Arme um seinen Bauch und hörte mir seine Sorgen an.
Dass Taddl und Ardy immer noch nichts gesagt hatten, dass niemand ihn zu der Party eingeladen hatte die am Samstag statt fand und dass zwei Unbekannte ihn auf WhatsApp beleidigt hatten.
Er tat mir leid, er hatte sowas nicht verdient.
Ich sagte ihm, dass sich alle wieder einkriegen würden.
Und mit meinen Sorgen blieb ich allein.Ich hatte jemanden dem ich vertraute,
doch ich konnte nicht mit ihm über ihn reden.
Würde ich ihn darauf ansprechen, würde es nur ausarten.Also saß ich im Klassenraum auf meinem Einzelplatz und dachte über ihn nach.
Dachte daran wie sehr er sich immer noch für mich schämte.
Für wie falsch er unsere Beziehung hielt.
Wie gerne er die Zeit zurück drehen wollte
Und ich dachte daran, dass er nicht wusste wie sehr mich seine Worte verletzten.Gleichzeitig machte ich mir Vorwürfe.
Weil er wegen mir seine Freunde verloren hatte.
Weil er wegen mir ausgegrenzt wurde.
Weil er wegen mir beleidigt wurde.
Ich war seine Probleme Schuld und er einen Teil meiner.
Vielleicht wollte ich es nicht sehen, doch unsere Beziehung war ein einziges Problem. Es schien ausweglos. Ich sah mich schon am Anfang einer nie endenden Spirale.Probleme - Schluss machen - Vermissen - Zurücknehmen - Probleme ...
Ich war ratlos.
Ich wusste nichtmal ob er sich darüber bewusst war. Vielleicht dachte er alles wäre gut.
Ich erschrak aus meiner Starre als meine Mitschüler sich erhoben. Ende der Stunde. Ich drängte mich aus der Tür und suchte nach meinem Freund. „Auf meinem Stuhl steht Schwuchtel zwei",er seufzte. „Rede doch bitte mit Taddl und Ardy",sagte ich. „Die werden genauso wie Luca reagieren." „Weißt du nicht." Wir setzten uns auf eine der Bänke draußen. „Das ist mir alles zu viel",murmelte er. „Das wird wieder besser. Außerdem ist die Schule eh bald vorbei." „Und dann? Bin ich immer noch ohne Freunde." „Du hast wenigstens mich." „Ich weiß 'lix, du bist der einzige der mich nicht hasst."
Ich atmete tief ein und stand dann auf. „Wohin gehst du?"
„Warte",sagte ich und entfernte mich von Basti.
Etwas weiter standen Ardy, Max, Luca und Taddl. Ich ging geradewegs auf sie zu. Nicht gerade selbstsicher, aber wütend.
Wütend, weil mein Freund so unglaublich traurig war.
Wütend, weil er unsere Beziehung deswegen immer noch für falsch hielt.
Wütend, weil er es hasste mich zu lieben.
Und wenn ich mir nicht selbst die Schuld geben konnte, waren sie die nächsten.
„Was seid ihr eigentlich für beschissene Freunde?",war das erste was ich sagte. „Meine Fresse Basti ist immer noch derselbe, kommt mal klar!" Ich wusste selbst nicht was ich gerade machte. Leichtsinnig.
Die vier sahen mich verwirrt an.
„Hardy was willst du?",fragte Luca. „Redet wieder mit Basti, hört auf ihn zu ignorieren!" Er lachte.
„Anders als du will ich nichts von Schwuchteln."
Das war zu viel.
Bei allem was er bisher schon zu mir gesagt hatte, das durfte er nicht.
Nicht mit Basti.
Ich warf ihn zu Boden. Woher auch immer ich diese Kraft nahm, sie schien unermesslich.
Ich holte zum Schlag aus.
Der erste war für Basti.
Für jeden ignoranten Blick.
Der zweite für die letzten Jahre.
Jeden Schlag.
Und der dritte für Schwuchtel.
Niemand durfte meinen Freund beleidigen.
Ich wollte weiter auf sein bereits blutendes Gesicht einschlagen, da wurde ich zurückgerissen.
„Felix!",es war Jodie. Mein Herz lief Amok und das spürte ich erst jetzt. Sie riss mich mit sich und drückte mich auf irgendeine Bank, weit weg von anderen.
„Spinnst du?",fragte sie. „Warum hast du das gemacht?"
„Keine Ahnung, er hat Basti beleidigt und ich -",ich rieb mir übers Gesicht.
„Ich war sauer."
„Auf wen denn?"
„Auf alles."
Jetzt tauchte auch Bast auf. „Hast du dir irgendwas getan?",fragte er und inspizierte mein Gesicht. Ich verneinte und kassierte einen Schlag auf den Hinterkopf. „Aua." „Jetzt hassen die mich doch noch tausendmal mehr, wieso hast du das gemacht?"
„Aber -" „Nee Felix hör auf damit! Wegen dir hat das alles angefangen und jetzt machst du es nur schlimmer!"
Wegen mir.
Ich starrte ihn an.
Verpiss dich, dreh dich um.
Lass mich allein, hass mich.
Ich habe oft genug vor dir geheult.
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Einer der Gründe | Rewilz
FanfictionJemandem den man liebt, bricht man das Herz, nicht die Nase. Als Felix nach langem Fehlen wieder in der Schule auftaucht, verändert sich einiges in seiner sonst so tristen Welt. Rewi, der ihn sonst nur für dumme Kommentare oder Schlimmeres ansprach...