Kapitel 7

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Marcel's Sicht:

Ich und eine Halbschwester?!? Nein! Niemals!

Als dieses Mädchen dann weg ist, setze ich mich auf die Couch.

"Marcel...sie ist wirklich deine Halbschwester.", sagt Jenny nun.

"Und woher willst du das wissen? Hast du Beweise?!"

Sie nickt und reicht mir ein kleinen Stapel Papiere.

Ich schaue mir die an und mir wird schlecht.

Da steht tatsächlich der Name meines Vater, der der Spender gewesenen ist.

"Wa....was?!?"

"Sie wäre früher hier aufgekreuzt, aber sie hat es selbst er vor kurzem erfahren. Vielleicht solltest du deinen Vater anrufen."

Ich nicke leicht und nehme das Telefon, dann rufe ich zuhause an.

A: "Schmelzer?"

M: "Hallo Papa!"

A: "Hallo Marcel! Was verschafft mir die Ehre, dass du anrufst?"

M: "Heute war eine junge Frau hier, die mir sagte sie ist meine Halbschwester. Willst du mir irgendwas sagen?"

A: *seufzt* "Sie hat dich also endlich aufgesucht und es von ihrer Mutter erfahren."

M: "Warum hast du mir das nie erzählt?!? Und wieso überhaupt hast du mal Samen gespendet?"

A: "Ich war jung und doof mit meinen Kumpels...das war alles irgendwie wie eine Wette. Wir alle hatten welche gespendet und...ja aus meiner Spende ist eben nun ein erfolgreiches Mädchen geworden."

M: "Und mir oder Mama das zu sagen konntest du nie?!?"

A: "Deine Mutter weiß schon lange davon. Du warst gute drei Jahre alt, als das alles passiert ist."

M: "Also seit 26 Jahren verschweigt ihr mir das?!?"

A: "Wie zum Teufel hätten wir wissen sollen, dass dich interessiert, dass es dort noch jemanden gibt."

M: "Ich verstehe nicht, warum sie mich aufsucht!"

A: "Weil sie Einzelkind ist. Ihr Vater der sie großgezogen hat, starb als sie 16 Jahre alt war. Jetzt hat Susan wohl ihr erzählt, dass es nicht ihr leiblicher Vater war, sondern ich das bin und das sie dadurch eben einen Halbbruder hat. Marcel, wenn du mit Jasmin nichts zu tun haben willst, dann sag ihr das! Sie ist extra aus der Schweiz zu dir!"

M: "Wieso denn Schweiz?"

A: "Weil sie noch während die Mutter von ihr noch Schwanger war mit ihr, zurück in ihr Heimatland gezogen. Und der Mann hatte einen Job da bekommen. Deshalb!"

M: "Aha...du Papa, ich muss jetzt nachdenken. Ich wollte bloß aus deinem Mund hören, dass das wahr ist."

A: "Ja ist es Marcel!"

M: "Ok. Tschüss Papa!"

A: "Tschüss Marcel!"

Ich lege auf und schaue zu Jenny, die mit gehört hatte, da ich auf laut hatte.

"Wenn du mit ihr reden willst. Sie schläft zur Zeit bei Roman."

"Roman?! Roman Bürki?"

"Ja...sie hatten sich kennengelernt und er hat sie aufgenommen, solange sie hier ist."

"Der nimmt einfach eine fremde Frau auf?!? Respekt!"

Ich stehe wieder auf und gehe in den Flur, wo ich mir meine Schuhe und Jacke anziehe.

"Wo gehst du hin?"

"Bürki einem Besuch abstatten."

"Marcel...ich weiß, ich sollte mich da raushalten, aber ich finde du solltest diesen Kontakt aufbauen. Auch wenn du sie noch nicht kennst, sie ist deine kleine Schwester."

"Halbschwester!", korrigiere ich sie.

"Doch trotzdem ist sie seine Schwester! Hör auf hier die Zicke zu spielen! Sie hat endlich erfahren, dass sie einen Bruder hat und wird so gemein behandelt von dir!"

Ich nehme meinen Autoschlüssel und Geldbeutel, dann schließe ich einfach die Haustür.

Später kann ich mich noch immer entschuldigen Jenny, doch jetzt gerade geht das nicht.

Ich steige in mein Auto und fahre los zu Roman, wo ich recht schnell ankomme.

Dann bleibe auf einem Parkplatz stehen und schaue zu dem Gebäude.

Nun überkommt mir die Angst.

Will ich ihr jetzt wirklich gegenüber treten?

Eigentlich würde ich mich jetzt am liebsten verkriechen und darüber in Ruhe nachdenken.

So starte ich den Motor wieder und fahre noch Hause.

Dort steige ich gleich aus und gehe in das Haus.

"Das ging aber schnell!", sagt Jenny bloß.

"Ich hab nicht mit ihr geredet.", murmle ich.

"Was? Wieso denn nicht?"

"Weil ich Angst bekommen habe! Ich will jetzt einfach nur Ruhe und darüber so nachdenken!"

Jenny nickt und geht dann in das Wohnzimmer, solange ich nach oben gehe.

Ich lasse mich im Schlafzimmer auf das Bett fallen und schließe meine Augen.

Eine Halbschwester...mein Vater ist Spender gewesen und daraus ist ein Mensch entstanden.

Das gibt es doch nicht! Wieso hat er es mir nicht schon früher gesagt?!?

Ich wünsche ich könnte es verstehen, aber ich kann es nicht.

Wenn er es mir früher gesagt hätte, dann hätte ich vielleicht heute etwas "netter" auf diese Frau reagiert.

Ich drücke mir ein Kissen auf das Gesicht und seufze laut.

Ich muss herausfinden, wie lange sie noch in Dortmund ist, bis sie zurück in die Schweiz geht.

Vielleicht habe ich noch zwei Tage oder so zum nachdenken.

Will ich überhaupt Kontakt zu ihr? Ich hab es jetzt ohne sie auch sehr gut geschafft!

Jenny findet, dass ich den Kontakt aufbauen soll.

Und dann? Dann habe ich die Verantwortung von einer kleinen Schwester, die ich dann beschützen muss, da ihr kein Typ auch nur ein Haar krümmt.

Hach Marcel! Gerade sprichst du solche Sachen und lässt es zu, dass sie bei einem Schweizer Goalkeeper schläft. Und dann noch bei einem, der gut aussieht!

Klappe innere Stimme! Dich hat gerade mal keiner gefragt.

Doch einerseits hat sie recht, denn ich lasse Jasmin tatsächlich bei einem Kollegen von mir schlafen.

Och neee, dann verlieben die sich bestimmt noch und dann geht der Spaß erstrecht los.

Entweder stehe ich dann hinter Roman oder hinter Jasmin, wenn die sich trennen.

Oder ich muss Roman verkloppen, weil meine kleine Halbschwester wegen ihm ihre Tränen vergießen tut.

Das Kissen landet mit etwas Wucht an der Tür, dann schaue ich an die Decke.

Kontakt aufbauen ja oder nein?

Ich mache mir im Kopf Eile pro und contra Liste, bis ich in einem leichten Schlaf falle.

Von der Kindergartenliebe zur großen Liebe (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt