Kapitel 8

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Es brennt! Alles brennt! Ich brenne! Wasser... Ich brauche Wasser! Bitte! Ich will nicht sterben... Ich will leben! Ich brauche nur ein bisschen... Einen winzigen Tropfen, der das Feuer löscht... Bitte... Röchelnd schnappe ich nach der glühenden Luft, die meine Lunge entflammt. Es tut so weh! So verdammt weh!

Schleppend spüre ich, wie meine anderen Sinne erwachen. Blut. Ich schmecke dickflüssiges, heißes Blut. Mein eigenes? Es fließt in meinen Hals, verstopft meine zerquetschte Röhre. Flammen lodern immer unnachgiebiger in mir auf. Ich muss atmen! Atmen! Mein Brustkorb erbebt, woraufhin der zehrende Husten schmerzvoll das sickernde Blut zerschlitzt. Jedes Krächzen treibt mich wieder näher in die Ohnmacht, welche ich gerade erst verdrängen konnte.

Schlagartig erbreche ich meinen ganzen Mageninhalt. Blut. Alles schmeckt nach Blut und Salz. Salz? Qualvoll stöhne ich auf. Meine Gliedmaßen sind bleischwer. Mein Schädel dröhnt und benebelt meinen Verstand. Unfähig mich zu rühren, konzentriere ich mich darauf, kontrolliert zu atmen. Eins nach dem anderen. Erst ein, dann aus. Ein... Aus... Ich bin zerbrochen, zerfetzt, zersprungen. Als hätte ein Brenneisen jede Zelle meines Körpers gebrandmarkt, suhle ich mich in meinem eigenen Leid.

Stell dich nicht so an!, schnauze ich mich selbst an. Das kann doch keiner mit ansehen! Jetzt beweg dich endlich mal! Zischend brennt sich der Sauerstoff in meine Muskeln. Ich habe noch alle Gliedmaßen. Sie sind nicht zerfetzt.

Ich kämpfe behutsam darum, meine Finger und Zehen zu regen. Es fühlt sich so an, als würden tausend Nadeln auf mich einprasseln und meine Muskelfasern bis auf einen Strang abtrennen, sodass es nahezu unmöglich ist, sich zu rühren. Ich darf nicht aufgeben! Ich schaffe das! Die unumstößliche Stimme drängt mir eine Zuversicht auf, die meinen Verstand übertönt. Es ist nicht unmöglich, also muss es klappen!

Ich ringe mit der Schwerkraft, die meinen tonnenschweren Körper auf den feuchten Boden presst. Ein feuchter Boden? Lindernd schwappt die Kühle in meine Knochen, beschwichtigt mein inneres Höllenfeuer. Blut, ich rieche so viel Blut. Eine verkrustete Flüssigkeit umgibt mein Gesicht wie eine Maske. Was ist das?

Gebrechlich stemme ich mich hoch. Meine Arme schaffen es kaum, ihr eigenes Gewicht zu halten, dennoch stützen sie meinen Rumpf. Ich verharre keuchend in der Luft, nachdem der Druck auf meiner Lunge gemildert ist. Mein Herz hämmert und mein Puls übertönt jedes andere Geräusch, als wäre ich allein mit dem feuchten Boden.

Allein... In mir zieht sich alles stechend zusammen. Wo sind die anderen? Bin ich überhaupt allein? Angst vermengt sich mit den Schmerzen und lähmt meine Gedanken. Wo bin ich? Bewusst atme ich ein und aus, um meinen Herzschlag zu beruhigen und die Panik zu vertreiben. Ich lebe. Das ist am wichtigsten und der Rest wird sich ergeben.

Unscheinbar mischen sich andere Wahrnehmungen in mein Bewusstsein. Ich rieche Blumen, nasse Erde und feuchtes Gras. Einen modrigen Holzgeruch. Irgendetwas sticht in meine Haut, bohrt sich in meine Wunden. Mein Rücken glüht, als würde jemand mit einem Flammenwerfer über ihn herfallen, während meine Vorderseite von der erfrischenden Nässe abgekühlt wird. Zaghaft gleiten meine Finger über den Untergrund, doch nichts kann durch die Taubheit in meinen Tastsinn dringen. Es ist als läge alles unter einer dicken Staubdecke. Ich merke zwar, dass hier etwas stachelartiges sein muss, doch mehr auch nicht.

Ich zerre gewaltsam meine verklebten Augen auf. Ich muss sehen, wo ich bin. Alles ist verschwommen und nur spärlich kann ich vereinzelte Formen erkennen. Ein grüner Fleck hier, ein brauner dort, aber alles ist überschattet von einem rostbraunen Ton.

Ich reibe kläglich über meine Augen und verwische damit den Schleier. Was ist das? Überfordert starre ich auf meine Hand. Sie ist tiefrot, während die braunen, schon getrockneten Stellen sie wie eine zweite Haut umschließen. Blut. Meine ganze Hand ist voller Blut.

Durch den Nebel - Jenseits aller RegelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt