"Er sitzt hinten auf der Couch. Viel Glück mit ihm." Dankend verabschiede ich mich vom Hünen, auch wenn ich seinen letzten Satz nicht ganz begreife. Schulterzuckend belasse ich es einfach dabei und beschwingt schreite ich in die mir genannte Richtung. Ich kann mein Glück gar nicht fassen. Ich habe es tatsächlich geschafft, einen wildfremden Mann in einem riesigen Club zu finden. Wild flattert die Zuversicht in mir und fröhlich schenke ich jedem ein Lächeln, an dem ich vorbei gehe. Meinetwegen kann jeder einen Teil meiner guten Laune abgekommen. Schaden wird es ihnen nicht.
Von weitem kann ich die Sitzecke schon erkennen, auf den mehrere Männer sitzen und sich grölend betrinken, doch an einem von ihnen bleibt mein Blick hängen. Seine athletische Gestalt hebt ihn von den Muskelbergen seiner Kumpel ab. Er wirkt beinahe schmächtig im Vergleich zu ihnen, aber ich würde mein ganzes Geld darauf verwetten, dass er jeden im Kampf schlagen würde. Seine rabenschwarzen Haare betonen sein strahlendweißes Schmunzeln, denn von einem Lächeln ist es noch weit entfernt. Leuchtend schimmern seine königsblauen Augen im gedämpften Licht.
Atemlos reiße ich mich aus meiner Trance und augenblicklich schießt mir das Blut in die Wangen. Ich kann ihn doch nicht einfach so anstarren! Ich kenne ich nicht einmal! Tief atme ich ein und aus, um mein rasendes Herz zu beruhigen. Ich muss ihn gleich davon überzeugen, dass er den Geschwistern helfen soll. Bis dahin sollte sich mein Verstand bitte wieder eingeschaltet haben, denn ich möchte ungern vor ihm und seinen Freunden herumstottern.
Selbstsicherer als ich mich eigentlich fühle, steuere ich auf sie zu und trällere, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, fröhlich: "Hi." Dabei studiere ich nur den einnehmenden, jungen Mann. Seine Haut ist von der Sonne gebräunt, seine kurzen Haare fallen ihm locker in die Stirn und seine Nase und sein Mund passen perfekt in das kantige Gesicht. Er könnte ein Model sein, aber seine mit Schwielen überzogenen, kräftigen Hände deuten auf etwas anderes.
Abfällig richten seine Kumpel für den Bruchteil einer Sekunde ihre Aufmerksamkeit auf mich, bevor sie sich wieder ihren Gesprächen widmen. Tristan ignoriert mich gänzlich, als hätte er meinen Ausruf gar nicht gehört.
"Tristan, kann ich bitte kurz mit dir reden?" Unsicher wäge ich ab, wie viel die Anderen von unserem Gespräch mitkommen sollten. "Allein?" Am besten, überhaupt nichts.
Genervt verzeiht er sein Gesicht und schnaubt lustlos auf. Dabei sieht er mich kein einziges Mal an. "Kleine, verschwinde. Du nervst", tönt es arrogant von einem der Gorillas.
"Mit dir habe ich nicht geredet", erwidere ich gereizt. Jetzt habe ich ihn schon gefunden, aber er ignoriert mich! Meine gute Laune verfliegt genauso schnell, wie sie gekommen ist und Ungeduld nimmt ihren Platz ein. Es verunsichert mich, dass er überhaupt nicht auf mich reagiert. Kann er mich nicht wenigstens ein wenig mehr beachten? Dann könnte ich ihn leichter davon überzeugen, mir zu zuhören. Angst bahnt sich wieder einen Weg in meinen Geist und niedergeschlagen beiße ich auf meiner Lippe herum. Was ist, wenn ich es nicht schaffe, ihn zum Helfen zu überreden? Lara und Max verlassen sich auf mich, ich darf nicht verlieren.
"Tristan, es ist wirklich wichtig!", dränge ich. Diese ganze Situation ist doch vollkommen verrückt! Ich sehe ihn das erste Mal und bin trotzdem enttäuscht darüber, dass er überhaupt kein Interesse zeigt. Es ist, als würde er mich in ein eiskaltes Becken schmeißen und mich teilnahmslos ertrinken lassen. Seine ganze Körperhaltung ist von mir abgeneigt und verschlossen. Seine muskulösen Arme hat er vor der Brust verschränkt und gelangweilt lehnt er sich mit geschlossenen Augen nach hinten. Seinen Kopf hat er bewusst von mir abgewendet.
"Mädchen, merkst du nicht, dass du verschwinden sollst?!", schnauzt mich der Nächste an. Es ist mir egal, was die anderen sagen. Meinetwegen können sie schimpfen und mich beleidigen, wie sie möchten. Selbstsicher straffe ich meine Haltung und baue mich vor der Meute auf. Ich bin kein kleines Mädchen, welches sich vor ein paar aufgeblasenen Möchtegernen verstecken muss.
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Durch den Nebel - Jenseits aller Regeln
Fantasy"Gehe nicht mit Fremden mit!" Jeder kennt diese Warnung, aber niemand kann sich alle Konsequenzen bewusst machen, die bei einer Missachtung folgen. Es ist alles möglich und nichts ist sicher. So muss auch die Studentin Alexandra ins kalte Wasser spr...