Nach sieben Nächten im Krankenhaus darf ich endlich zurück in meine Wohnung. Die Ärzte haben sich dazu entschlossen und weil ich sie jeden Tag darum gebeten habe, mich zu entlassen. Wie ich erwartet habe sind meine Werte nicht hundertprozentig normal, aber trotzdem noch gut genug, dass man mich gehen lässt.
Zwar ist Jana jeden Tag zu mir gekommen und hat mich abgelenkt, doch war mir die meiste Zeit stink langweilig. Den Blödsinn, welcher Mittags im Fernseher läuft, kann ich mir nicht lange angucken und die wenigen sehenswerteren Sendungen sind viel zu schnell vorbei.
Wenn ich Besuch hatte, dann war es ertragbar zwischen diesen weißen Wänden gefangen zu sein, aber allein war es kaum auszuhalten. Meine Gedanken kreisten dann nur noch um Tristan, der sich seitdem nicht mehr gemeldet hat. Hat er Samuel schon gefunden oder waren die Vampire schneller? Hoffentlich klappt alles und uns werden nicht wieder Steine in den Weg gelegt.
Ich schüttele meinen Kopf und verdränge den Gedanken an ihn, was gar nicht so leicht ist. Dennoch muss ich jetzt, dank Jana, erst einmal meine Wohnung aufräumen. Sie hat sich in den letzten Tagen hier eingelebt und einen Saustall hinterlassen. Bestimmt hat sie es nicht gemerkt, als sie ihre Sachen gepackt hat und weggefahren ist, weil sie einfach eine andere Auffassung von Ordnung hat.
Von Mama darf sie sich beinahe täglich anhören, dass sie ihr Zimmer aufräumen muss, was bei Jana auf taube Ohren stößt. Sie weiß immer, wo alles liegt und findet sich in ihrem Chaos besser zurecht, als wenn sie alles feinsäuberlich zurückstellt. Dann geht nämlich das große Suchen los.
Was meine liebe Schwester nur vergessen hat ist, dass ich keine Ahnung habe, wo sie meine Sachen liegen gelassen hat und ich sie jetzt überall suchen darf! Die Fernbedienung auf dem Kühlschrank, ein Geschirrtuch im Bad, meine Kopfkissen auf den Küchenstühlen und noch einiges mehr. Sie muss wirklich immer alle Dinge mit sich herumtragen und dann irgendwo vergessen. Wahrscheinlich muss ich mein Leben lang hinter ihr herräumen, damit sie nicht irgendwann über ihre selbstgelegten Stolpersteine fällt.
Wie möchte sie kleinen Kindern Ordnung beibringen, wenn sie selbst noch nie davon gehört hat? Ich hoffe, dass die anderen Erzieher dieses Manko ausgleichen können, denn ansonsten ist sie wie geschaffen für den Beruf.
Ausgelaugt lasse ich mich auf meinem Sofa fallen und kuschele mich in die flauschige Decke. Es ist ein herrliches Gefühl in den eigenen vier Wänden zu sein und die Ruhe genießen zu können. Sonnyboy ist am nächsten Tag nochmal erschienen und meinte, dass ich nicht mit ihm auf ein Date gehen müsse. Ich vermute, dass Tristan ihn damals extrem eingeschüchtert hat und weil ich mich in der Situation für ihn entschieden habe, hat er Angst mir weiter auf die Pelle zu rücken.
Ich habe ihn nach seinem Lieblingsessen gefragt und gesagt, dass ich es einmal für ihn kochen werde. Ganz ohne eine kleine Aufmerksamkeit, wollte ich die Sache nicht beenden und deswegen habe ich es ihm vorgeschlagen, ohne großartig darüber nachzudenken. Er wird sich nicht trauen weiter mit mir zu flirten, wenn ich einen furchteinflößenden Riesen zu meinen Freunden zählen kann.
Jana ist von der Idee zwar nicht begeistert, aber das bin ich ja selbst nicht. Ich möchte es einfach nur so schnell wie möglich hinter mich bringen, um die Sache abhaken zu können. Von wem sie aber überrascht ist, ist der dunkelhaarige Typ, welcher vor meiner Wohnung stand und sie gefragt hat, wo ich sei.
Sie hätte nie erwartet, dass ich mich mit so einem Charakter verstehen könnte, denn der erste Eindruck von Tristan ist nicht gerade positiv. Er ist meistens sehr wortkarg, unhöflich, überheblich und arrogant. Nicht selten verschreckt er mit seiner ruppigen Art jegliche Menschen in seiner Nähe und seine bedrohliche Ausstrahlung macht es auch nicht besser.
Das Gute an Jana ist, dass sie sich nicht vom ersten Eindruck blenden lässt. Sie hat mich gefragt, ob er immer so ist oder ob er nur einen schlechten Tag hätte. Außerdem hat sie sich mit mir gefreut, als sie merkte, wie glücklich ich über seinen Besuch bin und hat ihn anhand meiner Reaktion schon als "netten Kerl" abgespeichert. Jana durchlöchert mich nicht mit Fragen, denn alles, was sie wissen muss, ist, ob er mir guttut oder eben nicht und nach meinem Lächeln zu urteilen wäre die Antwort wohl eindeutig.
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Durch den Nebel - Jenseits aller Regeln
Fantasy"Gehe nicht mit Fremden mit!" Jeder kennt diese Warnung, aber niemand kann sich alle Konsequenzen bewusst machen, die bei einer Missachtung folgen. Es ist alles möglich und nichts ist sicher. So muss auch die Studentin Alexandra ins kalte Wasser spr...