Kapitel 24

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"Das ist verrückt!", meckert unser Wirbelwind, "Wir können doch nicht in ein Gefängnis einbrechen! Die sperren uns am Ende alle da ein!"

"Beruhig dich. Ihr werdet keinen Fuß in die Nähe des Bunkers setzen und der Plan wird funktionieren. Die Schutzmagie kann ich außer Kraft setzen, wenn ich ihren Ursprung finde. Die Türen werde ich aufschlagen. Das Einzige, was ihr machen müsst, ist mir Zeit zu verschaffen, indem ihr die Wachen ablenkt." Eindringlich ruhen die blauen Augen von dem Schwarzhaarigen auf dem Wolfsmädchen, welche ängstlich ihre Stirn in Falten legt.

"Nein, dass ist viel zu gefährlich! Du kannst da nicht allein hinein gehen!"

"Doch, das kann ich und jetzt mach nicht so ein Gesicht, sonst bist du diejenige, die Falten bekommt." Mit einem Finger tippt er auf ihren Vorderkopf, genauso wie sie es gestern bei ihm getan hat.

Lara schlägt sich mit beiden Händen vor die Stirn und plustert beleidigt ihre Wangen auf. "Das ist nicht lustig! Und schlag es dir aus dem Kopf, einen Alleingang zu machen!" Sie starrt ihn trotzig an und wenn das so weiter geht, werden wir den ganzen Tag in dem Zimmer sitzen.

"Wäre es nicht besser, wenn wir uns den Bunker nicht erstmal ansehen?", unterbricht der Kleine die auflodernde Diskussion von den beiden Sturköpfen, "Dann können wir immer noch entscheiden, ob es besser ist, wenn Tristan es alleine macht oder einer von uns sicherheitshalber mitkommt."

"Ich bin dafür. Es bringt nichts über etwas zu streiten, wenn man nicht einmal weiß, worüber man genau redet", stimme ich dem Lockenkopf zu und spüre augenblicklich die Pfeile, welche die anderen Beiden aus ihren Augen auf mich schießen.

"Ich warte draußen", knurrt Tristan merklich unzufrieden und marschiert geladen aus dem Raum. Dann haben wir wohl unsere erste Entscheidung getroffen.

"Wieso helft ihr mir nicht dabei, ihn zu überreden?!", keift sie uns an fuchtelt dabei heftig in der Luft herum.

"Lara, vielleicht hat er auch recht und wir würden ihn nur stören", verteidigt sich ihr Bruder seelenruhig, "Warten wir erstmal ab, was gleich passiert."

Das Wolfsmädchen grummelt wütend vor sich hin, als wir das Haus verlassen. Stur verschränkt sie ihre Arme vor dem Körper und kickt aggressiv einen Stein vor sich her. Sie beruhigt sich schon irgendwann von allein, jedenfalls hoffe ich das.

Stillschweigend laufen wir die gepflasterten Straßen entlang, während die Sonne angenehm auf unsere Köpfe scheint. Morgens kann man sie noch genießen, doch in der Mittagshitze verbrennt sie einem die Haut. Die Luft ist trocken und staubig, weswegen sich kleine Krümel in meinem Hals festsetzten und ich husten muss, um sie loszuwerden. In meinem Magen bildet sich ein Knoten, der mich viel zu sehr an das Gefühl erinnert, welches mich überfallen hat, als wir das erste Mal durch die Siedlung gegangen sind. Max, der meine Hand hält, drückt sie für den Hauch einer Sekunde aufmunternd, aber auch besorgt, zusammen.

"Kipp nicht wieder um."

Überrauscht fliegt mein Blick zu dem Idioten, der mich mahnend betrachtet.

"Das hatte ich nicht vor", kontere ich, aber ein bitterer Beigeschmack bleibt in meinem Mund zurück. Ich reagiere wirklich zu empfindlich auf Magie, wenn ich nach nicht einmal zehn Minuten die ersten Anzeichen bemerke. Wie soll ich es dann tagtäglich mit einer Hexe aushalten, falls wir es tatsächlich schaffen, sie zu befreien? Ich schließe meine Augen und schüttele leicht den Kopf, um die deprimierenden Gedanken und das mulmige Gefühl in die letzte Ecke zu verdrängen.

"Oh, Entschuldigung!", schrillt eine fremde Frauenstimme an mein Gehör, weshalb ich mit verzerrtem Gesicht meine Lider hebe. Eine anzügliche Frau hat sich in Tristan Arme geworfen und ihre Hände um seinen Nacken geschlungen. "Ich muss wohl gestolpert sein! Vielen Dank für's auffangen! Wie kann ich mich bei dir revanchieren?", haucht sie ihm mit klimpernden Wimpern entgegen.

Durch den Nebel - Jenseits aller RegelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt