Gleichmäßig durchbricht der Sekundenzeiger die Stille. Tristan und Papa sind erst vor wenigen Stunden reingekommen, aber da lag ich schon im Bett. Papa ist schwankend ins Schlafzimmer getorkelt und leierte irgendetwas über Tristan, der sich mit leisen Schritten ins Wohnzimmer begeben hat.
Mama hat für ihn unser Sofa vorbereitet, damit er hier übernachten kann. Es wundert mich nicht, dass dieser Idiot Wechselsachen und seine Badezimmertasche dabei hat. Wahrscheinlich hat er gehofft, dass er hierbleiben darf, auch wenn ich nicht ganz verstehe, woher sein plötzlicher Sinneswandel kommt.
Ich schließe meine Augen und versuche zu schlafen, aber die unzähligen Fragen bringen mich um. Ich muss mit ihm reden und das allein. Irgendetwas ist passiert und ich will wissen was. Es kann doch nicht sein, dass er gestern mit mir redet, als sei ich eine vollkomme Fremde und mich heute küssen möchte. Ich verstehe diesen Idioten nicht und das macht mich wahnsinnig.
Leise schwinge ich meine Beine aus dem Bett und tapse die Treppe herunter. Papa schnarcht wie ein Bär, was er immer tut, wenn er zu viel getrunken hat. Wenn Tristan ein normaler Mensch wäre, könnte ich mein Vorhaben, vernünftig mit ihm zu reden, gleich sein lassen. Aber Tristan ist kein Mensch, also brauche ich auch keine Angst haben, dass er gleich betrunken sein wird.
Zögerlich drücke ich die Klinge herunter und verharre einen Moment, als ich seine Schritte auf der anderen Seite höre. Sie sind genau vor mir stehen geblieben, sodass ich direkt in ihn hereinlaufe, wenn ich in das Zimmer trete. Was plant der Idiot denn jetzt schon wieder? Mein Herz rast und die Ungeduld baut sich immer mehr in mir auf. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden öffne ich die Tür und schließe sie lautlos hinter mir.
Tristan steht mir, wie erwartet, direkt gegenüber, trotzdem verschlägt mir sein Anblick die Sprache. Er trägt nur eine weite Schlafhose, die so tief sitzt, dass teilweise seine Boxershorts zu sehen ist. Sein nackter Oberkörper wird vom hellen Mondlicht angestrahlt, wobei auf seinen Muskeln die Schatten tanzen.
Meine Knie werden weich und meine Beine zittern, als würde ich sie quälen, weil ich nicht die letzten Schritte zwischen uns überbrücke. Jedes einzelne Haar stellt sich auf meiner Haut auf und mein Körper ist zum Zerreißen gespannt, während mein Herz wie wild flattert und das Kribbeln mich völlig einnimmt.
Stumm betrachte ich den Mann, in den ich mich kopflos verliebt habe. In seinen Augen spiegelt sich das silbrige Licht und zusammen mit dem Meeresblau schimmern sie wie der Sternenhimmeln. Die Strahlen des Vollmonds scheinen kaum merklich durch die Vorhänge, dennoch zaubern sie traumhafte Reflektionen hervor.
Ich öffne meinen Mund, doch kein einziges Wort verlässt meine Lippen. Alle meine Fragen sind vergessen und taumelnd nähere ich mich dem Schwarzhaarigen, der mich liebevoll in seine Arme zieht und sich an mich schmiegt. Mein Hände finden von allein ihren Weg auf seinen Rücken und tief sauge ich seine Wärme und seinen Duft in mich auf.
Zögerlich streicht Tristans Hand über meine Haare und ich genieße jede seiner Berührungen. Die Hitze in meinem Körper ist unerträglich und himmlisch zu gleich. Ich weiß nicht mehr, was ich alles fühle und wahrnehme. Es gibt für mich nur noch Tristan, den Idioten, der mich in den Wahnsinn treibt.
"Wenn ich morgen aufwache, bist du dann immer noch da oder meidest du mich wieder?"
Erst als Tristan zusammenzuckt wird mir klar, dass ich meine Angst gerade laut ausgesprochen habe. Seine Hände wandern an meine Hüften und hinterlassen auf dem Weg brennende Spuren. Zärtlich schiebt er mich minimal von sich, wodurch ich mein Gesicht nicht mehr in seiner Brust vergraben kann und stattdessen seinen gequälten Blick auffange.
"Es tut mir leid", flüstert er und senkt seine Stirn auf meine, "Ich verstehe mich selbst nicht. Eigentlich muss ich zu dir Abstand halten, weil ich dich nicht verletzen möchte, aber ich kann es nicht. Ich kann mich nicht von dir entfernen und dich mit diesem gebrochenen Blick zurücklassen."
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Durch den Nebel - Jenseits aller Regeln
Fantasy"Gehe nicht mit Fremden mit!" Jeder kennt diese Warnung, aber niemand kann sich alle Konsequenzen bewusst machen, die bei einer Missachtung folgen. Es ist alles möglich und nichts ist sicher. So muss auch die Studentin Alexandra ins kalte Wasser spr...