Kapitel 21

449 31 0
                                    

"Gleich sind wir da! Ich kann es schon kaum erwarten! Ein Bett, ein warmes Bad, etwas Leckeres zu essen!", schwärmt Lara und springt beschwingt durch die Gegend, "Kaffee! Ich möchte eine Tasse Kaffee!"

Ich kichere und schüttele meinen Kopf. "Solltest du nicht lieber bei Tee bleiben?" Diesen Wirbelwind unter Koffeineinwirkung... Fliegt sie dann umher, weil sie nicht mehr stillhalten kann?

"Was willst du mir damit sagen?", beleidigt plustert sie ihre Wangen auf, "Ich hasse den meisten Tee und Werwölfe werden nicht aufgeweckter durch Kaffee, falls das deine Sorge ist."

"Nicht?", frage ich sie verblüfft.

Sie schenkt mir ein stolzes Lächeln, während sie erklärt: "Unser Körper verarbeitet alles viel schneller und auch Alkohol hat nicht wirklich eine Wirkung auf uns. Wir müssten schon trinken, wie ein Fass ohne Boden, damit wir etwas merken."

"Oder einfach eine andere Mischung...", murmelt der Kleine und runzelt seine Stirn. Es ist eindeutig, dass er nicht viel davon hält.

"Wir kommen gleich zu den Wachposten, also konzentriert euch", erinnert uns die dunkle Stimme von dem Schwarzhaarigen an unseren Plan.

"Schon klar, Dad. Wir werden uns schon benehmen", kichert Lara und auch ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Max hatte die Idee, dass wir uns als Familie ausgeben, damit nicht so viele Fragen gestellt werden und weil keiner von uns einen besseren Vorschlag hatte, machen wir das jetzt auch. Ich habe zwar eingeworfen, dass Tristan und ich nicht alt genug aussehen, um eine dreizehnjährige Tochter zu haben, aber der Kleine hat mir versichert, dass viele Wesen mit der Zeit langsamer altern würden und es deswegen nicht auffällig wäre.

Meine Wangen haben sich bei der Vorstellung, dass Tristan und ich für die nächste Zeit ein Ehepaar spielen müssen, rosig gefärbt. Ich kann nicht abstreiten, dass mir der Gedanke vielleicht sogar ein ganz kleines bisschen gefällt, aber nie im Leben würde ich das zugeben.

Tristan war gestern wie ausgewechselt. Ich weiß nicht, was genau mit ihm passiert ist, aber er war wirklich... ich weiß nicht einmal, wie ich ihn beschrieben soll. Als ich heute morgen aufgewacht bin, lag er nicht mehr neben mir, aber ich konnte seine Wärme noch spüren. Es ist also kein Traum gewesen.

Ich kann ihm nicht in die Augen gucken und ihm scheint es genauso zu ergehen. Es liegt eine stumme Absprache zwischen uns, dass wir es einfach vergessen und nicht weiter darauf eingehen. Mir ist es ganz recht, denn diese ganze Situation ist mir mehr als nur peinlich. Tristan hingegen scheint zum Teil auch wütend zu sein, ob auf mich oder auf sich selbst, kann ich nicht sagen. Anscheinend gefällt es ihm nicht, wie er sich mir gegenüber verhalten hat.

Ich seufze genervt aus. Dieser Idiot kann sich auch nicht entscheiden, ob er mich mag oder nicht. In der einen Sekunde will er mich mit seinen Blicken töten, in der anderen kuschelt er sich an mich, wenn ich am frieren bin. Vielleicht hatte er auch einfach keine Lust darauf, dass ich mich erkälte und damit noch zu einem größeren Ballast werde? Das muss es sein. Es ist dumm von mir zu glauben, er könnte mich mögen. Ich bin immerhin ein jämmerlicher Mensch, nicht?

Das Wolfsmädchen stürmt von hinten auf mich zu und hakt sich bei mir ein. "Mum, suchen wir uns gleich ein schönes Zimmer aus?"

"Wir müssen gucken, was sie uns anbieten. Versprechen kann ich dir nichts, Kindchen", scherze ich und zwinkere ihr zu.

"Kindchen? Ist das dein Ernst?" Sie bricht in schallendes Lachen aus und hält sich mit tränenden Augen den Bauch, "Oh, man. Bitte nenn mich nie wieder so, sonst lache ich mich noch kaputt!"

"Ach, Schnuckelchen. Wie soll ich dich denn dann nennen?"

Lara kann sich gar nicht mehr beruhigen und japst nach Luft. "Hör auf! Das ist ja so kitschig!"

Durch den Nebel - Jenseits aller RegelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt