Stumm betrachte ich meine Verletzungen. Die Salbe, die mir der Zauberer gegeben hat, bewirkt wahre Wunder. Es sind nur noch feine, rote Striemen übrig geblieben und die Schürfwunden sind vollständig verheilt. Dennoch bin ich todmüde. Das Portal, der gigantische Wald und diese hinterlistige Schlange haben mir meine ganze Kraft geraubt.
Seufzend stütze ich meinen Kopf in meine Handflächen. Ich kann mich nicht über die Gastfreundschaft des Zauberers beschweren, denn er hat mir etwas zu essen und zu trinken gegeben und wollte sogar meine Wunden versorgen. Zum Glück konnte ich ihn davon abhalten, denn seine dürren Finger direkt auf meiner Haut zu spüren, hätte ich nicht verkraftet. Alles an ihm widert mich an. Seine heuchlerische Art, sein herausgeputztes Aussehen, aber am schlimmsten ist seine Arroganz. Er stellt es so dar, dass er ach so barmherzig und hilfsbereit sei, dabei denkt er nur an sich selbst. Es könnte seinem Ruf schaden, wenn er eine verletzte, kränkliche Assistentin vorzeigen würde. Allein deswegen hat er mich aufgepäppelt.
Die Schlange erklärte mir mit Freuden den morgigen Ablauf. Die wichtigsten Punkte seien, dass er nie einen Fehler machen würde und ich solle ihm ja nicht im Licht stehen. Seine Haushälterin, die laut seinen Aussagen lediglich verhindert sei, hätte sich bedauerlicherweise nicht an diese Abmachungen halten können und habe deshalb bei seinem Trick kläglich versagt. Zwangläufig hätte er sie freistellen müssen.
Ansonsten seien meine Aufgaben ganz einfach. Ich müsste seine Hilfsmittel, die er bei seinen atemberaubenden Künsten benötigt, bereithalten und mit der Sonne um die Wette scheinen, damit er im wahren Glanz erstrahlen könne. Aber das sei nicht alles. Am Ende vollführe er einen unglaublichen Zauber, den keiner vergessen würde: Die Dame in Kästen.
Allein die Erinnerung an den Zauber zieht mein Inneres krampfhaft zusammen und der Schwindel will mich von den Beinen holen. Still laufen Tränen meine Wangen hinab. Dieser Zauber wird mich umbringen. Ich werde in drei Teile zerrissen. Ich schüttele meinen Kopf, um die erdrückenden Gedanken zu vertreiben. Der Trick könnte auch klappen. Wir brauchen nur drei manipulierte Kästen und eine mir ähnliche Puppe und schon wäre dieser Versuch völlig ungefährlich. Ich müsste mich nur in der untersten Kiste verkriechen und die darauf gestapelten könnten problemlos verschoben werden. Dann hätte ich die Puppe herausholen müssen, um das Publikum von der Magie zu überzeugen und der Zauber wäre perfekt.
Schlapp stemme ich mich auf meine zitternden Beine und stehe von dem schäbigen Sofa auf. Ich schlurfe zu den Kästen, in die ich morgen eingesperrt werde. Voller Stolz hat die Schlange sie präsentiert und meinte, ich solle mich am besten mit ihnen vertraut machen. Er ginge nun aber unmittelbar zu Bett, denn er bräuchte seinen reinigenden Schlaf. Seitdem bin ich allein in diesem Loch.
Mit meinen Fingern taste ich vergebens nach den versteckten Zwischenräumen, nach beweglichen, nachgebenden Wänden oder nach irgendeinem Schutz. Nichts. Diese Blechkisten sind der letzte Schrott und jeder beliebige Karton könnte ihren Platz einnehmen. Gesprenkelte, braune Flecken beschmutzen die Innenseiten. An manchen Stellen sind sie verwischt, als wären sie halbherzig weggeschrubbt worden. Eiskalt läuft es meinen Rücken hinab, als ich erkenne, was sie sind. Die restliche Farbe weicht aus meinem Gesicht und ängstlich stolpere ich zurück. Mein Puls rauscht in meinen Ohren und schwarze Schatten greifen mein Sichtfeld an. Blut. Diese Sprenkel sind aus Blut! Panik flutet meinen Körper und weckt meinen Überlebenswillen. Ich muss so schnell wie möglich hier weg!
Ich hetze zur Tür, ignoriere dabei den Lärm, den die eingesperrten Tiere, die aufgeregt gurren und gegen die Gitter springen, verursachen. Sie warnen ihn. Sie geben der Schlange ein Zeichen, dass ich fliehen möchte! Ich zerre hecktisch an der Türklinke. Warum geht sie nicht auf? Verzweifelt schlage ich auf sie ein und werfe mich gegen sie. Sie platzt doch schon fast von allein aus der Mauer! Wieso gibt sie nicht nach? Ich sinke kraftlos auf meine Knie und hämmere matt gegen das morsche Holz. Ich will hier weg! Gequälte Schluchzer erschüttern mich und mein Gesicht brennt von den unaufhaltsamen Tränenbächen.
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Durch den Nebel - Jenseits aller Regeln
Fantasy"Gehe nicht mit Fremden mit!" Jeder kennt diese Warnung, aber niemand kann sich alle Konsequenzen bewusst machen, die bei einer Missachtung folgen. Es ist alles möglich und nichts ist sicher. So muss auch die Studentin Alexandra ins kalte Wasser spr...