Wie versteinert starre ich die amüsierte Person an, die sich lässig an einer Wand anlehnt. Falls ich mir irgendwann Gedanken darüber gemacht hätte, wie Tristan in ein paar Jahren aussehen wird, so weiß ich es jetzt. Die Ähnlichkeit zwischen ihnen ist unglaublich. Ich habe zwar vermutet, dass Tristan nach seinem Vater kommt, weil er Lara und Max überhaupt nicht ähnlich sieht, aber dass er haargenau so aussieht wie er, überrascht mich doch.
Königsblaue Augen, rabenschwarze Haare und ein markanter Kiefer. Sie sind annähernd gleich groß und ihre Statur unterscheidet sich auch kaum. Sogar ihre mächtige Ausstrahlung teilen sie sich, auch wenn der Ältere einschüchternder und adliger auf mich wirkt. Er ist ein reiner Drache und seine eleganten Bewegungen unterstreichen diese Tatsache.
Er trägt ein weißes Hemd und eine Jeanshose, die überhaupt nicht in diese felsige Umgebung passen. Eigentlich passt überhaupt nichts an ihm hier hin. Ich könnte ihn mir als Leiter eines Konzerns vorstellen oder gar als Staatschef. Alles an ihm protzt vor Macht und Stärke und das belustigte Grinsen hilft auch nicht wirklich, um sich in seiner Gegenwart nicht wie der letzte Abschaum zu fühlen.
"Entschuldigung, ich wollte euch wirklich nicht stören. Es war nur zu amüsant, wie ihr euch gegenseitig im Weg steht. Vielleicht solltet ihr euch zu zweit in einem Zimmer einsperren und gucken was passiert?", durchbricht seine rauchige Stimme das Schweigen.
Bei dem Klang schießt mir sofort das Bild eines feuerspeienden Monsters in den Kopf und unbewusst rücke ich näher an Tristan heran, der sich sofort schützend vor mich stellt. Seine Körperhaltung spricht Bände und ich bin mir ziemlich sicher, dass er genauso wenig Freude an dieser Situation findet wie ich.
"Nein, danke", knurrt er angespannt und baut sich vor seinem Vater auf, "Eduard hat Sie informiert, weshalb wir mit Ihnen sprechen wollen. Am besten verlieren wir keine Zeit." Sein Tonfall ist schneidend, trotzdem schwingt der nötige Respekt in ihm. Tristan kann sich von jetzt auf gleich sammeln und sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Es geht hier um die Rettung des Rudels, das dürfen wir nicht vergessen.
"Du kannst mich ruhig Konstantin oder Papa nennen, wenn du willst. Immerhin bist du mein Sohn", bietet er ihm schulterzuckend an und wendet sich danach das erste Mal an mich, "Das Selbe gilt natürlich auch für meine zukünftige Schwiegertochter."
Bei seinen Worten brennen meine Wangen und ich muss mindestens so rot sein wie eine Tomate oder ein Feuerlöscher, den ich bei der Hitze in meinem Kopf gebrauchen könnte. Das ist mir alles mehr als peinlich und wie gern würde ich jetzt im Erdboden verschwinden.
Allein, dass Tristan und ich uns fast geküsst haben, ist mir im Nachhinein extrem unangenehm. Wie konnten wir dermaßen die Beherrschung verlieren? Zwar hätte ich an meinen Vorsätzen festhalten müssen und es erst gar nicht so weit kommen lassen sollen, aber Tristan ist auch nicht ganz unschuldig daran gewesen.
Die Stellen, an denen er mich berührt hat, brennen und prickeln immer noch, als würden sie nach seinem Körper schreien. Er hat mich festgehalten und sich zu mir heruntergebeugt, sonst würde ich bei meiner Größe nie an seine verführerischen Lippen herankommen. Sein Blick hat sich verdunkelt und sein heißer Atem ist eine einzige Versuchung gewesen. Ich habe seinen rasenden Herzschlag gespürt, der mit meinem mithalten konnte. Er wollte es mindestens genauso sehr wie ich.
Wenn möglich wird mein Gesicht noch einen Ton rötlicher und mein Herzschlag beschleunigt sich. Er wollte mich küssen. Er spürt also diese verfluchte Anziehung zwischen uns auch. Wahrscheinlich kämpft er mit den selben Geistern wie ich, die unaufhörlich in den Gedanken herumspuken und einen schier in den Wahnsinn treiben.
Dass ich mich auf Zehenspitzen gestellt und mich gestreckt habe, damit der unerträgliche Abstand verschwindet, ist mir erst aufgefallen, als wir zurückgeschreckt sind. Verdammt, ich wollte ihn wirklich küssen. Nein, ich will ihn immer noch küssen, auch wenn ich weiß, dass es falsch ist. Aber wie kann etwas falsch sein, was sich vollkommen richtig anfühlt?
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Durch den Nebel - Jenseits aller Regeln
Fantasy"Gehe nicht mit Fremden mit!" Jeder kennt diese Warnung, aber niemand kann sich alle Konsequenzen bewusst machen, die bei einer Missachtung folgen. Es ist alles möglich und nichts ist sicher. So muss auch die Studentin Alexandra ins kalte Wasser spr...