"Wir machen für drei Wochen eine Kreuzfahrt im Mittelmeer. Italien, Griechenland, Kroatien... Ich kann es eigentlich gar nicht mehr erwarten. Dann können wir endlich unsere Sonnentanks richtig aufladen", schwärmt Mama von ihrem kommenden Urlaub. Eigentlich dreht sich unsere ganze Unterhaltung nur um ihre Reise. Sie fahren nächste Woche los und ankern alle paar Tage an den verschiedensten Städten. Hoffentlich verlaufen sich die Beiden nicht, wenn sie allein durch die Straßen irren.
Jana möchte nicht mit und bei mir beginnt die Uni wieder, weshalb unsere Eltern auf sich allein gestellt sind. Mal sehen, ob sie ohne größere Verluste zurückkommen. Insgeheim haben wir darum gewettet, was sie alles verlieren werden, denn es ist sicher, dass irgendetwas zurückbleibt. Jana setzt darauf, dass sie nur Geld und Taschen verschludern, aber ich tippe, dass zudem mindestens noch eine Kamera oder ein Handy abhanden kommt.
"Spätzchen, möchtest du noch etwas essen?", fragt mich Mama zum gefühlt hundertsten Mal und stumm deute ich mit meiner Gabel auf meinen halbvollen Teller. Ich habe das Gefühl, sie möchte mich mästen. Hinter ihrem fröhlichen Blick schimmert jedoch die Sorge hindurch, die sie, seit dem Krankenhaus, immer noch nicht komplett ablegen kann. Deswegen kann ich ihr nicht böse sein, dass sie mich wie ein Kleinkind verhätschelt.
Ich habe meine Familie mehr vermisst, als ich mir eingestehen möchte. Ihre lockere, etwas schräge Art bringt mich auf andere Gedanken und ich kann die Qualen in meiner Brust fast vergessen. Wir lachen zusammen, berichten über unsere letzten Tage und genießen die Zeit, welche wir gemeinsam verbringen können.
Ganz egal wie lange ich weg bin, wenn ich zurückkomme, ist alles so wie vorher. Ich könnte gerade genauso gut mein Abitur machen und Jana ihr freiwilliges Praktikum. Die Tatsache, dass ich in einer anderen Welt gewesen bin und schreckliche Dinge erlebt habe, ist vollkommen unwichtig, denn bei meinen Eltern fühle ich mich wieder wie ihr kleines Mädchen.
Manchmal hat mich ihre Einstellung genervt und ich wollte, dass sie mich endlich wie eine Erwachsene behandeln, aber im Moment tut es unglaublich gut ihre bedingungslose Zuneigung und Fürsorge zu spüren. Sie sind gerade mein beständiger Punkt im Leben, denn alles andere bricht stückchenweise in sich zusammen.
Auf Marie bin ich nicht gut zu sprechen, meine Prüfungen sind auch nicht gerade spitzenmäßig verlaufen und vor drei Stunden habe ich einen Anruf von meinem Vermieter bekommen, weil anscheinend irgendwo Gas austreten könnte und ich am besten meine Zimmer nicht betreten sollte, bis die Gefahr gebannt worden ist.
Zu diesem ganzen Chaos kommt noch, dass ich nicht weiß, wie es mit den Werwölfen weiter geht. Werden sie von den Vampiren und den Lindwürmern angegriffen oder sammeln sie ihre Kräfte für einen Gegenschlag? Nur Elsa habe ich das ganze Ausmaß erklärt und ich kann nur hoffen, dass sie auf ihren Mann einreden wird und sie nichts Unüberlegtes tun werden. Alles was mir übrig bleibt, ist mich darauf zu verlassen, dass alles klappen wird.
"Hast du dich eigentlich noch einmal mit dem jungen Mann getroffen?", wechselt Papa das Thema und in seiner Stimme schwingt ein unzufriedener Ton mit. Ich glaube er mag den Gedanken überhaupt nicht, dass sich jemand für mich interessiert und keine Freundschaft im Sinn hat.
"Mit Sonnyboy?", stelle ich die Gegenfrage und Jana muss bei meinem genervten Gesichtsausdruck loslachen, "Ja, ich habe ihm als Dankeschön sein Lieblingsessen gekocht. Fragt aber bitte nicht, wie es gelaufen ist. Das waren die unangenehmsten Stunden in meinen Leben!"
Allein die Erinnerung daran, wie er hartnäckig versucht hat ein Gespräch aufzubauen, um irgendetwas über Tristan herauszufinden, stresst mich mehr als es sollte. Am liebsten hätte ich ihn hochkant aus der Wohnung geschmissen und die Tür zugeknallt, aber nein, man muss zu seinem verfluchten Lebensretter freundlich sein. An diesem Abend habe ich mir mehr als einmal gewünscht, dass er mich doch lieber in der Gasse hätte verrecken lassen sollen, damit mir diese Tortur erspart bleiben könnte.
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Durch den Nebel - Jenseits aller Regeln
Fantasía"Gehe nicht mit Fremden mit!" Jeder kennt diese Warnung, aber niemand kann sich alle Konsequenzen bewusst machen, die bei einer Missachtung folgen. Es ist alles möglich und nichts ist sicher. So muss auch die Studentin Alexandra ins kalte Wasser spr...