Erschöpft schließe ich meine Haustür auf und schlurfe in meine Wohnung. Mittlerweile ist es schon mitten in der Nacht und ich habe nur mit Glück den letzten Bus bekommen. Zehn Sekunden später hätte ich ihm winkend nachschauen können und dürfte mir ein Taxi bestellen.
Die Verhandlungen gingen ewig, aber wenigstens konnte ich in der Zeit meinen Verstand etwas aufräumen. Ich habe keine Ahnung, welcher Fluch auf Tristan liegt und nur weil ich jetzt weiß, dass er anscheinend auch unbekannte Auswirkungen auf mich hat, heißt das noch lange nicht, dass sich irgendetwas verändert.
Geistig schiebe ich eine Schublade auf, quetsche den Fluch zu meinem undefinierbaren Wesen und zu der Tatsache, dass Tristans wölfische Seite auch an Vollmond meine Nähe sucht, auch wenn ich nicht seine Gefährtin bin und schlage sie scheppernd wieder zu. Das sind alles Dinge, über die man sich tagelang den Kopf zerbrechen kann und nichts außer Blödsinn dabei herauskommt. Vielleicht grübele ich über sie nach, wenn ich genug Zeit habe, aber im Moment haben die Lindwürmer Vorrang.
"Du bist spät", spricht Tristan das Offensichtliche aus und ein müdes Schmunzeln bildet sich auf meinem Gesicht, "und du hast geweint." Mit einem Mal steht er direkt vor mir und streicht mit seinen rauen Daumen über mein aufgequollenes Gesicht. Ich hatte zwar die minimale Hoffnung, dass es nicht mehr ganz so sehr auffällt, aber die war wohl vergebens. Nach über drei Stunden Dauerheulen kann ich auch eigentlich nichts anderes erwarten.
"Was ist passiert?", flüstert er und sieht mich eindringlich an, als er merkt, dass ich ihm nicht antworten werde. Ich schließe meine schweren Lider und schmiege mich unbewusst in seine groben Hände, die immer noch auf meinen Wangen ruhen. Für einen kurzen Augenblick schalte ich meinen Verstand aus und genieße einfach nur seine Berührungen, aber lange kann ich die Gedanken nicht verdrängen.
"Sie werden sie angreifen. Der Plan ist, dass sie die Siedlung überfallen und die marionettenhaften Hexen töten, damit die Lindwürmer aus ihren Körpern schlüpfen müssen", berichte ich ihm leise und öffne meine Augen, um in sein besorgtes Gesicht zu schauen, "Das einzig Gute ist, dass wir ungefähr einen Monat haben, um uns etwas Besseres einfallen zu lassen. Sie werden nämlich auf den nächsten Vollmond warten."
Eine seiner Hände wandert in meinen Nacken und zieht mich gegen seine Brust, während die andere ihren Weg zu meinem Rücken findet, um mich näher an ihn zu pressen. Allein diese kleine Tat, lockert meine verkrampften Muskeln und entspannt lehne ich mich an ihn. Das Prickeln auf meiner Haut ist wie eine Massage und tief sauge ich seinen benebelnden Duft ein.
"Bajaga kennt einen Zauber, der die Lindwürmer von den Körpern der Hexen loslöst. Das Problem ist nur, dass er viel Energie benötigt, die sie allein nicht aufbringen kann. Sogar die Kräfte der mächtigsten Magier reichen nicht mehr völlig aus, um den Zauber heraufzubeschwören. Es fehlt nicht viel, aber ohne ein weiteres Wesen wird es nicht klappen, dafür haben sich die Lindwürmer schon zu lange in den Körpern eingenistet."
"Können wir nicht helfen?", murmele ich schläfrig und gähne leise. Es fällt mir immer schwerer nicht einzuschlafen, aber lange kann ich mich nicht mehr wehren. Der Tag war anstrengend und die Aufregung zehrt an meinen Kräften.
"Ich kann es nicht", knurrt er unzufrieden, "Ich kann die Magie nicht feinfühlig genug kontrollieren." Bei seinen Worten verspannt er sich und ich kann die Wut auf sich selbst deutlich aus seinem Tonfall heraushören, weshalb ich beruhigend mit meinen Fingerkuppen über seine Muskeln fahre.
"Vielleicht könnte ich es", murmele ich, aber mehr bringe ich nicht mehr zustande. In meinem Kopf hat sich ein undurchdringlicher Nebel festgesetzt, der meinen Verstand vollkommen lahmlegt. Das Einzige, was ich möchte, ist mich unter die Decke und an meine persönliche Wärmequelle zu kuscheln.
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Durch den Nebel - Jenseits aller Regeln
Fantasía"Gehe nicht mit Fremden mit!" Jeder kennt diese Warnung, aber niemand kann sich alle Konsequenzen bewusst machen, die bei einer Missachtung folgen. Es ist alles möglich und nichts ist sicher. So muss auch die Studentin Alexandra ins kalte Wasser spr...