Fröhlich pfeifend stolziert der Wirbelwind durch den Wald und bastelt dabei einen Kranz aus den verschiedensten Blumen. Sie fliegt von einer Seite zur anderen und klettert hin und wieder in einen Baum, wenn er schöne Blüten trägt. Lara ist ein wirkliches Energiebündel und wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass sie gerade die beste Zeit ihres Lebens genießt.
Aber auch an ihr sind die letzten Tage nicht spurlos vorbeigezogen. Zwar sind ihre Augenringe kaum noch zu sehen und auch ihre Verletzungen sind fast restlos verheilt, doch verzerrt sie ihr mit Sommersprossen versehenes Gesicht, wenn sie sich zu schnell bewegt oder zu hecktisch handelt, was bei ihrer stürmischen Art häufiger passiert.
Max hingegen ist die Ruhe selbst. Seine ernsten Züge deuten darauf hin, dass er sich oft in seinen Gedanken verliert, aber er ist bei weitem nicht so niedergeschlagen wie den Abend zuvor. Generell sieht er besser aus, denn seine kratertiefen Schatten unter den Augen, sind nur noch hauchzart zu erkennen und seine natürliche Braune ist zurückgekommen. Er umschließt meine Hand fester und setzt ohne zu meckern einen Fuß vor den anderen.
Wir dringen tiefer und tiefer in den Wald hinein und das schon eine ganze Weile. Denn nachdem wir aufgewacht sind und ein mageres Frühstück gegessen haben, sind wir weitergezogen. Jetzt steht die Sonne hoch am Himmel und scheint durch die Baumkronen.
Ich setze jeden meiner Schritte mit Bedacht, denn meine Muskeln zerren bei der kleinsten Bewegung und das Risiko weg zu knicken, ist leider nicht allzu gering. Ich fühle mich tonnenschwer und nur schleppend komme ich voran.
Der harte und kalte Boden hat mir meinen erholsamen Schlaf verdorben. Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht, weil ich ein Kribbeln auf meiner Haut gespürt habe. Reflexartig habe ich auf die Stelle geschlagen und glitschiger Schleim spritzte auf meine Finger. Ich musste irgendein ekliges Insekt zerquetscht haben. Wie eine Irre bin ich aufgesprungen und habe mich komplett abgeklopft, damit ja kein anderes Tier auf mir krabbelt. Nach diesem Erlebnis, war an Schlaf nicht mehr zu denken und ich schüttele mich immer noch, wenn ich an die vielen Käfer und Spinnen denke, die in das Unterholz gehuscht sind.
"Hier für dich! Beug dich vor, dann kann ich sie dir aufsetzen." Lara hüpft auf mich zu und wedelt mit den verbundenen Blumen vor meinem Gesicht herum.
Meine Mundwinkel heben sich zu einem ehrlichen Lächeln und ich mache mich kleiner, damit sie mir den wunderschönen Kranz auf meine braunen Wellen steckt. Rote Blätter bilden den Ring, während die gelben Blüten wie die Sonne strahlen. Grüne Gräser sind in einem Flechtmuster eingearbeitet und malen einen bezaubernden Rahmen.
"Dankeschön! Er ist wirklich traumhaft schön geworden. Aber jetzt hast du doch gar keinen?", frage ich erstaunt.
Sie schüttelt kichernd ihren Kopf, sodass ihre glatten Strähnen durch die Luft wirbeln.
"Ich habe doch noch viel mehr gemacht!", plappert sie los. "Für Maxi ist dieser hier und Tristan bekommt auch einen. Meinen habe ich noch nicht ganz fertig, aber die nächsten Blümchen kommen bestimmt."
Mit einer flinken Bewegung stülpt sie Max ihr Kunstwerk auf. Der Kopf des Blondschopfs ziert nun eine Krone aus zierlichen, blauen Blumen, dessen Blütenblätter so fein sind, dass sie für sich betrachtet, wie ein eigenes Gemälde hervorstechen, doch im Gesamtbild unscheinbar erscheinen. Wie ein Nachthimmel funkeln die weißen Beeren auf dem satten Grün.
Sie nickt dem Kleinen zu, der sie überrumpelt anstarrt und argwöhnisch das Gestrüpp abtastet. Daraufhin dreht sie sich mit einem spitzbübischen Grinsen zu dem Riesen herum und zwitschert: "Jetzt fehlt nur noch einer."
"Das kannst du gleich vergessen", grummelt der Angesprochene. "Ich werde das garantiert nicht aufsetzten."
"Warte ab, dass... Oh, guck dir mal diese Blümchen an!", unterbricht sie sich selbst und flitzt zu einem kleinen Strauß, wobei sie ohne Pause von den kräftigen Farben schwärmt.
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Durch den Nebel - Jenseits aller Regeln
Fantasy"Gehe nicht mit Fremden mit!" Jeder kennt diese Warnung, aber niemand kann sich alle Konsequenzen bewusst machen, die bei einer Missachtung folgen. Es ist alles möglich und nichts ist sicher. So muss auch die Studentin Alexandra ins kalte Wasser spr...