Ich fühle mich vollkommen leer, als wäre ich eine hohle Puppe, ohne einen eigenen Willen. Mein Körper wird herumgerissen und weggezerrt. Ich weiß nicht einmal in welche Richtung. Nach oben, nach unten, rechts oder links? Die Schmerzen sind verpufft, genauso wie meine anderen Empfindungen. Vor ein paar Minuten, hätte ich noch vor Angst und Leid schreien können, doch jetzt ist Gleichgültigkeit das Einzige, was mir geblieben ist.
Ein gewaltiger Ruck erschüttert meinen Körper, aber es interessiert mich nicht, was mit ihm passiert. Er scheint so weit weg zu sein, als würde er nicht zu mir gehören, als wäre er eine vertrocknete Hülle, die bald abfällt. Fühlt sich so der Tod an?
Ein prickelndes Brennen breitet sich von meinen Lippen im ganzen Körper aus und kettet meine Empfindungen an meinen Leib. Geborgenheit und Vertrautheit lodern wie ein Feuer in mir auf. Mein Mund öffnet sich ergeben, als würde er schon Ewigkeiten auf diesen Moment warten und keine Sekunde später erfüllt mich eine Wärme, die meinen klammen Körper vollkommen einnimmt und die Trostlosigkeit vertreibt.
Ein Feuerwerk scheint in mir zu explodieren. Ich spüre, wie mir die Hitze in die Wangen steigt, meine Gliedmaßen prickeln und wie mein Herzschlag sich beschleunigt. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gefühlt. Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass ich mich endlich vollständig fühle, denn das ist es nicht. Es ist, als wäre ich mehr als das. Als hätte ich etwas dazugewonnen, was schon immer zu mir gehörte. Ich bin das erste Mal lückenlos zufrieden und unglaublich glücklich.
Die Wärme schwillt immer weiter an und ich habe das Gefühl jeden Moment zu explodieren, sodass mein inneres Feuerwerk erstrahlt. Tief atme ich ein, um jede winzige Empfindung in mein Gedächtnis zu brennen, doch als ich ausatmen will, entzieht sie sich mir und hinterlässt ein Scherbenmeer. Eine Eiseskälte erfriert meinen Körper und die Schmerzen brechen wie ein Gewitter über mich ein. Ich will schreien und weinen, aber ein gewaltiger Druck verschließt meinen Mund und hindert mich daran, meinen Frust herauszulassen.
Ich schnappe keuchend nach Luft, als der Widerstand verschwindet. Wo bin ich? Panisch strampele ich, um meine Hände von dem eisernen Griff zu befreien und nicht unterzugehen. Ich versuche meine Lider zu heben, doch ist mein Blick von dem Wasser verschleiert und meine Augen brennen höllisch.
Meine Lunge scheint jeden Augenblick zu verbersten und bei dem nächsten Atemzug passiert es. Mein Körper erbebt, als ein qualvoller Hustenanfall meinen Hals zerschneidet. Ich kralle mich an dem einzigen Halt fest, den ich finden kann und bedanke mich innerlich, dass dieser grobe Griff mich umschließt. Ich röchele hecktisch nach Luft und das Wasser in meiner Lunge wird mit jedem Husten herausgepresst. Ich zittere und bin so erschöpft, dass schwarze Punkte in meiner verwischten Sicht herumschwirren.
"Stell dich nicht so an", brummt mir eine tiefe Stimme entgegen, die mir eine Gänsehaut beschert.
Ich hebe stockend meinen Kopf und blicke in das mürrische Gesicht von Tristan. Mein Atmen beruhigt sich, während mein Herz zu einem neuen Sprint ansetzt. Er hält mich fast in seinen Armen! Geschockt starre ich ihn an und stelle verblüfft fest, dass seine Verletzungen heilen. Die langen Schnittwunden in seinem Gesicht schließen sich und nicht einmal ein kleiner Strich bleibt übrig. Tristans Umklammerung hat sich gelockert, sodass ich entgeistert meine Hand hebe und ungläubig über seine mit Bartstoppeln versehene Wange streiche. Sie sind tatsächlich geheilt.
Bei meiner Berührung zuckt der Schwarzhaarige zusammen und ein bedrohliches Knurren entweicht seiner Kehle. Barsch stößt er mich von sich und hetzt mit kräftigen Schwimmbewegungen auf das Ufer zu.
Was habe ich mir gerade dabei gedacht? Verwirrt über mich selbst, schüttele ich meinen Kopf. Er kann mich nicht leiden und ich sollte froh sein, dass er mich nicht zum Ertrinken zurückgelassen hat.
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Durch den Nebel - Jenseits aller Regeln
Fantasia"Gehe nicht mit Fremden mit!" Jeder kennt diese Warnung, aber niemand kann sich alle Konsequenzen bewusst machen, die bei einer Missachtung folgen. Es ist alles möglich und nichts ist sicher. So muss auch die Studentin Alexandra ins kalte Wasser spr...