Flatternd öffne ich meine Lider und kneife sie keine Sekunde später wieder zu. Die Lichtstrahlen brennen in meinen Augen und ein stechender Schmerz zuckt durch meine Schläfen. Wieso habe ich mich gestern nochmal betrunken? Müde verstecke ich mein Gesicht vor der Sonne, indem ich es in mein hartes Kissen grabe, welches sich gleichmäßig hebt und senkt.
Moment was? Ich richte mich auf und reibe über meine schlaftrunkenen Augen, doch weit komme ich nicht. Ein starker Arm zieht mich herunter und unzufrieden grummelt der Besitzer kaum hörbar vor sich hin. Augenblicklich bildet sich ein glückliches Lächeln in meinem Gesicht und die Kopfschmerzen sind vergessen.
Ich habe zwar keine Ahnung, warum Tristan in meinem Bett liegt, aber ich habe seit langem nicht mehr so gut geschlafen, wie letzte Nacht. Tristan muss anscheinend auch so manchen Schlaf nachholen, wenn er durch meine Bewegungen noch nicht aufgewacht ist.
Ich glaube, dass ich ihn noch nie so entspannt gesehen habe. Seine schwarzen Haare stehen in alle Richtungen ab und sehen unglaublich weich aus, während seine Züge das erste Mal keine Härte aufweisen. Ich kann einen leichten Bartschatten erkennen und ich muss mich beherrschen, damit ich nicht mit meinen Fingern über seinen markanten Kiefer fahre.
Was ihm wohl passiert ist, dass er so viele Narben besitzt? An seiner linken Schläfe ist ein hauchdünner Strich, der mir schon früher aufgefallen ist. Auch an seinen rauen Händen sind Narben, obwohl jede Verletzung in Sekunden verheilt. Es gibt so viele Dinge, die ich nicht über ihn weiß. Trotzdem fühle ich mich in seiner Nähe sicher und geborgen.
Was ist gestern eigentlich genau passiert? Ich kann mich nur noch bruchstückhaft an den Abend erinnern. Ich saß an dem Tresen und habe mich mit... Fabius? Nein, Sebastian unterhalten. Die Röte schießt in meine Wangen, als mir meine peinliche Gesangseinlage einfällt. Ich sollte die Finger vom Alkohol lassen! Jetzt kann ich mich doch nie wieder bei Sebastian blicken lassen. Boden, tu dich auf und verschluck mich!
Hoffentlich ist das die einzige demütigende Aktion gewesen, die ich mir erlaubt habe. Nur so, wie ich mich kenne, ist es dabei nicht geblieben. Verdammt, ich kann mich nicht mehr daran erinnern! Wann ist Tristan überhaupt aufgetaucht und wieso liegt er noch neben mir? Zum Glück habe ich noch meine Kleidung an, denn ansonsten würde ich vermutlich vor Scham sterben. Es ist mir jetzt schon unangenehm, wenn ich mir mein betrunkenes Ich vorstelle. Es war die dümmste Idee aller Zeiten mich volllaufen zu lassen!
Ich muss hier weg, sonst wird es für mich nur noch peinlicher. Wahrscheinlich habe ich mich wie eine Irre an ihn geklammert und die ganze Nacht nicht losgelassen, aber wenigstens kann ich das auf den Alkohol schieben. Jetzt bin ich nüchtern und kuschele mich an ihn, da wird mir diese Ausrede auch nicht viel bringen. Ich sollte aufstehen, sonst erfinde ich wieder idiotische Lügen, die er eh sofort enttarnt.
Zögerlich rücke ich von ihm herunter und hieve seinen Arm von meiner Taille, was ihm nicht sonderlich gefällt, denn er knurrt beleidigt los. In meinem Bauch kribbelt es und eine Gänsehaut bildet sich bei seiner Reaktion auf meinem Körper. Soll ich einfach aufgeben und es nachher auf ihn schieben? Dieser Idiot würde mir nur nie im Leben glauben, dass er mich im Schlaf festhält und bei sich haben will, also wäre ich am Ende doch die Blöde.
Ein zufriedenes Grinsen strahlt auf meinem Gesicht. Tristan kann sagen was er möchte, aber er mag mich trotzdem. Zwar kann er es nicht gut zeigen und sobald es um feinfühlige Dinge geht ist er unbeholfen und teilweise überfordert, doch tief im Inneren bedeute ich ihm etwas. Allein, wenn ich daran denke, möchte ich vor Glück schreien.
Steh endlich auf!, trete ich mir selbst in den Allerwertesten, Er könnte jeden Moment aufwachen. Ich lege seinen Arm, den ich die ganze Zeit gehalten habe, auf der Matratze ab und schlüpfe unter der Decke hervor. Blitzschnell decke ich ihn wieder zu, verharre einen Augenblick und lausche nach seinen tiefen Atemzügen.
DU LIEST GERADE
Durch den Nebel - Jenseits aller Regeln
Fantasy"Gehe nicht mit Fremden mit!" Jeder kennt diese Warnung, aber niemand kann sich alle Konsequenzen bewusst machen, die bei einer Missachtung folgen. Es ist alles möglich und nichts ist sicher. So muss auch die Studentin Alexandra ins kalte Wasser spr...