"Denkst du, dass dein Vater uns tatsächlich helfen wird?", äußere ich unsicher meine Bedenken. Nachdem wir uns beruhigt hatten, sind wir zurück zu den anderen gegangen und haben die verschiedenen Schritte besprochen.
Eduard ist sofort aufgebrochen, um einen Termin mit dem Drachen zu vereinbaren, ansonsten wäre es sehr schwer ihn zu finden. Drachen sind wohl nicht sehr ortsgebunden und meistens Einzelgänger. Ab und zu schließen sich zwei oder maximal drei Drachen zusammen, doch wirklich interessiert es sie nicht, ob sie in Gesellschaft oder allein sind.
Es gibt eine Sammelstelle, die die wichtigsten Kontakte zu den verstreuten Wesen aufrecht erhält und genau da meldete Eduard unser Gespräch an. Ich habe erwartet, dass wir Stunden, wenn nicht sogar Tage auf eine Antwort warten müssen, jedoch kam der Grauhaarige relativ schnell mit guten Neuigkeiten wieder.
Übermorgen werden Tristan und ich seinen Vater treffen, während Eduard zusammen mit den Geschwistern auf Samuel aufpassen wird. Es wäre zwar schön, wenn Eduard mitkommen könnte, aber allein seine Position als Diplomat zu benutzen, um uns einen möglichst frühen Termin zu ermöglichen, hat sein Pensum an Unterstützung überschwemmt. Wir können nicht mehr von ihm verlangen, als er ohnehin schon tut.
"Keine Ahnung", grummelt Tristan und lehnt sich mit geschlossenen Augen zurück, "Ich habe ihn noch nie gesehen. Es kann sein, dass er noch nicht einmal von mir weiß." Sein Tonfall ist kalt und abweisend. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass er kein einziges positives Wort mit seinem Vater in Verbindung bringen kann.
Schon sein ganzes Leben wird er wegen seinem gespaltenen Wesen verachtet und nun muss er demjenigen gegenübertreten, der zusammen mit seiner Mutter an seiner Situation schuld ist. Ich kann es mir nicht einmal vorstellen wie schwer es ihm fallen muss dem Mann zu begegnen, welcher ihn in dieser verpönten Welt zurückgelassen und sich keine Sekunde für das Wohl seines eigenen Kindes interessiert hat.
Das Letzte, was Tristan gerade braucht, sind mitleidige Blicke oder aufbauende Wörter von jemandem, der keine Ahnung hat, was ihm überhaupt alles passiert ist. Ich kann mir nur aus den wenigen Krümeln, die er mir hinwirft, ein Bild zusammenbasteln und wahrscheinlich ist es meilenweit von der Wahrheit entfernt.
Das Einzige, was ich sicher weiß ist, dass sein Stolz verletzt wird, wenn er den Drachen um Hilfe bittet. Dennoch ist sind Max und Lara ihm wichtiger, als eine gekränkte Ehre und das rechne ich ihm hoch an. Er ist kein kaltherziges Monster, das nur an sich selbst denkt. Tristan hat sein Herz am rechten Fleck, wenn man hinter seine zahllosen Mauern blickt.
Still betrachte ich den Mann, der auf meiner Couch sitzt und mit verschränkten Armen gegen den Schlaf ankämpft. Es ist mittlerweile tiefste Nacht und seitdem die Anspannung von uns gefallen ist, sind wir todmüde. Die Planung und die ständigen Diskussionen saugen unsere Energiespeicher leer und in meinem Kopf ist bald nichts mehr außer Watte.
Hinzu kommt, dass diese verfluchten Portale mir meine Kräfte rauben und allein an diesem Tag, bin ich vier Mal mit ihnen umhergereist. Zum Glück sind wir jetzt in meiner Wohnung und bleiben es die nächsten Stunden auch. Die Schnitte in meiner Haut sind nicht schlimm, dennoch sind sie nervig.
Das Amulett hält viele Fäden von mir fern, doch alle kann es nicht vertrieben. Ich bin unglaublich erleichtert gewesen, als die Kette im Krankenhaus auf dem Nachtisch lag und beruhigend in ihrem typischen Schimmer gefunkelt hat. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass mir die Vampire den Anhänger nicht vom Leib gerissen haben, als sie gierig ihre Klauen in meine Haut gruben.
Ein eisiger Schauer läuft über meinen Rücken und gedankenverloren streiche ich über meine klammen Arme. Ich werde wahrscheinlich nie das Gefühl vergessen, wie ihre kratzigen Zungen über meine Haut geleckt haben oder wie sich die Eiseskälte in meinen Gefäßen ausgebreitet hat, als sich die Fangzähne in mich bohrten.
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Durch den Nebel - Jenseits aller Regeln
Fantasy"Gehe nicht mit Fremden mit!" Jeder kennt diese Warnung, aber niemand kann sich alle Konsequenzen bewusst machen, die bei einer Missachtung folgen. Es ist alles möglich und nichts ist sicher. So muss auch die Studentin Alexandra ins kalte Wasser spr...