Kapitel 9

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„Eustachius Smith?", höre ich Natalie neben mir ungläubig fragen. „Was ist denn das für ein behinderter Name?", kichert sie, während Eustachius und ich uns fassungslos anstarren.

„Ja, ziemlich eigenartig...", stimme ich ihr abwesend zu. Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich zu dieser ganzen Situation stehe, dazu bin ich noch zu geschockt. Einerseits habe ich keine Lust mich bei meiner Arbeit mit Harry rumschlagen zu müssen, andererseits werde ich das Gefühl nicht los, dass das Schicksal sein muss und kein Zufall ist und irgendjemand mir damit sagen will, dass ich ihn - dass ich uns - nicht so schnell aufgeben soll.

„Entschuldige mich kurz!", räuspere ich mich und gehe auf Harry zu, welcher eher weniger erfreut aussieht.

„Was tust du denn hier?", flüstert er verärgert.

„Ich arbeite hier, falls es dich interessiert. Die eigentliche Frage lautet daher, was du hier tust?"

Er dreht sich um und bedeutet mir ihm in den Flur zu folgen, damit die anderen uns nicht hören können.

„Ich helfe einem Freund!", erklärt er mir.

Du hast Freunde?", frage ich ihn skeptisch doch ernte dafür sofort einen bösen Blick, der es mich augenblicklich bereuen lässt.

„So etwas in der Art...", geht er dennoch auf meine Frage ein.

„Du kannst doch überhaupt nicht kellnern!", wage ich einen Schuss ins Blaue und hoffe insgeheim, dass er sich in der ersten Zeit genauso tollpatschig anstellen wird wie ich.

„Das kriege ich schon hin, sieht nicht sonderlich schwierig aus." Pff, der wird sich noch wundern. „Hör zu, Louis weiß nichts von Harry, also..."

„Oh, das nenne ich wahre Freundschaft!", unterbreche ich ihn.

„Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn..."

„Dankbar? Wieso sollte ich irgendetwas für dich tun, wenn du noch nicht einmal in der Lage bist auch nur eine meiner Fragen zu beantworten?"

„Luna...", knurrt er. „Ich versuche gerade eine normale Konversation mit dir zu führen, also hör verdammt noch mal auf mich die ganze Zeit zu unterbrechen!" Er weiß es bestimmt nicht, aber wenn er so mit einem spricht, kann er wirklich furchteinflößend sein. Mit diesen stechenden Augen, seiner bedrohlichen Körperhaltung und seiner rauen Stimme. Und wenn er dazu auch noch ständig pechschwarze Kleidung trägt... Okay, wahrscheinlich weiß er es doch.

„'Tschuldigung.", murmele ich.

„Also, ich würde es dir sehr hoch anrechnen, wenn du es ihm nicht erzählen würdest!" Wieso sollte ich das tun? Hat er denn, seit wir uns wieder getroffen haben irgendetwas Nettes für mich getan? Der läuft ja wohl nicht gan... Andererseits...

„Was bekomme ich dafür, Eustachius?", frage ich ihn, in der Hoffnung, dass er nicht sofort wieder abblocken wird.

„Was willst du denn dafür?" Sein sich verdunkelnder Blick verrät mir, dass er weiß worauf ich hinauswill.

„Wieso bist du damals verschwunden?"

„Oh nein!", vernichtet er zornig das bisschen Hoffnung, was ich tatsächlich noch hatte.

„Wie du willst, Harry!" Ich zucke unbeeindruckt mit den Achseln und drehe mich um, um Louis zu suchen.

„Stopp!", höre ich ihn panisch sagen, weshalb ich mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen kann. „Du darfst eine verdammte Frage stellen! Aber nicht..." Sofort drehe ich mich wieder um und unterbreche ihn.

Die Sterne sind gegen Uns | H. S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt