Nach der Uni mache ich mich direkt auf den Weg in die Werkstatt, um mein Auto abzuholen und ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit, bei dem Gedanken Harry wiederzusehen. Ich weiß, dass er wahrscheinlich wieder nicht mit mir reden wird, meine Fragen ignoriert oder mich einfach wieder mit gemeinen Beleidigungen versuchen wird loszuwerden. Doch so einfach lasse ich mich nicht abwimmeln.
Schon von weitem kann ich ihn mit einem anderen Kunden sprechen sehen und ich bewege mich langsam auf ihn zu. Wieder trägt er nur ein T-Shirt, was mich schon beim bloßen Anblick frösteln lässt, obwohl ich meine gefütterte Winterjacke und einen Schal trage. Er verabschiedet sich von dem Mann vor ihm, der ihn freundlich anlächelt und sich bedankt, doch Harrys Mine bleibt vollkommen ausdruckslos. Ist er zu jedem Menschen so unfreundlich?
Das sieht ihm absolut nicht ähnlich, er war doch schon als kleiner Junge, bis auf seine sich entwickelnden Aggressionen, der absolut höflichste Mensch, den ich kannte, sodass es schon beinahe einer Bilderbuchgeschichte entstammen konnte, hätte man ihn und seine Familie an „normalen" Tagen beobachtet. Häufig frech, aber trotzdem kultiviert und gut erzogen hatten viele Außenstehende ihn und J treffend beschrieben, wenn sie nicht Bekanntschaft mit ihrer anderen Seite gemacht hatten.
„Hey...", begrüße ich ihn unsicher, da er meine Anwesenheit scheinbar noch nicht bemerkt hat, doch er läuft ohne mich eines Blickes zu würdigen in die bereits bekannte Werkstatt Halle, weshalb ich ihm folge. „Kannst du jetzt noch nicht einmal „Hallo" sagen?", frage ich ihn genervt von seiner eigenartigen Verhaltensweise.
„Hallo!", sagt er unbeeindruckt. „Zufrieden?"
Schon wieder schaut er mich nicht an und läuft einfach vor mir weg. Soll das jetzt immer so weitergehen, wenn ich versuche mit ihm zu sprechen?
„Nein!", rufe ich ihm empört hinterher.
„Dann kann ich dir auch nicht weiterhelfen!" Er zuckt gelangweilt mit den Achseln.
„Du könntest mir weiterhelfen, indem du mir endlich sagst, was dein Problem ist!"
„Im Moment bist du mein Problem!", spottet er. Ich ignoriere das unangenehme Ziehen in meiner Brust, als Harry einen kleinen Raum mit der Aufschrift „Privat" betritt, was mich aber nicht davon abhält ihm zu folgen. Er geht zu einem Schreibtisch und durchsucht mehrere Schubladen nach irgendetwas, während ich mit verschränkten Armen in der Tür stehen bleibe und ihn dabei beobachte.
„Ich meine, wieso du dich so eigenartig verhältst?" Er hält in seiner Bewegung inne und zieht belustigt eine Augenbraue hoch. Muss er wieder damit angeben? Darum habe ich ihn früher schon ständig beneidet.
„Eigenartig?", amüsiert er sich.
„Ja!", ignoriere ich sein spöttisches Lachen. „Du tust so, als würden wir uns nicht kennen!" Er scheint gefunden zu haben, was er sucht und ich erkenne meinen Autoschlüssel in seiner rechten Hand.
„Wir kennen uns auch nicht!" Wie bitte?
„Wieso sagst du so etwas, Harry?", flüstere ich beinahe. Er schiebt sich an mir vorbei durch die Tür, um sie hinter uns zu schließen und bleibt dann genau vor mir stehen.
„Du weißt gar nichts über mich!"
Nicht mehr, da hat er wahrscheinlich recht. Sein intensiver Blick verrät mir, dass das absolut ernst gemeint war und ich spüre erneut dieses schmerzhafte Ziehen in meiner Brust.
„Dann erzähl es mir doch!", fordere ich ihn immer noch mit leiser Stimme auf, doch er verdreht wieder nur genervt die Augen und macht sich auf den Weg zurück.
„Jetzt fängt diese Leier schon wieder an!" Ich ignoriere seine Versuche meinen Fragen auszuweichen und lasse nicht locker.
„Wenn ich wüsste, warum du damals verschwunden bist, könnte ich dich vielleicht besser verstehen."
![](https://img.wattpad.com/cover/132864203-288-k17315.jpg)
DU LIEST GERADE
Die Sterne sind gegen Uns | H. S.
Fanfic"Ich würde alles tun, um bei dir bleiben zu können!" "Für immer?" "Für immer!" Ein Versprechen, nur in Sand geschrieben. Ein Versprechen, was zu halten sie nicht fähig waren, denn es war nicht nur irgendeine Welle, die dieses Versprechen nichtig m...