„Na, was für ein Zufall!" Der große, braunhaarige Riese in der schwarzen Bomberjacke richtet sich überrascht an Harry, der mich langsam zurück auf dem Boden absetzt und sich schützend vor mich stellt. Den Schmerz in meinem Knöchel versuche ich zu ignorieren. „Da versuchen wir zwei Wochen lang, dich zu finden, und dann läufst du Wichser uns ausgerechnet in die Arme. Du weißt schon, was das für dich bedeutet oder?" Sein zufriedenes Grinsen jagt mir einen Schauer über den Rücken, doch Harry ist wie immer die Ruhe in Person. Was ist vor zwei Wochen passiert? War dieser Typ also die sogenannte Eingangstür, die für sein blutiges Gesicht verantwortlich gewesen war? Oder gab es noch mehr solcher Vorfälle in den letzten Wochen?
„Wer zum Teufel seid ihr?", will Harry aber von dem gruseligen Kerl wissen, der bedrohlich nah an uns herantritt. Wieso mussten wir nur den unheimlichen Umweg über das verlassene Fabrikgelände machen? Hier können wir nicht so schnell Hilfe erwarten.
„Du kleines Arschloch weißt also noch nicht mal mehr, wem du alles die Nase gebrochen hast!" Es scheint, als würde Harry angestrengt nachdenken, bevor er kurz auflacht.
„Oh, das ist also der Grund, für dein hässliches Gesicht! Ich dachte schon, du siehst immer so scheiße aus!", provoziert Harry ihn, und ich starre ihn ungläubig an. Hält er es für wirklich für klug, mit fünf Kerlen, die alle mindestens doppelt so breit sind wie er, Streit anzufangen? Doch bevor ich nach einer plausiblen Antwort auf diese Frage suchen kann, sehe ich aus dem Augenwinkel plötzlich eine Faust in unsere Richtung fliegen, doch Harry weicht blitzschnell nach hinten aus und schiebt mich dadurch mit außer Reichweite unseres Gegenübers. Ich kann mir einen kurzen Aufschrei nicht verkneifen.
„Woah, hältst du es wirklich für intelligent, dir noch weitere Makel zuzuziehen, die deiner Schönheit wahrscheinlich nicht zuträglich sein werden?" Diese Aussage scheint den immer wütender werdenden Kerl vor uns jedoch nicht von seinem Vorhaben abzubringen. Stattdessen entweicht ihm ein tiefes Knurren, was sich anhörte wie ein Jungs woraufhin die anderen, hinter ihm stehenden Typen sich neben ihm aufreihen.
„Ach, kommt schon. Wollt ihr wirklich so aussehen wie der da?", fragt Harry gelangweilt, als würde er nicht realisieren, dass er gewaltig in der Unterzahl einer Prügelei entgegensieht. Doch niemand interessiert sich für seine Witze. Stattdessen kommen sie alle auf einmal auf ihn zu.
Ich spiele noch kurz mit dem Gedanken, mich einzumischen, dazwischen zu gehen, oder irgendetwas zu unternehmen, damit keiner verletzt wird, doch dann geht alles ganz schnell. Mein Körper ist vor Angst um Harry wie gelähmt, meine Atmung geht rasch und unkontrolliert, das Adrenalin jagt durch meine Adern, als würde ich nicht nur danebenstehen und zuschauen. Meine Augen versuchen jeder Bewegung von ihm zu folgen. Wie er den ersten auf ihn zukommenden Schlag mit Leichtigkeit abfängt, seinem Gegner daraufhin den Arm hinterm Rücken verdreht. Wie er diesen danach als menschlichen Schutzschild benutzt und mit seinem Gesicht die nächste Faust abfängt und so sein eigenes schützt. Mit schmerzverzerrtem Aufschrei geht dieser zu Boden, als Harry seinen Griff lockert, doch das gibt dem nächsten aus der Gruppe Zeit, ihn von hinten in den Würgegriff zu nehmen. Ich halte mir schlagartig die Hand vor den Mund, doch mit geübten Bewegungen, als wäre das Muskelpaket hinter ihm ein Fliegengewicht, wirft er ihn über die Schulter, sodass dieser mit seinem Rücken auf dem harten Steinboden aufschlägt.
Der nächste Schlag trifft diesmal Harry mitten im Gesicht, und ich beiße mir vor Schreck so fest auf die Zunge, dass sich rasch ein metallischer Geschmack in meinem Mund ausbreitet. Meine Sicht verschwimmt und ich nehme nur mit tränenverschleiertem Blick war, wie zwischen Harry und auf einmal zwei anderen Typen gleichzeitig Schläge ausgetauscht werden. Und er fokussiert sich auch erst wieder, als ich sehe, wie der braunhaarige Riese sich von dem Geschehen entfernt und geradewegs auf mich zukommt.
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Die Sterne sind gegen Uns | H. S.
Fiksi Penggemar"Ich würde alles tun, um bei dir bleiben zu können!" "Für immer?" "Für immer!" Ein Versprechen, nur in Sand geschrieben. Ein Versprechen, was zu halten sie nicht fähig waren, denn es war nicht nur irgendeine Welle, die dieses Versprechen nichtig m...