Als die Vorlesung vorbei ist, räume ich alle meine Bücher zusammen und versuche sie in einem Arm zu halten, während ich mit der anderen Hand meine Tasche schultere, die jedoch immer wieder runterrutscht. Auf dem Weg zur Tür versuche ich sie mit meiner freien Hand ständig wieder über meine Schulter zu hängen und gleichzeitig nicht das Gleichgewicht zu verlieren, damit meine ganzen Bücher nicht runterfallen.
„Hey, Luna!", begrüßt mich dann Brian von der Seite und ich drehe mich ruckartig zu ihm um, was aber schließlich doch dazu führt, dass die oberen zwei Bücher von meinem Stapel rutschen und auf den Boden fallen. „Au!", höre ich ihn plötzlich jammern und sehe wie er einen Satz zurück macht, weil ihm meine Bücher genau auf seinen Fuß gefallen sind.
„Oh mein Gott, Brian! Es tut mir leid!", sage ich und halte mir meine freie Hand vor den Mund.
„Ist schon gut!", winkt er jedoch freundlich ab und kommt wieder auf mich zu.
„Warte ich helfe dir!", bietet er mir dann an und geht schon in die Hocke.
„Nein, das geht schon!" Auch ich bücke mich – vielleicht etwas zu hastig – um meine Bücher wieder aufzuheben, doch knallt mein Kopf mit voller Wucht gegen seine Stirn und durch den Aufprall fallen auch meine restlichen Bücher auf den Boden und wir taumeln einige Schritte auseinander.
„Tut mir leid!"
„Sorry!", sagen Brian und ich gleichzeitig und halten uns die Hände an den Kopf. Oje, das gibt eine Beule. Mit schmerzverzerrtem Gesicht starren wir uns an und müssen dann plötzlich beide anfangen zu lachen.
„Das wollte ich echt nicht, tut mir leid!", schmunzelt er.
„Nein, ist schon gut, du wolltest doch nur helfen. Das ist war meine Schuld, ich bin einfach zu tollpatschig!" In den ganzen Liebesfilmen ist so ein Szenario immer deutlich romantischer. Dem Mädchen fallen ihre Bücher runter, der Junge eilt ihr zu Hilfe, ihre Hände berühren sich, sie schauen sich tief in die Augen und puff – sie verlieben sich. Nur wenn mir so etwas wieder passiert, mache ich mich natürlich total lächerlich.
„Ich finde tollpatschig ziemlich süß!", sagt er plötzlich und ich kann die Hitze, die mir wegen dieses einfachen Kompliments eines Jungen, den ich kaum kenne, in die Wangen schießt, nicht aufhalten. Perplex beobachte ich wie Brian meine Bücher alle aufhebt und auf mich zu kommt, um sie mir zu geben, weshalb ich ein leises „Danke" murmele. Doch als ich sie ihm gerade wieder abnehmen will, hält er sie wieder von mir weg.
„Ich denke, ich werde sie einfach nehmen, wir wollen die anderen Studenten doch nicht auch noch dieser Gefahr aussetzten, oder?"
„Ich denke, dass bei dir diese Gefahr nicht weniger gering ist!", bemerke ich grinsend. „Aber gut, wie du willst!" Achselzuckend gehe ich an ihm vorbei durch die Tür und höre an seinen Schritten, dass er mir folgt.
„Also, was machst du heute noch?" Ich seufze hörbar aus, als ich daran denke, dass ich neben dem Studium und der Arbeit nicht besonders viel Freizeit habe. Aber vielleicht mache ich mir auch selber zu viel Stress, wenn es ums lernen geht.
„Ich muss noch für die Probeklausur nächste Woche lernen, bevor ich meine Schicht im Restaurant beginne!" Wir treten aus dem Gebäude ins Freie und werden dabei fast von einer Horde von Studenten zerquetscht, die es scheinbar gar nicht erwarten kann, von hier wegzukommen.
„Dafür lernst du jetzt schon?", fragt er mit gerunzelter Stirn.
„Ja! Ich bin nicht der Typ Mensch, der einfach in den Vorlesungen aufpassen kann und dann alles perfekt so wiedergeben kann!", verteidige ich mich und denke dabei unweigerlich an Harry, der praktisch nie für irgendwas lernen musste. Es reichte immer, wenn er etwas einmal gehört hatte, dann konnte er sich an ausnahmslos alles erinnern. Besonders deprimierend war es immer dann, wenn wir eigentlich was unternehmen wollten, ich aber lernen musste und Harry sich auf meinen Schreibtischstuhl gesetzt hat und sich die ganze Zeit im Kreis gedreht hat, während er mir alles erzählt hat, was ich wissen musste. Er verstand nur nie, dass ich mir das nicht im Vorbeigehen merken konnte und es tatsächlich lernen musste.
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Die Sterne sind gegen Uns | H. S.
Fanfiction"Ich würde alles tun, um bei dir bleiben zu können!" "Für immer?" "Für immer!" Ein Versprechen, nur in Sand geschrieben. Ein Versprechen, was zu halten sie nicht fähig waren, denn es war nicht nur irgendeine Welle, die dieses Versprechen nichtig m...