Kapitel 64

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„Und das?" Ich fahre seinen Unterarm weiter entlang, und bleibe an einem Kompass hängen. Harry schaut nachdenklich auf das kleine schwarze Tattoo und deutet dann ein Achselzucken an.

„Ich fand es einfach schön." Ich betrachte die Bemalung eindringlicher. Die Kompassnadel zeigt nach Osten. Da wo die Sonne aufgeht. Aber der Osten ist geschwärzt, es gibt ihn nicht. Ich versuche, erstmal nicht weiter nachzuhaken. Ich stelle meinen Ellenbogen auf den Teppich unter uns und stütze meinen Kopf darauf.

„Was ist damit?", frage ich ihn und zeige auf einen kleinen schwarzen Kasten. Mit Gesicht. Harry entweicht ein Lachen.

„Frag nicht."

Ich ziehe die Augenbrauen nach oben. „Betrunken?"

„Und wie!" Ich stimme in sein Lachen mit ein und versuche zu erkennen was es darstellen soll. Dann trifft es mich wie ein Blitz.

„Soll das Spongebob sein?" Harry presst die Lippen aufeinander und versucht sich zu beruhigen, doch seine Grübchen verraten mir die Antwort. Ich pruste laut los.

„Hey, gib Louis dafür die Schuld.", unterbricht er nach einer Weile meinen Lachanfall. 

„Ich fasse es nicht!"

„Ihn hat es schlimmer getroffen!"

Mir stehen mittlerweile die Tränen in den Augen. „Kann ich mir nicht vorstellen." Wild schüttele ich den Kopf.

„Er hat Patrick!", erklärt er mir dann beleidigt.

„Wie bitte?" Oh Gott, ich kann nicht mehr.

Was für Idioten.

Als mein Bauch von dem ganzen Lachen anfängt weh zu tun, versuche ich mich zu beruhigen. „Okay, ich bin fertig, es tut mir leid."

Ich fahre weiter über seine Armbeuge bis hin zu seinem Oberarm, bis ich an einem etwas größeren Tattoo hängen bleibe. Ein schwarzer, ausgefüllter Kreis mit einem sechszackigen Stern darum.

„Was soll das bedeuten?"

Harry sieht kurz auf seinen Oberarm, aber legt seinen Kopf dann zurück auf den Teppich und starrt an die Decke. „Das habe ich dem Mistkerl Zach zu verdanken!" Mit gerunzelter Stirn sehe ich ihn an, damit er weiterspricht. „Ich musste eine Gruppierung der Bratva unterwandern."

Meine Augen werden groß und mir stockt für eine Sekunde der Atem. „Bitte was?" Das ist nicht sein ernst. Harry zuckt nur mit den Achseln, als wäre es das normalste auf der Welt. „Du warst bei der russischen Mafia?"

„Eine Gruppierung der russischen Mafia." Ich öffne den Mund, um was zu sagen, doch schließe ihn wieder. Ich bin sprachlos. „Und nur für ein paar Wochen."

„Ein paar Wochen?" Jetzt starre ich ihn wieder nur entsetzt an. Ergeben werfe ich die Hände nach oben und stehe auf. „Okay, das war's." Ich bin froh, dass ich mir vorhin noch schnell Harrys Hemd von gestern übergezogen habe, als ich bemerke, wie viele Fenster wir eigentlich im Wohnzimmer haben. „Mein Freund ist bei der Mafia", murmele ich zu mir selbst und laufe verwirrt vor ihm auf und ab.

„War", verbessert er mich, doch ich ignoriere ihn. Einmal dabei, immer dabei.

„Ich glaub, ich werde verrückt." Harry hat sich nur auf seine entzückenden Ellenbogen gestützt und grinst mich verschmitzt an. Blödmann. „Ich habe ja schon vieles mitgemacht, meine Wohnung wurde zerstückelt, wir sind in ein Krankenhaus eingebrochen und sogar ins London Eye", brabbele ich vor mich hin und fahre mir aufgelöst durch meine Haare. „Wir haben einem Drogenboss hinterherspioniert. Einen international gesuchten Verbrecher haben wir hinter Gittern gesperrt und er hat uns seine Rache im Fernsehen geschworen." Ich werfe ergeben die Hände nach oben. „Aber als wäre das alles nicht schon genug, erfahre ich, dass mein Freund bei der Bratva ist." Harry stellt sich endlich vor mich und nimmt meine herumwedelnden Hände in seine. Wann hat er sich die Schlafhose angezogen?

Die Sterne sind gegen Uns | H. S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt