Kapitel 27

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Ich wusste nicht, dass es möglich ist, sich so dermaßen fremd zu schämen. Lachend sehen Brian und ich uns an, bevor wir wieder zu Cooper schauen, der gerade etwas unbeholfen versucht auf den Bartresen zu klettern. Bei seinem achten Wodka Shot habe ich aufgehört mitzuzählen, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass er sich gerade so anstellt, wie ein neugeborenes Baby, welches weder einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn besitzt, geschweige denn überhaupt schon mal auf eigenen Beinen stand. Ich beobachte, wie er dem DJ ein unmissverständliches Zeichen gibt bevor er irgendwelche genuschelten Worte an die Menge richtet.

„Isch würd gern ein paar Worde sagen!", setzt er an. Es muss schon fast halb eins sein, so lange hat es gedauert, bis alle Leute Brian gratuliert hatten. Da er mich heute in der Uni mit seiner Einladung so überrascht hat, musste ich mir spontan ein Geschenk ausdenken. Und obwohl es genau genommen ein miserables und unpersönliches Geschenk ist, war ich mir sicher, dass sich so ziemlich jeder junge Mann in Brians Alter über eine Einladung zu der größten Technik-Messe in London freuen würde. Meine Eltern haben diese Einladung von einem ihrer Freunde bekommen, aber an mich weitergeleitet, weil sie zu diesem Zeitpunkt sowieso anderweitig beschäftigt sind. Und da ich mich nicht sonderlich für so etwas interessiere, kam mir die Idee diese Einladung Brian zu geben.

„... und das mein isch vollkommn ernst!", reißen mich Coopers Worte wieder aus meinen Gedanken und ich nehme war, wie die Leute um mich herum anfangen zu lachen, während Brian Kopf schüttelnd sein Gesicht in seinen Händen vergräbt. „Also, auch wenn du manchmal ein beschissna Bastard bist, nein warte!", unterbricht Cooper sich. „Du bist eigendlich imma ein scheiß Bastard, aber ejal. Du bist eina meina besten Kumbel und deswegen wollte ich dir nur das Beste wünschen. Und ich hofe, dass wir auch weiterhin so viel Spaß zusammn haben werden, wie die letzden Jahre! Aber jetz, Champagner für alle!" Die Leute fangen an zu klatschen, während Brian nach meiner Hand greift und mich in Richtung der Bar zieht, von welcher Cooper gerade mehr runterzufallenals runter zu klettern scheint.

„Da is ja das Geburdsdagskind!", freut Cooper sich sichtlich, während Brian ihn in eine Umarmung zieht und ihm freundschaftlich auf den Rücken klopft.

„So, jetzt müssen wir aber anstoßen!", fordert Brian uns auf und reicht uns beiden ein Glas Champagner, welche aufgereiht auf dem Tresen bereitstanden.

„Isch glaub isch bleib beim Wodka!" Cooper stellt das Champagner Glas wieder zurück und ersetzt es durch zwei gefüllte Shot-Gläser, die er jetzt in beiden Händen bereithält.

„Ich habe noch fast nichts getrunken heute!", beklagt Brian sich, als würde er es selber nicht fassen können. Mit einem Blick zu mir und Cooper hebt er bereits sein Glas an.

„Oh, ich trinke eigentlich nicht!", rufe ich ihm gerade ins Gedächtnis und ich höre Cooper neben mir schnauben.

„Wasch? Du trinkst nicht?"

„Nein, ich-"

„Komm schon, Luna. Nur zum Anstoßen!", unterbricht er mich.

„Ich kann ja mit euch anstoßen, aber ich würde lieber etwas Alkoholfreies nehmen!"

„Aloholfrei? Das schmeckt doch jar nisch!", mischt sich Cooper wieder ein, doch wir schenken ihm nicht viel Beachtung.

„Ein Schluck?" Jetzt sieht Brian mich mit diesem Hundeblick an, und in diesem Moment verfluche ich ihn dafür, dass seine Zartbitterschokoladenfarbenen Augen meinen Widerstand beinahe zum Schmelzen bringen.

„Ach komm, heute ist mein Geburtstag!" Das ist zwar ein gutes Argument, aber...

„Sie hat doch gesagt sie trinkt nicht, hast du irgendwas auf den Ohren?", ertönt plötzlich eine raue Stimme hinter mir und wir drehen uns alle drei gleichzeitig zu dem Grünäugigen um, der uns genervt mustert. Da denke ich mal ein paar befreiende Stunden nicht an den Grund für meine schlaflosen Nächte, und dann wagt er es, wenn ich es schon geschafft habe ihn aus meinen Gedanken zu verdrängen, hier aufzutauchen?

Die Sterne sind gegen Uns | H. S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt