Kapitel 28

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Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Unterbewusst wusste ich natürlich, worauf er aus war, aber seit kurzem weiß ich auch, dass ich in diesem Punkt anderer Ansicht bin als er. Obwohl es mir eigentlich klar war, wird mir in diesem Augenblick bewusst, dass ich Brian nur ausgenutzt habe, um Abstand von Harry zu gewinnen und mich auf andere Gedanken zu bringen. Mir wird bewusst, dass ich Brian zwar gerne mag, aber nicht auf die Art und Weise, wie er mich anscheinend mag und mir wird bewusst, dass ich ihn nicht küssen möchte.

Zu geschockt von diesen Worten konnte ich nichts erwidern, was Brian wohl als stumme Zustimmung gedeutet haben muss, denn in diesem Moment kommt er mir mit seinem Gesicht immer näher, während er den Griff um meine Taille verstärkt. Schnell drehe ich meinen Kopf zur Seite, sodass er mit seinen Lippen nur meine rechte Wange streift. Auf einmal fühle ich mich ganz und gar nicht mehr wohl. Und daran ist wieder nur Harry schuld. Als ich ihm mein Gesicht wieder zu wende, sieht er mich mit einem Blick an, in dem sowohl Unverständnis als auch Schmerz liegt.

„Was ist?", fragt er mich gekränkt. Sein Anblick schmerzt mich und ich möchte ihm ungern weh tun, weil ich ihn wirklich gut leiden kann.

„Brian, ich...", setze ich an, aber weiß nicht so richtig was ich ihm eigentlich sagen will. Dass ich ihn mag, aber eher als Freund? Dass der Grund dafür der ist, den er scheinbar so verachtet? Dass ich zwar gerne bleiben würde, aber er sich keine Hoffnungen auf mehr machen soll?

„Ich glaube"
Doch bevor ich meine durchschaubare Notlüge weiter ausführen kann, werde ich schon wieder unterbrochen. Ich habe wirklich für einen kurzen Moment geglaubt, Harry wäre einfach gegangen. Aber nein, er muss sich wieder einmal in meine Angelegenheiten einmischen. Und zwar in eine Angelegenheit, bei der erabsolut nicht anwesend sein sollte.

„Was willst du denn schon wieder hier?"

„Würdest du uns bitte einen Moment in Ruhe reden lassen?", fragen Brian und ich gleichzeitig genervt.

„Es sah nicht so aus, als würdet ihr nur reden wollen!", wirft er mir vor, doch sieht er nur Brian an, und zwar mit einem derart wütenden Blick, der mir wieder einmal den Kopf zerbricht. Was hat er Harry bloß getan?

„Das ist doch wohl unsere Angelegenheit, Alter!" Brian baut sich bedrohlich vor ihm auf, und obwohl die beiden ungefähr gleich groß sind, sieht Harry dabei so viel Furcht einflößender aus. Brian legt seinen Arm um meine Schultern und zieht mich demonstrativ einige Meter von Harry weg, um sich dann mir wieder zuzuwenden.

Dass er seine beiden Hände um mein Gesicht legt und mir mit einem Daumen über die Wange streichelt, lässt mich nur noch schlechter fühlen. Doch bevor ich herausfinden kann, ob Brian mir wieder nähergekommen ist, um mich erneut zu küssen oder mit mir zu reden, verliere ich schon den Boden unter den Füßen und werde Brians großen Händen entrissen. Ich brauche ein paar Sekunden, in denen ich beinahe wie unter Schock stehe um zu realisieren, was gerade passiert ist, und auf welches schwarze Stück Stoff sich gerade gezwungener Maßen mein Blick richtet.

„Lass mich sofort runter!", befehle ich Harry und schlage mit meinen Fäusten auf seinen breiten Rücken ein. Er hat mich doch gerade tatsächlich über seine Schulter geworfen. Was an den Worten Ich will bleiben undGeh einfach war so schwierig zu verstehen? Spreche ich etwa chinesisch?

„Ich denk gar nicht dran, ich habe es dir gesagt!", vernehme ich dumpf seine Stimme, doch bin ich zu aufgebracht um über seine eigenartigen Worte nach zu denken.

„Wo hast du nur deine Manieren gelassen, Harry?" Immer noch schlage ich auf seinen Rücken ein und beginne zusätzlich noch mit meinen Beinen zu strampeln, doch sein Griff ist zu fest, ich habe nicht geringste Chance.

Die Sterne sind gegen Uns | H. S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt