Bevor ich etwas auf diese Worte erwidern kann, sieht er schon an mir vorbei nach unten. Es dauert nicht mehr lange, bis wir wieder unten ankommen, und als ich Harrys Blicken jetzt folge, erkenne ich auch, was genau seinen Blick so gefangen hält.
„Hm, diesmal sind es mehr als sonst!", stellt er so beiläufig fest, als würde er von Gästen im Restaurant sprechen und nicht von uniformierten Polizisten, die sich unten am Ausstieg tummeln und darauf warten, dass wir aussteigen, um uns gleich darauf festnehmen zu können.
„Wie sollen wir denn an denen vorbeikommen?", frage ich ihn mit hörbarer Besorgnis in meiner Stimme.
„Wenn du schnell genug rennen kannst, schaffen wir das schon!", versucht er mir beizubringen, doch beruhigen mich seine Worte beim Anblick der fünf bis sechs wartenden Männer da unten nicht.
„Wir werden aber nicht einmal die Möglichkeit haben zu rennen, wenn sie uns direkt beim Aussteigen fassen! Verdammt, ich hätte niem-"
„Lu", schneidet Harry mir das Wort ab, „Ich sagte doch, Alan schuldet mir noch einen Gefallen. Oder warum sonst glaubst du, hat er sie auf die falsche Seite geführt?"
Als ich das Gesagte realisiere, lasse ich meinen Blick wieder zu den immer näherkommenden Polizisten wandern, die tatsächlich auf der falschen Seite stehen und auf uns warten.
„Siehst du? Wenn wir schnell genug sind, verschafft uns dieser kleine Vorsprung genug Zeit, um sie abzuwimmeln!"
Ich versuche seinen Worten Glauben zu schenken, als wir uns jetzt beide fluchtbereit vor die Schiebetür stellen, und darauf warten, dass sie aufgeht. Ich sehe Harry immer noch ängstlich von der Seite an und wie, als würde er merken, wie ich mich fühle greift er nach meiner Hand und drückt sie sanft, als würde er sagen wollen, dass ich ihm vertrauen soll. In diesem Moment kommt die Kabine mit einem leichten Ruck zum Stehen und im nächsten Augenblick öffnen sich bereits die Schiebetüren. Harry rennt sofort los und zieht mich hinter sich her, während ich beträchtliche Schwierigkeiten habe bei seinem Tempo mitzuhalten.
„Bleiben Sie stehen, Polizei!", höre ich einen der Männer von der anderen Seite rufen, bevor wir zurück in den verglasten Gang und das noch offen stehende Tor rennen.
„Komm, komm, komm!", fordert er mich auf mich zu beeilen. Augenblicklich fangen wir noch schneller an zu rennen, als hinter uns plötzlich zwei Polizisten hervorstürmen und uns den Weg abschneiden, sodass wir die Richtung wechseln müssen.
„Fuck, sind die schnell diesmal!", höre ich Harry sich beschweren, doch ist mir der amüsierte Unterton in seiner Stimme nicht entgangen. Er findet das hier wirklich lustig, oder? Auch ich spüre, wie sich ein Schmunzeln auf mein Gesicht schleicht, während wir von dem Platz in eine der Straßen einbiegen. Auch wenn wir früher niemals von Polizisten verfolgt wurden, haben wir uns schon damals immer einen Spaß daraus gemacht allen möglichen Leuten Streiche zu spielen und die Reaktionen der Betroffenen zu belächeln.
Wir biegen nach rechts in eine Seitenstraße ein, während die zwei Männer hinter uns immer näherkommen, doch bleiben wir abrupt stehen, als in dieser Seitenstraße bereits der nächste Polizist von vorne kommt. Wie ist denn der dickste von allen so schnell hier her gekommen?, frage ich mich, während Harry ein weiteres Fuck entweicht. Sofort drehen wir wieder um und rennen in die andere Richtung, während ich mir schon ausmale wie meine Eltern reagieren, wenn sie ihre Weltreise unterbrechen müssen, nur um mich aus dem Knast zu holen.
„Stehen bleiben!", höre ich ein weiteres Mal die Stimme einer der Männer hinter uns herrufen.
„Komm, hier entlang!", fordert Harry mich auf, obwohl ich durch seinen festen Griff um meine Hand sowieso keine andere Wahl hätte, als ihm zu folgen. Mit schnellen Schritten laufen wir auf die nächste U-Bahn-Station zu, bevor wir schon die Treppen in einem so schnellen Tempo runterstürmen, dass es beinahe an ein Wunder grenzt, dass sich keiner von uns langgelegt hat. Jetzt an eine Fahrkarte zu denken, wäre unser Todesurteil gewesen, weshalb wir kurzerhand über die Drehkreuze springen, auch wenn Harry dabei deutlich eleganter aussieht als ich mich anstelle, aber so können wir wenige Sekunden später weiter durch die unterirdischen Gänge sprinten.
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Die Sterne sind gegen Uns | H. S.
Fanfiction"Ich würde alles tun, um bei dir bleiben zu können!" "Für immer?" "Für immer!" Ein Versprechen, nur in Sand geschrieben. Ein Versprechen, was zu halten sie nicht fähig waren, denn es war nicht nur irgendeine Welle, die dieses Versprechen nichtig m...