„Du willst mich nach Hause bringen?", hake ich überrascht nach und ich spüre wie eine Welle der Erleichterung sich in mir breitmacht.
„Ich werde mein Angebot nicht wiederholen, also entweder kommst du jetzt endlich, oder du bleibst halt hier! Mir egal!" Wieso klingt er wieder so, als hätte er überhaupt keine Lust dazu? Schon als er mich nach der Party begleitet hat, wirkte er so als würde er es in Wirklichkeit gar nicht wollen, aber wieso tut er es dann? Niemand zwingt ihn doch dazu. Schnell schließe ich zu ihm auf, weil ich Angst habe, er könnte es sich wieder anders überlegen. Auch er setzt sich wieder in Bewegung, doch bleibe ich ein paar Schritte hinter ihm, weil er immer noch ziemlich gereizt und angespannt wirkt und ich ihm in diesem Moment nicht zu nahekommen möchte.„Du hast ein Auto?", erkundige ich mich interessiert, weil ich noch nie gesehen habe, wie Harry mit dem Auto zur Arbeit gekommen ist.
„Natürlich habe ich ein Auto!" Zu meinem Erstaunen geht Harry zurück zum Restaurant und wir laufen durch die enge Einfahrt in den kleinen Innenhof. Louis lässt Harry auf seinem Privatparkplatz parken? Wir nähern uns einem großen, schwarzen Geländewagen und ich betrachte ihn voller Verwunderung. Das ist ein nagelneuer Range Rover, der muss ein kleines Vermögen gekostet haben. Wie kann Harry sich so etwas leisten, wenn er doch tagsüber in einer Werkstatt arbeitet und abends in einem kleinen Restaurant kellnert? Sofort kommen mir seine scheinbaren Nebentätigkeiten in den Sinn. Hat er etwa mit diesem Zach noch andere Geschäfte am Laufen und könnte er daher das Geld dafür haben?
„Steigst du jetzt endlich ein?", holt mich Harry jetzt wieder genervt aus meiner Gedankenwelt zurück. Ich nicke schnell mit dem Kopf und öffne die Beifahrertür, bevor ich mich in den riesigen schwarzen Ledersitz sinken lassen. Meine Eltern würden mir definitiv den Hals umdrehen, wenn sie mich jetzt sehen könnten, denn theoretisch gesehen ist Harry ein völlig Fremder für mich. Und zu diesem Angst einflößenden, tätowierten Fremden bin ich gerade ins Auto gestiegen, obwohl ich vor wenigen Minuten miterlebt habe, wozu er in der Lage ist und obwohl ich weiß, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit illegale Freizeitaktivitäten ausübt, bei denen Leute ernsthaft zu Schaden kommen.
Doch irgendwie lässt mich dieses winzige Gefühl von Vertrautheit, dass ich immer in seiner Nähe habe, all diese Dinge vergessen. Gleichzeitig habe ich eine Gänsehaut am ganzen Körper, die mir ins Gedächtnis ruft, dass ein anderer Teil in mir trotzdem tierische Angst vor ihm hat und das alles verwirrt mich zutiefst. Wie kann ich denn einerseits Angst vor ihm haben und mich andererseits nach seiner Nähe sehnen? Wahrscheinlich ist dieser winzige Rest von Vertrautheit noch von früher übriggeblieben und mischt sich jetzt mit dem neuen Gefühl der Angst. Die ersten Minuten der Fahrt verlaufen wie so oft still, doch habe ich absolut keine Lust auf diese Spannung zwischen uns.
„Meintest du nicht, dass der eine Abend eine Ausnahme war?", erinnere ich ihn daran, wie er gesagt hat, dass es nicht wieder vorkommen wird, dass er freiwillig Zeit mit mir verbringt.
„Ich habe ja wohl nicht ahnen können, dass so eine Scheiße heute passiert, oder?", fragt er mich aufgebracht und sieht mit zusammengezogenen Augenbrauen auf die nur schwach beleuchtete Straße, bevor er leise hinzufügt: „Du glaubst doch nicht, dass ich dich alleine nach Hause laufen lasse!"
Einen kurzen Moment denke ich daran ihm ins Gedächtnis zu rufen, dass er mich schon mal nachts alleine nach Hause hat laufen lassen, nachdem ich ihm gefolgt bin. Wahrscheinlich hätte er es auch diesmal getan, wenn wir nicht überfallen worden wären, doch ich entscheide mich dazu, seine Worte einfach so hinzunehmen, da sich ein ungewohntes Kribbeln in meiner Magengegend ausbreitet, was augenblicklich dazu führt, dass mir ein wenig wärmer wird und das obwohl es in diesem Auto beinahe kälter ist als draußen. Ich hoffe Harry weiß, dass es so etwas wie Klimaanlagen und Sitzheizungen gibt und es nichts Verwerfliches daran gibt, diese auch zu benutzen.
DU LIEST GERADE
Die Sterne sind gegen Uns | H. S.
Fanfiction"Ich würde alles tun, um bei dir bleiben zu können!" "Für immer?" "Für immer!" Ein Versprechen, nur in Sand geschrieben. Ein Versprechen, was zu halten sie nicht fähig waren, denn es war nicht nur irgendeine Welle, die dieses Versprechen nichtig m...