Genervt schlage ich die Fahrertür wieder zu und sehe in die Richtung, aus der seine Stimme kam. Da es so dunkel ist, kann ich nicht viel mehr als das Flimmern der Zigarette sehen, die er sich gerade zu seinen Lippen führt, während er mit dem Rücken an der Hauswand lehnt. Seit wann raucht Harry?, stelle ich mir sofort die Frage, doch wird mir gleich bewusst, dass ich das wohl kaum beantworten kann, da ich ihn die letzten fünf Jahre nicht gesehen habe. Und mit dreizehn hat er definitiv noch nicht geraucht. Doch genauso wenig, wie die Tatsache, dass er sich in seiner Freizeit mit anderen Leuten prügelt, überrascht es mich, dass er raucht. Es passt irgendwie zu ihm.
„Rauchen ist ungesund, Harry!", weise ich ihn trotzdem darauf hin, weil ich nicht auf seine Bemerkung eingehen möchte.
„Jetzt ernsthaft?", fragt er mich überrascht, als hätte er es wirklich nicht gewusst. „Oh nein, ich werde sterben, was ein grauenvolles Schicksal!" Ich rolle nur mit den Augen und gehe ein paar Schritte auf ihn zu, damit ich sein Gesicht besser erkennen kann.
„Was tust du eigentlich hier? Musst du nicht arbeiten?", will ich von ihm wissen und beobachte wie er den Rauch aus seinem Mund bläst und zu kleinen Ringen formt.
„Ich mache heute früher Schluss!", erklärt er mir beiläufig und zieht erneut an seiner Zigarette.
„Du machst wohl gerne früher Schluss, oder?"
„Ja!", lautet seine knappe Antwort und ich sehe wie er seine Zigarette in meine Richtung schnipst, weshalb ich einen Satz zur Seite mache.
„Was sollte das denn?", frage ich ihn aufgebracht.
„Sie hätte dich nicht getroffen!"
„Woher willst du das wissen? Wäre ich nicht zur Seite gegangen, dann"
„Sie hätte dich nicht getroffen!", wiederholt er mit ruhiger Stimme.
„Vielleicht möchtest du nichts mit mir zu tun haben, aber dann musst du dich doch trotzdem nicht so unausstehlich aufführen! Was sollte das heute mit Brian?", erkundige ich mich immer noch verärgert.
„Ich habe dir lediglich meine Meinung gesagt, ist das jetzt auch verboten? Dieser Bernhard ist nicht gut für dich!"
„Brian!", verbessere ich ihn zum wiederholten Mal.
„Wie auch immer!"
„Und was meinst du damit, er ist nicht gut für mich? Woher willst du denn wissen, was gut für mich ist, huh?" Bedächtig beäugt er mich, als wäre ich irgendein Ausstellungsstück, was er begutachten muss.
„Du hast recht!", gibt er mir seelenruhig zu verstehen. „Ich weiß es nicht! Ich habe dich lediglich darauf hingewiesen, es interessiert mich nicht, was du mit dieser Information anstellst!"
„Schön, dann wäre das ja geklärt!" Mürrisch stapfe ich wieder auf mein Auto zu.
„Schön!", höre ich Harry noch sagen, der immer noch an der Hauswand lehnt.
„Ich fahr nach Hause!", teile ich ihm noch mit, bevor ich erneut die Fahrertür öffne. Als ich die Tür zuknalle vernehme ich noch, wie Harry mir „Tu das!" hinterherruft. Ich stecke den Schlüssel ins Zündschloss und will den Motor starten, doch irgendwie will er nicht anspringen. Wiederholt versuche ich den Schlüssel umzudrehen, doch gibt der Motor nur leise gequälte Töne von sich, bevor er wieder ausspringt.
Das darf doch jetzt nicht wahr sein! Niedergeschlagen lege ich meinen Kopf auf das Lenkrad und unterdrücke den Drang laut loszuschreien. Ich will einfach nur nach Hause und jetzt passiert auch noch so etwas. Ich habe definitiv keine Lust zu laufen. Gestresst steige ich wieder aus und knalle die Tür mit voller Wucht zu, bevor ich meinen Blick auf Harry richte, der noch immer an der Hauswand lehnt und mir belustigt zusieht.
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Die Sterne sind gegen Uns | H. S.
Фанфик"Ich würde alles tun, um bei dir bleiben zu können!" "Für immer?" "Für immer!" Ein Versprechen, nur in Sand geschrieben. Ein Versprechen, was zu halten sie nicht fähig waren, denn es war nicht nur irgendeine Welle, die dieses Versprechen nichtig m...