Er zögert. Langsam löst er sich von mir und wendet seinen Blick von mir ab. Als ich gerade denke, dass er mir nicht antworten wird, höre ich ihn seufzen.
„Freundschaft, Liebe, Verbundenheit, Zuneigung... Die meisten dieser Gefühle sind doch nur in Sand geschrieben!" Er streicht sich mit einer Hand durch seine braunen Locken und sieht mir dann wieder in die Augen. „Sie haben die Möglichkeit zu bestehen, aber nur auf Zeit. Irgendwann kommt unweigerlich eine Welle, die sie auf einen Schlag wegwischen kann, dafür braucht es noch nicht einmal die Flut. Es kann von einer Sekunde auf die andere passieren, und das haben wir nicht in der Hand. Das entscheiden die Sterne und das Schicksal können nur die wenigstens beeinflussen." Er macht eine lange Pause und ich denke schon, dass er nicht mehr weitersprechen wird. „Aber ja. Wenn es anders gelaufen wäre, hätten wir vielleicht die Chance gehabt etwas länger an diesem Versprechen festhalten zu können. Aber eben nur etwas länger..."
Ich spüre, wie ein Kloß in meinem Hals mir das Sprechen erschwert.
„Du glaubst also nicht, dass so etwas wie die Ewigkeit für solche Gefühle bestehen kann?" Meine Stimme ist fast nur ein Flüstern. Früher habe ich tatsächlich geglaubt, dass unser starkes Band alles überstehen könnte. Dass wir alles zusammen schaffen könnten, wenn wir es wollten. Harry war anscheinend anderer Meinung.
„Nein!"
Ich nicke kaum merklich mit dem Kopf und setze dann unseren kleinen Spaziergang fort. Ich möchte mich von solch traurigen Gedanken jetzt nicht runterziehen lassen, schließlich wäre es möglich, dass Harry und Ich eine zweite Chance bekommen. Auch, wenn wir diese vielleicht auf andere Art und Weise nutzen.
Aber was lässt mich eigentlich annehmen, dass Harry genauso fühlen könnte wie ich? Dass er mir häufig wieder sein früheres Ich zeigt, beweist doch lediglich, dass ich für ihn immer noch die Luna bin, die er von früher kennt. Nicht, dass ich auch jemand für ihn sein könnte, für den er mehr als nur Freundschaft empfindet.
Unser Weg führt uns durch mehrere Straßen, die von Hochhäusern umgeben sind, bis wir schließlich die Themse erreichen und plötzlich direkt vor dem London Eye stehen.
„Wow... Von Nahem sieht es noch viel riesiger aus!", gebe ich gedankenverloren von mir.
„Du warst noch nie beim London Eye? Wie lange bist du denn erst hier?" Harry sieht mich erstaunt an und blickt zwischen mir und dem beleuchteten Wahrzeichen von London hin und her.
„Schon seit vier Monaten, aber irgendwie kam es nie dazu!"
„Du hast die Stadt noch nie von dort oben gesehen?" Immer noch fassungslos sieht er mich mit hoch gezogener Augenbraue an.
„Nein... Aber drauf gegangen wäre ich sowieso nicht, du kennst mich!"
„Oh Gott, das müssen wir ändern!"
„Ja vielleicht irgendwann!", versichere ich ihm und versuche dabei so glaubhaft wie möglich zu klingen. Ein Glück ist es schon nach zwei Uhr nachts und man kann es als Besucher jetzt sowieso nicht mehr betreten, denn in Wirklichkeit habe ich definitiv nicht vor, dieses riesige Monstrum jemals zu betreten.
„Jetzt!" Harry greift nach meiner Hand und läuft mit schnellen Schritten über den Platz auf das weiße Riesenrad zu.
„Was? Du machst Witze!" Er macht doch nur einen Witz, oder? Wir können sowieso nicht da drauf, es ist alles abgesperrt.
„Nope!"
„Harry, wie wollen wir denn bitte-"
„Alan schuldet mir noch einen Gefallen!", sagt er mit gleichgültiger Stimme und zieht mich weiter hinter sich her. Das kann doch nicht wirklich sein Ernst sein! Das wird nicht funktionieren, versuche ich mir einzureden. Himmel, das ist eigentlich eine Straftat. Wenn wir erwischt werden und ich ins Gefängnis dafür muss? Oder eine Geldstrafe zahlen muss? Mein Gott, ich kann mir doch gerade so die Mietskosten leisten und auch dafür müssen meine Eltern mir manchmal unter die Arme greifen. Harry hat sowieso weder die Kenntnisse, noch die Befugnis, dieses riesige Ding irgendwie zu bedienen. Wir laufen an der verglasten Absperrung vorbei, bis wir vor dem verschlossenen Tor stehen.
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Die Sterne sind gegen Uns | H. S.
Fanfiction"Ich würde alles tun, um bei dir bleiben zu können!" "Für immer?" "Für immer!" Ein Versprechen, nur in Sand geschrieben. Ein Versprechen, was zu halten sie nicht fähig waren, denn es war nicht nur irgendeine Welle, die dieses Versprechen nichtig m...