„J, wo ist er nur?" Unruhig schaue ich mich in Harrys verlassener Wohnung um. Die Freude ist so schnell wie sie gekommen ist wieder dem Unwohlsein gewichen. Im Restaurant ist er nicht gewesen, in der Werkstatt hat er sich sowieso nur hin und wieder blicken lassen um mein Auto zu reparieren und in seiner Wohnung gibt es auch keinerlei Hinweise, wohin er nur gegangen sein könnte.
„Ruf ihn nochmal an!", flehe ich Jacob an. Er kann doch nicht einfach so weg sein.
„Luna, wenn er schon die 38 Male davor nicht abgehoben hat, wird er auch jetzt nicht an sein Telefon gehen!"
Okay, ganz ruhig. Ihm wird schon nichts passiert sein, versuche ich mir einzureden. Ich könnte es nur einfach nicht ertragen, wenn gerade jetzt, wo wir so nah dran sind, uns irgendwas dazwischenfunken würde. Es wäre so typisch. Das Schicksal gönnt uns diesen Sieg nicht, nein. Es versucht uns jedes Mal die größten Steine in den Weg zu legen. Und immer scheint Harry derjenige zu sein, der am meisten darunter leiden muss.
„Glaubst du, er ist bei Zach?", traue ich mich zu fragen.
„Ich hoffe nicht!"
„J, du bist schon so lange an ihm dran, müsstest du nicht wissen, wo Zach sein könnte?"
Er schüttelt hoffnungslos den Kopf. „Nein, dieses Schwein ist gerissen. Es scheint, als würde er sich nie zweimal am gleichen Ort aufhalten, nie zweimal zur gleichen Zeit. So ein fehlendes Muster macht ihn unauffindbar. Er hat Harry immer nur ganz kurz vorher mitgeteilt, wo er sich mit ihm treffen wollte." Aufgebracht fahre ich mir durch meine Haare. Wenn er doch jetzt einfach nur mit seiner griesgrämigen Art hier reingeplatzt kommen würde und uns fragen würde, was zum Teufel wir hier in seiner Wohnung machen, würde ich ihm sofort freudig um den Hals fallen.
„Warte!" J schaut mich an, als wäre ihm gerade ein Licht aufgegangen.
„Was ist?"
„Weißt du, ob Harry einen Laptop hat?"
Angestrengt denke ich nach. „Ich glaube auf dem Schreibtisch neben seinem Bett stand einer. Was hast du vor?"
„Sein Handy hat GPS!" Mit großen Augen und neuer Hoffnung sehe ich ihn an.
„Das fällt dir erst jetzt ein?" Er antwortet darauf nicht, sondern stürmt an mir vorbei in Richtung Schlafzimmer. Schnell folge ich ihm, und beobachte, wie seine Finger rasend schnell auf die Tasten hämmern, bis er sich – noch besorgter als vorher – mit einer Hand durchs Gesicht fährt.
„Ich habe ihn gefunden!"
~~~~~
Keine fünf Minuten später sitzen wir in Harrys Range Rover und J startet den Motor. Ich hatte ihm versichert, dass ich den Weg zu seinem Aufenthaltsort kenne, welchen uns das GPS-Signal verraten hat. Harry und ich waren schon mal dort.
„Willst du mir vielleicht sagen, was ihr beiden in einer stillgelegten Stahlfabrik zu suchen hattet?", fragt J, um die unangenehme Spannung zu durchbrechen, während er durch die Dämmerung rast.
„Naja, wir waren nicht in der Fabrik. Wir haben nur eine Abkürzung über das Gelände genommen, als wir den kleinen Autounfall hatten und nach Hause laufen mussten." Auch da ist das Ganze schon nicht gut ausgegangen. Ich möchte überhaupt nicht wissen, wieso Zach Harry dorthinbestellt haben könnte. Ein verlassenes Fabrikgebäude, wo keine Menschenseele das darin Geschehene mitbekommen würde. Ich versuche meine zittrigen Hände stillzuhalten und atme tief ein und aus.
„Es wird alles gut gehen, Luna. Ich verspreche es dir!"
„Versprechen bedeuten aber nichts, wenn es um Harry geht. Wir haben es nicht immer selber in der Hand, an diesem Versprechen festzuhalten!", wiederhole ich die Worte, die Harry einmal zu mir gesagt hat, und welche ich erst jetzt, nachdem ich über all das, was er durchmachen musste, Bescheid weiß, einen Sinn ergeben. „Da vorne rechts!", gebe ich J die nächste Anweisung, bevor wir auch schon in das alte Industriegebiet einbiegen.
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Die Sterne sind gegen Uns | H. S.
Fanfiction"Ich würde alles tun, um bei dir bleiben zu können!" "Für immer?" "Für immer!" Ein Versprechen, nur in Sand geschrieben. Ein Versprechen, was zu halten sie nicht fähig waren, denn es war nicht nur irgendeine Welle, die dieses Versprechen nichtig m...