Ich beobachte wie Harry sich seine Schürze abbindet, als gerade die letzten Gäste gegangen sind.
„Ich verschwinde!"
Er will sich gerade auf den Weg zum Hintereingang machen, doch ich stelle mich ihm schnell mit vor der Brust verschränkten Armen in den Weg.
„Nicht so schnell, Eustachius! Du glaubst doch nicht etwa, dass es damit schon erledigt ist oder?" Ich beobachte, wie er genervt durchatmet und mich abwartend ansieht.
„Sieh dich doch um, das ist ein kleines Restaurant!"
„Was bedeutet?", hakt er nach, da es sich ihm anscheinend nicht erschließt. Eigentlich war er doch immer der intelligentere von uns beiden.
„Sieht hier irgendetwas für dich aufgeräumt aus? Wir haben keine Reinigungskraft, es bleibt alles an uns hängen, hier nach Ladenschluss sauber zu machen."
„Was? Ich bin doch keine verdammte Putze!"
Mittlerweile unbeeindruckt von seiner Ausdrucksweise und seiner Art sich über alles aufzuregen bleibe ich ruhig.
„Louis hat mir gesagt, ich soll dir ein paar Anweisungen geben und ich habe keine Lust meinen Chef zu verärgern, also tust du was ich sage!", befehle ich ihm und fühle mich ihm das erste Mal überlegen. Ich beobachte wie er sich anspannt und seine Hände zu Fäusten ballt. Einen kurzen Augenblick habe ich Angst, dass er gleich ausrasten wird, doch er entspannt sich wieder.
„Na schön!", knurrt er. „Was soll ich tun?"
~~~~~
Lange Zeit sagt keiner von uns beiden ein Wort und wir erledigen nur stumm unsere Arbeit, doch ich halte diese Stille einfach nicht mehr aus.
„Das erinnert mich daran, wie wir in der sechsten Klasse die ganze Kantine saubermachen mussten!", versuche ich ein Gespräch anzufangen und sehe zu Harry, der allerdings nur weiter die Tische abputzt und mich nicht einmal ansieht. „Ich weiß noch genau, wie du dich mit Sean darüber gestritten hast, wer schuld daran war, dass ihr auf der Klassenfahrt beim Streiche spielen erwischt wurdet. Der Streit ist so ausgeartet, dass wir überall mit Hühnerfrikassee bespritzt waren und Sean am Heulen war, weshalb wir beide alles saubermachen mussten!" Ich grinse leicht in mich hinein, doch höre ich Harry nur ungläubig Schnauben.
„Du stellst das so dar, als wäre das allein meine Schuld gewesen, aber hättest du dich nicht eingemischt, hätten wir einfach darüber diskutieren können!" Mit einem Kopfschütteln betrachte ich ihn, bleibe aber trotzdem ruhig, weil ich mich jetzt wirklich nicht mit ihm streiten möchte.
„Ich wollte lediglich klarstellen, dass keiner von euch beiden daran schuld war, dass Mr. Jackson um diese Uhrzeit zufällig auf Toilette musste und euch entdeckt hat."
„Doch! Hätte Sean seine Taschenlampe ausgeschalten, als ich es ihm gesagt habe, hätte man uns gar nicht gesehen!"
Ohne den Wischmobb wieder in das Wasser zu tunken wische ich immer wieder über die gleiche Stelle. „Nein, Harry, man hätte euch auch so entdeckt, ihr habt euch ja nicht gerade wie Ninjas verhalten, man hat euch im ganzen Treppenhaus gehört!", versuche ich ihm klarzumachen. Er wirft achtlos den Lappen weg und beginnt dann damit die Stühle hochzustellen.
„Trotzdem hättest du dich nicht einmischen müssen, das war eine Sache zwischen Sean und mir! Das ging dich überhaupt nichts an!" Wütend knallt er den nächsten Stuhl auf den Tisch und ich zucke kurz zusammen.
„Das ging mich sehr wohl was an, ich hatte Angst, dass du wieder ausrasten würdest, ich wollte die Situation lediglich entschärfen!", beharre ich auf meiner Meinung und erinnere mich daran, wie wir früher schon einmal darüber diskutiert haben, aber uns wesentlich früher einig waren, dass wir alle daran Schuld hatten.
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Die Sterne sind gegen Uns | H. S.
Fanfiction"Ich würde alles tun, um bei dir bleiben zu können!" "Für immer?" "Für immer!" Ein Versprechen, nur in Sand geschrieben. Ein Versprechen, was zu halten sie nicht fähig waren, denn es war nicht nur irgendeine Welle, die dieses Versprechen nichtig m...