Die Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht und ich öffnete blinzelnd meine Augen. Ich lag in Niks Arm gekuschelt. Wir waren gestern den ganzen Tag auf dem Zimmer geblieben und ich hatte unseren Taschentuchvorrat massiv reduziert. Nik war einfach da und fing mich auf. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn hätte tun sollen. Heute Nacht war ich oft weinend wach geworden. Jedes Mal hatte er mich getröstet und beruhigt bis ich wieder eingeschlafen war.
„Na Maus, hast du ausgeschlafen?“
Ich gähnte kurz „Ja Bärchen. Ich bin jetzt zu jeder Schandtat bereit.“
„Dann gehe ins Bad und mache dich fertig. Und mache dich richtig hübsch, dann geht es dir gleich etwas besser. Wir treffen uns mit Jasmin, deinen Brüdern , Marcel und Robin. Wir haben uns nämlich eine Überraschung zur Aufmunterung für dich einfallen lassen. Und packe Schwimmzeug und was zum Übernachten ein.“, grinste er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.Die Spinner hatten wirklich eine kleine Yacht für uns gechartert. Ich strahlte Nik an als wir an Bord gingen. Das war jetzt genau das richtige. Nirgendwo konnte ich so gut abschalten und vergessen wie auf dem Meer.
Ich saß am Bug, ließ meine Beine über Bord hängen und starrte auf die sanften Wellen. Vom Sonnendeck hörte ich Musik und Stimmen, die durcheinander quasselten.
„Kann ich mich zu dir setzen?“ Ich drehte mich um und sah Marcel hinter mir stehen. Ich genoss es zwar meine Ruhe zu haben und meinen Gedanken nachzuhängen, aber vielleicht tat mir ein Gespräch ja auch ganz gut. Ich nickte nur.
„Du liebst Marco wirklich?“
Musste er jetzt mit diesem Thema anfangen? Ich bereute es schon ihn nicht wieder weggeschickt zu haben.
„Mm“, war meine einsilbige Antwort.
„Redest du noch einmal mit ihm?“
„Warum sollte ich? Der verarscht mich doch nur wieder. Warum habt ihr euch eigentlich gestritten?“, versuchte ich erst einmal von mir abzulenken.
Marcel überlegte kurz. Es sah fast aus als kämpfte er mit sich, ob er es mir erzählen sollte. „Naja, sagen wir mal unser Streit hängt irgendwie mit dem zusammen, warum du ihn nicht mehr sehen willst.“
Ich schaute ihn verwundert an. Wie sollte das denn jetzt zusammenhängen. Er kannte mich doch noch gar nicht als sie sich zerstritten hatten. Jetzt war meine Neugier geweckt und ich schaute Marcel auffordernd an, damit er mir das erzählte.
„Naja, du hast ja Germaine, seine Freundin kennengelernt.“ Ich verstand irgendwie nicht, warum er bei dem Wort Freundin imaginäre Anführungszeichen in die Luft machte, aber da erzählte er auch schon weiter „Marco war ziemlich lange Single und es kamen halt wie bei vielen Fußballern, die keine Freundin haben immer mehr Gerüchte auf, dass er ja vielleicht schwul wäre. Außerdem hatte er ja auch noch den Scheiß mit dem Führerschein gebaut, so dass sein Ruf etwas gelitten hatte. Naja und der Ruf bestimmt ja auch den Marktwert für Werbung und so.“ Ich verstand nicht wirklich, was das jetzt sollte.
„Warum erzählst du mir das alles?“, fragte ich leicht genervt.
„Lass mich einfach zu Ende erzählen, ohne mich zu unterbrechen und dann bilde dir deine Meinung, okay?“, kam es ganz ruhig von Marcel. Ich nickte nur und ließ ihn weiterreden. „ Also machte Marcos Berater und der Verein Druck, dass er etwas tun müsse, um den Marktwert wieder positiv zu beeinflussen. Man kam also auf die glorreiche Idee, er bräuchte dringend eine halbwegs vorzeigbare Frau an seiner Seite. Da Marco aber nicht gerade der totale Aufreißer war, suchte der Berater ihm eine Fake-Freundin und es wurde ein Vertrag geschlossen. Robin und ich und auch Marcos Familie haben ihm davon abgeraten, aber er hatte nur die Eurozeichen in den Augen, die die neuen Werbeverträge gebracht haben. Ich habe ihm immer gesagt, dass er es irgendwann bitter bereuen würde, wenn ihm mal die Richtige über den Weg laufen würde. So ist es ja jetzt nun auch gekommen. Robin und ich hatten einfach Angst, dass das auch negative Auswirkungen auf Pursuit hat, wenn das alles mal auffliegt und wir auch wie Betrüger dastehen. So ist letztendlich unsere Freundschaft deswegen gestorben, weil wir die Geschichte nicht unterstützt haben. Mit seiner Familie hat er deshalb auch kaum noch Kontakt.“ Marcel schaute mich traurig an. Man konnte sehen, dass ihn das immer noch zu schaffen machte. Sie mussten wirklich gute Freunde gewesen sein.
„Und du meinst, er hat die Richtige getroffen?“, fragte ich leise.
„Ich bin mir millionprozentig sicher. Ich kenne Marco schon ewig und ich kann dir sagen, dass ich ihn noch nie so verliebt gesehen habe wie bei dir.“, grinste Marcel jetzt. „Ich habe ihn zwei Mal gewarnt, dass er unbedingt mit dir sprechen soll, bevor das nachher auffliegt.“
„War das letztens im Pacha?“
„Ja und schon einmal davor.“
„Aber warum löst er den Vertrag dann nicht einfach, wenn er dafür seine Familie und besten Freunde und jetzt auch seine angeblich große Liebe verliert? Das ist doch total hirnrissig.“ Ich konnte das nicht fassen. Wie konnte jemand so blöd sein so einen Vertrag zu schließen, um nur noch mehr Geld zu verdienen, wenn man ehe schon überbezahlt war. Ich würde meine Familie und meine Freunde für kein Geld der Welt hergeben. War Marco wirklich so oberflächlich? Hatte ich mich so in ihm getäuscht, dass er wegen ein paar tausend Euros diesen dämlichen Vertrag nicht löst. Plötzlich kam mir der Gedanke wie oft Marco ein Gespräch gesucht hatte. Er hatte öfter herumgedruckst als ob ihm etwas auf der Seele brannte. Hatte er vielleicht versucht mir davon zu erzählen und dann doch nicht den nötigen Mut aufgebracht?
„Es würde ihn 5 Millionen Euro kosten, wenn er diesen Vertrag vor Ablauf lösen würde. Und bevor du jetzt lange überlegst. Der Vertrag läuft noch bis kurz nach der WM, also noch knapp ein Jahr.“
„Oha, das ist ja mal echt ein Haufen Asche. So was muss doch sittenwidrig sein. Wie hatte er sich das dann mit uns vorgestellt? Wollte er mich die ganze Zeit verstecken und mit der Schreckschraube weiter heile Welt spielen? Die Alte muss sich doch nicht mal mehr im Spiegel angucken können. “, ich schüttelte ungläubig mit dem Kopf
„Ich weiß auch nicht wie er sich das vorgestellt hat, aber wenn man liebt, denkt man manchmal nicht so ganz rational. Du würdest jedenfalls perfekt zu ihm passen.“ Marcel lächelte mich an. „Ich habe dir das nur erzählt, damit du vielleicht ein wenig Verständnis für ihn hast und weil ich weiß, dass du ihn liebst und ihn nicht an die Presse verkaufst. Vielleicht gibt es für euch ja doch noch einen Weg und wenn es erst in einem Jahr ist. Die wahre Liebe vergeht nie.“
Ich umarmte Marcel „So ein guter Freund wie du ist unbezahlbar. Wahre Freundschaft scheint ja auch nie zu vergehen. Dich hätte ich auch gerne als besten Freund.“ Ein breites Grinsen breitete sich in Marcels Gesicht aus „Hast du doch jetzt.“
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Ein Schuss zwei Treffer ✔Teil 1
RomanceWas passiert, wenn eine Berliner Göre, die durch und durch zu Hertha steht nach Dortmund zu einem Spiel des BVB gegen den 1.FC Köln muss? Erst einmal nicht viel. Aber was passiert, wenn genau diese Berliner Göre diesen ätzenden rotblonden Unbekannte...