30. Kapitel

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Ich hätte nie gedacht, dass die Süße noch ein Wort mit mir redete. Eigentlich hatte ich das nach meinem Auftritt total abgehakt, aber als sie mir ihre Hand hinhielt und sich als Franzi vorstellte, dachte ich Bingo, Jackpot. Nutze deine Chance, Reus. Ich nahm ihre Hand und hatte das Gefühl in eine Steckdose gefasst zu haben. Alles fing an zu kribbeln.
„Ich bin Marco.“ Sie lächelte mich an. Dieses Lächeln war unbeschreiblich. In ihren Wangen bildeten sich kleine Grübchen. Gerade wollten wir beide im gleichen Moment anfangen zusprechen. „Ladies first.“, grinste ich. Das verschaffte mir Zeit. Ich musste erst einmal wieder mein Gehirn zu einer festen Masse bekommen und dann hoffen, dass ich halbwegs vernünftige Sachen herausbrachte. Im Moment war ich noch völlig geplättet. Als sie sich dann plötzlich bei mir entschuldigte und mir ihre Situation erklärte, war ich noch mehr von ihr beeindruckt. Das kam ja nicht oft vor, dass jemand so offen war. Ich spielte an meinem Cocktailglas herum. Sollte ich jetzt genauso ehrlich sein und ihr sagen, dass ich sie eigentlich kennenlernen wollte? Wie sollte ich nur anfangen. Sie lächelte mich an und schien darauf zu warten, dass ich etwas sagte. Scheiße Marco, jetzt stell dich nicht schon wieder so blond an und hau was raus. Du bist ein Fußballstar und gibst ständig Interviews, also wo ist das Problem? Mein Problem war, dass ich mir gerade wie ein kleiner Schuljunge vorkam, der vor dem Weihnachtsmann stand und das Gedicht vergessen hatte. Oder anders gesagt, ich hatte gerade die Hosen voll aus Angst etwas Falsches zu sagen. Franzi schob sich gerade etwas von dem Knabberzeug in den Mund und kaute. Plötzlich verzog sie angewidert das Gesicht, was auf einmal ziemlich grün aussah und sprang auf und rannte Richtung Toilette. Was war das denn? Ich hatte doch noch gar nichts Blödsinniges von mir gegeben, dass ihr gleich das Kotzen kam. Bestimmt nervte ich sie schon so und jetzt machte sie den Abgang . Na super, Marco. Das hattest du ja mal wieder prima hingekriegt. Ich ließ die Toilettentür nicht mehr aus den Augen und war total happy als ich sah, dass Franzi wieder zu unserem Tisch zurückkam. Ich lächelte sie an und wieder fing alles zu kribbeln an. Ohne weiter nachzudenken plapperte ich los „Ist wieder alles okay, geht es dir jetzt besser? Du sahst ja ganz grün im Gesicht aus. Ich habe mir echt Sorgen gemacht. Ich hatte schon Angst, du kommst nicht wieder.“ Na super, du Idiot, wie kannst du dem Mädel, dass du aufreißen willst sagen, dass sie scheiße aussah. Ich gab mir selber innerlich ein Face Palm. Was musste Franzi jetzt von mir denken. Sie lächelte mich nur verlegen an „Da waren tote Fliegen in dem Knabberzeug. Die kann ich auf den Tod nicht ausstehen.“ Wie jetzt tote Fliegen im Knabberzeug? Wir waren hier in einem 5 Sterne Hotel. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Rannten hier vielleicht auch noch Kakerlaken herum. „Tote Fliegen?“, fragte ich noch einmal total schockiert nach. Den Laden würde ich aber gleich einmal aufräumen. Das ging ja überhaupt nicht. „Da würde mir auch alles hochkommen.“ Bei dem Gedanken wurde mir schon übel. Plötzlich grinste Franzi mich an „Na ja eigentlich Rosinen, aber bei mir zu Hause sagen wir halt immer so dazu. Und ich hasse diese Dinger.“ Jetzt musste ich auch lachen. „Ich hasse Rosinen auch. Meine Mutter rastet immer aus, wenn ich die aus dem Käsekuchen puhle.“  Wieder hatte mich Franzi mit ihrer Offenheit beeindruckt. Jetzt war es aber auch an der Zeit, dass ich offen zu ihr war. Mein Puls beschleunigte sich wie bei einem Konter auf das Tor von Manuel Neuer „Damals in Dortmund habe ich dich übrigens nur angestarrt, weil ich cool fand, dass du nicht so aufgedröselt wie die anderen Weiber warst. Du bist aus der Menge herausgestochen und ich fand dich interessant. Eigentlich wollte ich dich ansprechen, aber nach deiner Ansprache hatte ich ja total verkackt.“ So, jetzt war es raus. Franzi schaute mich ganz schockiert an. Mist, dass war dann wohl die falsche Offenheit. 
„Dein Ernst? Dann habe ich ja jetzt noch ein schlechteres Gewissen, dass ich dich so angefahren habe.“
Mein Herz schlug gerade Purzelbäume. Sie war nicht sauer. Puh, noch einmal Glück gehabt. „Als ich dich dann im Flugzeug gesehen habe, habe ich die ganze Zeit auf eine 2. Chance gehofft und dann bin ich eingepennt und du warst schon weg. Ich habe dich nur noch beim Verlassen des Flughafens gesehen und gehofft, dass ich dich irgendwie wiederfinde.“ Franzi fing wieder an zu lachen „Dann warst du das, der da an die Schulter seines Kumpels gekuschelt geschlafen hat?“ Ich musste grinsen „Ja, und er hat auch auf mein Cap gesabbert. Ich weiß, ich habe das Video gesehen.“ Irgendwie war das cool, ich konnte mit ihr selbst über so eine peinliche Situation lachen und musste mich nicht verstellen. Ich fühlte mich in ihrer Gegenwart einfach sauwohl.
„Wer waren eigentlich die beiden Kerle mit denen du geflogen bist? War davon einer dein Freund? Und wohnst du auch in Dortmund?“, fragte ich aufgeregt. Von ihrer Antwort hing ab, wie es mit uns weitergehen konnte. Ich wusste, welche Antwort ich mir erhoffte. Aber würde ich die Antwort auch bekommen? Mein Herz schlug mir fast bis zum Hals

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt