74. Kapitel

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„Mama, gehen wir zu Papa ins Stadion?“. Vor mir standen zwei kleine süße Jungs in BVB-Trikot mit rotblonden Haaren und grünbraunen Augen und zappelten von einem Fuß auf den anderen. Ich schreckte hoch und öffnete meine Augen. Wo war ich? Was waren das für Kinder, von denen ich geträumt hatte? Warum sahen sie aus wie Miniaturausgaben von Marco? Ich schaute mich um. So langsam kam mir wieder alles in den Kopf. Marco hatte mich aus dem Krankenhaus abgeholt und zu sich nach Hause gebracht. In diesem Moment brach wieder alles über mich herein. Ich war schwanger mit Zwillingen. Wie konnte das nur passieren? Naja gut, wie das passiert war, wusste ich schon. Ich hatte ja schließlich Bio-Leistungskurs. Wobei dafür hätte auch Sexualkunde in der Grundschule ausgereicht.
Noch immer knotete sich mein Magen zusammen, wenn ich an die Mitteilung dachte und wie Marco reagiert hatte. Er hatte sich total gefreut. Für ihn stand fest, dass ich die Zwillinge bekam. Für ihn gab es scheinbar überhaupt keine Zweifel. Ich sollte eigentlich glücklich darüber sein. Meistens war es ja eher so, dass die Männer nicht so begeistert waren. Aber ich war mir da überhaupt noch nicht sicher. Wie stellte er sich das dann vor? Wir kannten uns doch noch gar nicht lange und er war hier in Dortmund und ich in Berlin. Das war ja so schon schwierig genug mit einer Fernbeziehung. Aber wie sollte das jetzt auch noch mit Kindern klappen? Und mit unseren zeitintensiven Jobs? Das war doch Irrsinn.
Wo war Marco überhaupt? Es war total ruhig im ganzen Haus. Ich griff mir mein Wasserglas vom Tisch, als ich einen Zettel entdeckte.
Prinzessin, ich bin nur kurz in die Stadt gefahren , um etwas zu besorgen. Beweg dich nicht von der Stelle, ich bin bald wieder da und dann machen wir es uns gemütlich. Millionen Küsse, Marco.
Ich musste grinsen und meine Schmetterlinge im Bauch flogen wieder Loopings. Ich musste an meinen Traum denken. Genau in diesem Moment hatte mein Herz sich entschieden. Ich wusste jetzt, was ich zu tun hatte. Ich schrieb eine Nachricht an Marco und packte meine Sachen zusammen.
Als ich meine Schuhe angezogen hatte, griff ich meine Taschen und schaute mich noch einmal kurz um. Die Nachricht für Marco lag auf dem Tisch in der Küche.  Ich trat aus der Tür. Das Taxi wartete schon. Ich musste diesen Weg jetzt gehen. Alles andere wäre Wahnsinn und würde keinen von uns glücklich machen. Mir lief eine Träne über die Wange. Ich hatte meine Entscheidung getroffen.

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt