77. Kapitel

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Marcel und ich hatten gerade die letzten Kleinigkeiten für Franzis Geburtstagsparty erledigt. Ich hoffte, dass sie morgen wirklich wieder kommen würde. Es war alles bis ins kleinste Detail geplant, einschließlich Antrag. Jetzt fehlte morgen nur noch die Hauptperson.
„Na hoffentlich kommt Franzi auch morgen“, brummte ich vor mich hin. „Woody, sie hat geschrieben 2-3 Tage. Also wird sie morgen kommen. Auf Franzi ist Verlass, wenn sie etwas versprochen hat. Und jetzt lass zocken bis die Pizza kommt.“
Ich hoffte, dass Marcel recht hatte, aber ich hatte einfach Angst, dass sie doch nicht mehr zurück kam oder dass sie Angst hatte mir wegen der Abtreibung gegenüber zu treten. Klar, war das am Anfang ein ganz schöner Schock für mich, aber ich wollte Franzi auf keinen Fall verlieren und irgendwann war sie dann auch bestimmt bereit für Kinder. Ich wollte ihr trotzdem einen Antrag machen, bestimmt dachten alle, ich wäre total irre nach so kurzer Zeit und bei einer Fernbeziehung. Aber ich war mir total sicher, dass sie die eine war und ich wollte sie nie wieder verlieren. Alle sollten wissen, dass sie zu mir gehörte.
„Mensch Marcinho, wo bist du denn mit deinen Gedanken? Du hast noch nie so abgeloost wie heute. Du weißt schon noch mit welcher Taste auf dem Controller man schießt und passt?“, gackerte Forni. Zum Glück klingelte es und endlich kam die Pizza. Marcel rannte los, um zu öffnen. Ich hatte aber auch Hunger und der sülzte da erst noch an der Tür. War bestimmt eine Tussi, der er erst einmal ihre Nummer aus dem Kreuz leierte. Hätten die nicht einen Kerl mit der Pizza schicken können, dann würde ich hier wenigstens nicht als Skelett in meinem Wohnzimmer enden, weil der Herr Fornell noch flirten musste. Gab bestimmt eine geile Schlagzeile in der Bild – Marco Reus im eigenen Haus verhungert. Endlich hörte ich es hinter meinem Rücken rascheln.
„Ay digger, war das eine Pizzabotin oder warum hat es so lange gedauert? Du solltest die nicht erst noch daten, sondern nur die Pizzen holen. Ich habe vollen Kohldampf.“
„Ja, die Pizzabotin ist da.“, kam es ganz leise und piepsig. Das war nicht Marcel, das war Franzi. Ich drehte mich zu ihr um und traute meinen Augen kaum. Da war mein Mädchen wieder. In meinem Bauch explodierte gerade ein Schmetterlingsschwarm. Ich sprintete zu ihr und schlang meine Arme um sie. Boah, tat das gut. Ich würde sie nie wieder loslassen.
„Prinzessin, ich habe dich so vermisst. Ich hatte so eine Angst um dich.“ Ich musste sie jetzt einfach küssen. Alles kribbelte in mir. Ich zog sie mit mir auf das Sofa. Und schaut ihr in die Augen. Diese rehbraunen Augen hatten ihre Wirkung immer noch nicht auf mich verloren. „Ma..Marco, wir müssen reden.“, druckste Franzi jetzt rum. Man konnte ihr ansehen, dass sie sich vor dem Gespräch fürchtete. Ich konnte mein Mädchen nicht leiden sehen. Ich musste ihr jetzt zur Seite stehen, auch wenn ich ihre Entscheidung nicht verstand, würde ich sie mittragen. Das würde ich ihr jetzt klar machen.
„Süße, wie geht es dir denn? Hast du den Eingriff gut überstanden? Du hättest doch mit mir reden können. Ich hätte dich doch unterstützt. Du hättest das ganze nicht alleine durchstehen brauchen. Auch, wenn ich es mir anders gewünscht hätte, ich liebe dich trotzdem über alles.“ Franzi schaute mich total komisch an.
„Marco, die OP ist jetzt fast eine Woche her. Warum sollte es mir also schlecht gehen. Und du warst doch bei mir als ich aus der Narkose aufgewacht bin und auch so warst du die ganze Zeit im Krankenhaus. Wäre ja auch noch schöner, wenn du nur weil ich keinen Blinddarm mehr habe, mich nicht mehr lieben würdest. Aber jetzt lass uns bitte ernsthaft reden, warum ich weg war.“ Franzi war leicht genervt. Was hatte ich denn jetzt falsch gemacht? Und wieso Blinddarm-OP? Hatte sie die Abtreibung einfach verdrängt? Ich wollte ihr doch nur entgegen kommen.
„Ich mache mir doch nur Sorgen um dich. So kurz nach der OP ist ein Schwangerschaftsabbruch doch eine ziemliche Belastung für den Körper.“, versuchte ich mich jetzt noch einmal zu erklären. Franzi riss schockiert die Augen auf.
„Du traust mir ernsthaft zu, dass ich unsere Kinder umbringe?“, rief sie entsetzt und schüttelte den Kopf.
„Prinzessin, ha..hast du du ni..nicht? Aber deine Nach…Nachricht.“, stotterte ich. Meine Gefühle fuhren gerade Achterbahn. Meine Babys…..unsere Babys existierten noch. Ich riss Franzi wieder in meinen Arm und drückte ihr auf ihr ganzes Gesicht Küsse.
„Marco, beruhige dich doch mal. Ich glaube du hast meine Nachricht total falsch verstanden. Ich war in Berlin, um einige Sachen zu klären.“ Ich schaute Franzi an. Ich wusste nicht, was jetzt kam, aber ich wusste, wir würden zusammen immer noch Kinder bekommen, also was konnte so schlimm sein, dass sie so herumdruckste.
„Babe hau einfach raus, sonst sterben wir beide noch vor Nervosität.“, versuchte ich die Situation aufzulockern. Heute würde mich nichts mehr schocken können. Franzi war da und den Babys ging es scheinbar auch gut.
„Naja, mit zwei Babys funktioniert eine Fernbeziehung einfach nicht.“, kam es jetzt zögerlich von Franzi. Wie jetzt, wollte sie Schluss machen? Ich hatte mich geirrt, der Schock ließ mein Blut fast erstarren. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein.
„Franzi, wir schaffen das. Bitte gib uns eine Chance.“, bettelte ich.
„Marco, jetzt lasse mich doch mal ausreden, sonst überlege ich mir das alles noch einmal.“, drohte sie mir lächelnd. Momentmal, sie lächelt. Das ist doch ein gutes Zeichen. Also halte jetzt einfach mal die Fresse und lasse sie reden, dachte ich mir. Ich nickte ihr schnell zu.
„Also ich war in Berlin erst bei meiner Gynäkologin, um alles noch einmal zu checken. Den beiden Drops geht es gut und alles ist bestens. Die hat mir auch einen Kollegen in Dortmund empfohlen.“ Wieso ein Kollege in Dortmund? Das schnallte ich jetzt  nicht. Ich öffnete meinen Mund, um zu fragen, aber Franzi gab mir ein Handzeichen zu schweigen.
„Du fragst dich jetzt warum einen Kollegen in Dortmund. Ganz einfach, weil ich meinen Job und meine Wohnung in Berlin  gekündigt habe und mir jetzt hier eine Wohnung suchen und ganz bei Pursuit einsteigen werde, vorausgesetzt Robin und Marcel sind damit einverstanden. Ich kann doch mit den zwei kleinen Würmern nicht immer pendeln und mit meinem Job hätte ich das auch nicht geschafft. Die Zwerge sollen ihren Papa doch öfter als nur mal alle zwei Wochen am Wochenende sehen. Ich hoffe, du bist jetzt nicht sauer und trägst meine Entscheidung mit.“ Franzi atmete nun einmal tief durch. Mein Gehirn versuchte immer noch alles gerade gehörte zu verarbeiten. Das Ergebnis war ganz einfach Franzi zog nach Dortmund. Ich glaubte gleich vor Glück zu platzen „Prinzessin, das ist der Wahnsinn. Du könntest mich nicht glücklicher machen. Du ziehst natürlich hier mit ein. Und wir bauen alles so um, dass es kindergerecht ist.“, jubelte ich und zog Franzi in meine Arme und knuddelte sie.
„Maaarrrccoo Luft. Das ist sonst dreifach Mord.“ Ich ließ sie erschrocken los und schaute sie an, als sie auch schon vor lachen losprustete.
„So und jetzt küss mich, uns drei wirst du nicht mehr los.“

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt