1.Kapitel

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„ Wir beginnen mit dem Boarding für den Flug EW437 nach Dortmund und bitten Sie sich zur Abfertigung zu begeben“
Stöhnend stand ich auf und lief zum Schalter. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen. Warum hatte ich Jasmin versprochen mit ihr zu diesem Fußballspiel zu gehen. Was interessierte es mich wie Dortmund gegen Köln spielte. Ich war absoluter Hertha Fan, was nicht nur daran lag, dass dieser Verein mein Arbeitgeber war. Nein, mein Weg war schon vorgeschrieben als mein Opa zu meiner Geburt mit einem Hertha Strampler ankam und ich Hertha schon fast mit der Muttermilch eingeflößt bekam. Und jetzt sollte ausgerechnet ich zu einem Spiel der Konkurrenz, das mich aber so was von null Komma nichts interessierte, nur weil ich mich von einer Freundin überreden lassen hatte.
„Hey Franzi, hattest du einen guten Flug von Berlin?“ Jasmin strahlte mich an und umarmte mich als wolle sie mich zerquetschen.
„War okay“, brummte ich zurück.
„Mensch ,Franziska Frederike Schuhmacher jetzt hör auf hier so ein Gesicht zu machen. Wir werden hier das absolut oberhammermässige Wochenende haben. Du wirst auch nicht gleich verbrennen, wenn du mal einem anderen Verein zuschaust und du kannst sicher sein, dass deine Jungs von der Hertha auch das Spiel in Bremen ohne dich gewinnen.“ Jasmin hüpfte vor mir wie ein kleiner Flummi auf und ab,  während ich mir meinen Koffer genervt griff. „Na dann lass uns mal ins Hotel, damit ich endlich was zu futtern bekomme.“
„Ach deshalb hast du so schlechte Laune. Haben die Sklaventreiber dich wieder so mit Arbeit vollgeschaufelt, dass du erst auf den letzten Drücker losgekommen bist. Ich frage mich wie lange du diesen Job noch durchhalten willst. Ständig hast du irgendwelche Veranstaltungen
„Mensch Jasmin, du weißt wie ich diesen Job liebe und außerdem bin ich gerade mal 24.“ Ja, ich liebte meine Job bei Hertha BSC. Ich hatte mir damit nach Abschluss meines Wirtschaftsstudiums  einen Traum erfüllt. Ich arbeitete dort in der Abteilung Hospitality und Spielbetrieb und war verantwortlich für die Veranstaltungen der Geschäftsführung und des Präsidiums sowie für die VIP Bereiche im Olympiastadion an Spieltagen. Meine Arbeitswoche bestand aus 5-6 Arbeitstagen mit mindestens 10 Stunden Arbeitszeit. Da ich diese Arbeit aber liebte, störte mich das nicht im geringsten. Hertha war meine Familie und ich fühlte mich dort zu Hause. An meinen freien Wochenenden, so wie diesem, fuhr ich sonst sogar noch mit zu den Auswärtsspielen, um die Mannschaft anzufeuern.
„Und welches Hotel hast du für uns gebucht? Lass mich raten, das Mannschaftshotel vom 1. FC. Ich hoffe mit schönem SPA-Bereich.“ Jasmin lief leicht rot an, wusste ich es doch. „Du weißt schon, dass dein Schwarm Leonardo ein Kumpel von Mitch ist. Und wenn der nur halb so schnöselig und swaggie ist, dann möchte ich dem garantiert nicht begegnen.“
Jasmin schnaufte kurz auf „Du und dieser Weiser, ihr seid wirklich wie Hund und Katze, nur weil du nicht gecheckt hast, dass er sich mit dir treffen wollte und er dich dann beleidigt beim Selfie hat abtreten lassen. Wie im Kindergarten. Aber glaube mir Leonardo ist ganz anders als er.“ Ihr Blick wurde immer verträumter und alleine die Art wie sie den Namen aussprach, erinnerte mich an geschmolzene Marshmallows.
„Na, wenn du meinst. Dafür ist er aber auch verlobt und fast verheiratet.“ Diesen kleinen Seitenhieb als Retourkutsche für ihren blöden Mitch-Spruch konnte ich mir dann doch nicht verkneifen.
“Dann auf ins Mannschaftshotel der Geißböcke“, fügte ich versöhnlich hinzu.

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt