Ich hatte heute einen Tag im SPA für uns geplant. Ich wusste, dass es dort sehr ruhig war. Wir konnten also unsere Zweisamkeit genießen und mit Sicherheit fand ich dort auch den passenden Moment, um Franzi die Sache mit Germaine zu beichten. Passender Moment war ein klasse Ausdruck. Aber mal ganz ehrlich, wann sollte der sein, um einer Frau, die man liebt zu erklären, dass man eigentlich offiziell mit einer anderen zusammen ist, diese aber mal vollkommen unwichtig ist und man trotzdem nicht in der Öffentlichkeit zu seiner wahren Liebe stehen kann. Ich gab mir geistig einen Facepalm. Klar, da hatte doch jede Frau sofort Verständnis für. Marco, bist du bescheuert, fragte ich mich selber. Was erwartete ich da eigentlich unmögliches von Franzi. Egal. Ich musste das klären und auf das beste hoffen, bevor Marcel mir ans Bein pisste. Dann würde es noch schlimmer werden.
Ich nahm also all meinen Mut zusammen „Süße, ich…ich muss dir unbedingt was sagen.“ Ich rutschte auf meiner Liege hin und her. Meine Hände waren eiskalt und in meinem Kopf herrschte ein totales Chaos. Ich fuhr mir mit meiner Hand durch den Nacken und setzte erneut an. „Du….Du weißt das ich mich total in dich verliebt habe.“ Okay Reus, jetzt reiß dich doch mal zusammen. Du stotterst hier rum. Ich sah Franzis ängstlich irritierten Blick. Mist, Mist, Mist. Wie machte ich denn jetzt weiter. Mir war total schlecht. Ich schluckte einmal. „ Ich …. Ich würde dich…….dich nie absichtlich verletzen.“ Franzi riss ihre Augen auf. Was musste sie jetzt denken. Ich musste das jetzt durchziehen. Am besten wie bei einem Pflaster mit einem Ruck abziehen. Ich atmete noch einmal tief durch und schickte noch ein Stoßgebet gen Himmel, dass Franzi das alles verstehen würde. „Ich….ich habe totale…..“ genau in diesem Moment kamen zwei Paare laut quatschend in den Ruheraum gelatscht und schmissen sich auf die Liegen. War das jetzt ein Wink des Schicksals, dass das gerade nicht der richtige Moment war? Es bot sich nachher bestimmt noch ein besserer Augenblick, redete ich mir selber zu. Ich wusste es war nur aufgeschoben und es machte es auch nicht leichter, aber trotzdem war ich im Moment erst einmal ein wenig erleichtert. „Komm, lass uns später weiter reden“ Ich zog Franzi mit mir. Meine Hände waren jetzt schweißnass und irgendwie hatte ich immer noch wackelige Beine vor Aufregung. Am Whirlpool hätte ich mich dann doch wirklich fast auf die Fresse gepackt und mein iPhone schoss mir aus der Hand ins Wasser. „Ach du Scheiße. Na das dürfte den Tauchgang nicht überlebt haben.“, gab Franzi von sich. Mein einziger Gedanke war, scheiß doch auf das Ding, Hauptsache ich kann Franzi die Sache mit Germaine erklären und sie verstand das alles. Alles andere war mir momentan total egal. Ich hielt das tropfende Teil in meiner Hand „Da haben wir jetzt wenigstens Ruhe und keiner kann nerven.“ Vor allem konnte mich auch kein Anruf von Germaine in eine unangenehme Situation bringen. Das gab mir doch erst einmal wieder etwas Zeit zum Durchatmen.
Wir liefen jetzt Hand in Hand auf der Promenade entlang und suchten nach einem schönen Restaurant , um zu Abend zu essen. Ich musste dann nachher versuchen einen günstigen Moment zu finden, um meine Beichte fortzusetzen. Vielleicht war ja ein romantischer Strandspaziergang im Mondlicht perfekt. Ich redete mir gerade selber Mut zu. Das würde schon alles gut gehen.
Als wir vor einem Restaurant die Karte studierten, kamen von hinten Stimmen auf uns zu, die mir sehr bekannt waren.
„Schaut mal, da sind ja unsere Turteltauben.“ Das war ja klasse. Erik hatte mir ja gerade noch gefehlt. Franzi drehte sich um und fing an zu grinsen als sie ihre beiden Brüder entdeckte, die natürlich im Schlepptau waren.
„Hey, Sis. Schön dich auch mal wieder zu sehen, falls du uns überhaupt noch wiedererkennst.“ Ich sah Franzi an, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte so wenig mit den beiden zu machen. Ich sollte jetzt am besten in den sauren Apfel beißen und den Abend zu zweit opfern, dann hatten wir erst einmal wieder unsere Geschwister- beziehungsweise Kumpelpflicht erfüllt und konnten die nächsten Tage alleine genießen, schoss es mir durch den Kopf. Schließlich kam ja am Sonntag auch noch diese Freundin und dann war sowieso erst einmal wieder unsere Zweisamkeit gestört. So konnte ich die Zeit bis dahin aber noch ausnutzen. Ein Glück, dass ich so überhaupt nicht egoistisch war. Außerdem hatte ich so auch erst einmal wieder einen Grund das Gespräch aufzuschieben.
„Wie sieht es aus, wollen wir alle zusammen essen?“, haute ich jetzt raus. Franzi strahlte und umarmte mich.
„Du bist ein Schatz.“, flüsterte sie mir ins Ohr und mir stellten sich sämtliche Nackenhaare auf als ihr Atem mein Ohr streifte und sie mir einen Kuss auf die Wange hauchte.
„Ay, ihr Knutschkugeln , könnt ihr euch vielleicht mal beherrschen.“, kam es prompt von Alex und Felix wie aus einem Mund. Die zwei mussten wirklich geklont worden sein. Wir gingen also alle gemeinsam in den Laden und suchten uns einen Tisch.
„Was habt ihr denn so den ganzen Tag getrieben?“, fragte Erik, wobei er es sich nicht verkneifen konnte das getrieben besonders zu betonen. Der Idiot wackelte dabei auch noch dämlich mit den Augenbrauen. Manchmal könnte ich ihn wirklich im Meer ertränken.
„Boah Junge, du solltest dir mal eine Frau suchen. Man könnte ja glauben du stehst vor einem Samenkollaps.“ kam es von Franzi geschossen. Damit hatte Erik wohl nicht gerechnet, denn er sah innerhalb von Sekunden aus wie eine überreife Gartentomate. Ich musste so lachen, dass ich mich verschluckte und auch die anderen am Tisch kriegten sich nicht mehr ein.
„Woody, wir haben dich halt versucht zu erreichen. Aber du warst ja scheinbar so beschäftigt, dass du dein Handy nicht einmal mehr wahrgenommen hast.“, zwinkerte jetzt Jule.
„Tja, da hättet ihr wohl ehe nur Nemo erreicht.“, gluckste Franzi. Alle guckten mich mit großen Augen an.
„Nicht im Ernst, Woody“, grunzte Erik und Jule klatschte schadenfroh mit den beiden Brüdern ein. Nur unser Blitzmerker aus der Schweiz, der musste wohl erst noch über den Spruch nachdenken. Roman schaute ratlos in die Runde. Sein Gesicht war wirklich selten intelligent. Franzi schaute mich an und grinste. Oh,oh. Wenn sie so guckte, waren meine ersten Gedanken.
„Roman, du guckst gerade wie eine Milkakuh wenn es donnert. Bei euch in der Schweiz habt ihr wohl auch ein geistiges Tempolimit und nicht nur auf der Autobahn.“ Jetzt guckte Roman völlig verstört. Ja, so etwas war er nicht gewöhnt. „Dann werde ich dir das mal ganz einfach erklären. Marco hat sein Handy im Wasser versenkt und dem entsprechend funktioniert es nicht mehr. Hast du es jetzt verstanden?“, kicherte Franzi und Roman fing jetzt auch an zu lachen.
„Oh Mann, der hat ja echt eine lange Leitung. Echt ein Wunder, dass der überhaupt einen Ball hält, so lahm wie der ist.“, flüsterte sie mir zu und ich musste grinsen. Ich liebte ihre klare, direkte und freche Art. Da war einfach alles echt und nicht nur Show oder zum Munde reden. Ich war so stolz sie als Freundin zu haben.
Als wir nach Mitternacht in unser Bett fielen, musste ich zugeben, dass der Abend wirklich cool war. Es wurde viel gelacht und ich fand Franzis Brüder echt nett. Wir hatten uns prima verstanden. Glücklicherweise war dieser Stark nicht dabei. Der hätte mir garantiert den Abend verhagelt. Aber irgendwie beunruhigte es mich schon, dass er so viel mit Marcel und Robin abhing. Es bestand immer die Gefahr, dass er etwas von Germaine erfuhr und mich 100 Meter in der Luft platzen ließ. Ich musste jetzt unbedingt mit Franzi reden. Ihr Kopf lag auf meiner Brust und ich hatte meine Arme um sie geschlungen. Ich gab ihr einen Kuss aufs Haar. „Schlaf gut, Prinzessin. Träume was süßes. Hab dich ganz doll lieb.“
„Ich dich auch.“, gähnte sie. Oh, da war aber jemand müde. Sollte ich mit meiner Beichte vielleicht doch lieber bis morgen warten?
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Ein Schuss zwei Treffer ✔Teil 1
RomansaWas passiert, wenn eine Berliner Göre, die durch und durch zu Hertha steht nach Dortmund zu einem Spiel des BVB gegen den 1.FC Köln muss? Erst einmal nicht viel. Aber was passiert, wenn genau diese Berliner Göre diesen ätzenden rotblonden Unbekannte...