39. Kapitel

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Der Tag am Strand mit Marco war wirklich wunderschön. Und auch mit dem Essen hatte er sich viel Mühe gegeben. Der Tisch, den er reserviert hatte, war romantisch mit Kerzen und Rosenblättern eingedeckt. Ich musste bei dem Gedanken grinsen, wie er unsere Hände verschränkte  als er mich abgeholt hatte. Ein angenehme Wärme durchzog mich, wenn ich daran dachte. Wir unterhielten uns wirklich super und ich genoss den Abend. Plötzlich fiel mir siedend heiß ein, dass ich ja um 23 Uhr mit meinen Brüdern verabredet war. Verfluchter Mist. Ich würde jetzt viel lieber noch bei Marco bleiben. Aber ich hatte es den beiden Kaputniks versprochen.
„So ein Mist! Ich muss los. Ich bin noch mit meinen Brüdern verabredet und die köpfen mich, wenn ich nicht pünktlich bin.“ 
Marco schaute mich enttäuscht an. Das war doch auch totaler Mist. Er gab sich hier solche Mühe und ich musste jetzt weg. Der hatte jetzt garantiert die Nase voll von mir. Wir liefen schweigend zu meinem Zimmer. Na klasse, das war es dann ja jetzt. Ich zermarterte mir das Gehirn, wie ich die Situation jetzt noch retten konnte. Man Franzi, wenn du im Job unter Stress warst , fiel dir doch auch immer eine Lösung ein.  Mein Hirn schien ein einziges Vakuum zu sein. Menno, wir waren gleich an meinem Zimmer. Marco umarmte mich wie üblich. Plötzlich spürte ich seine Lippen auf meinen. Aber hallo, was war das denn jetzt. In meinem Bauch flogen mindestens 100 Schmetterlinge Loopings, so wie das krabbelte. Ich konnte gar nicht anders als diesen Kuss zu genießen und zu erwidern. Als wir uns lösten, hätte ich ihn am liebsten gleich wieder geküsst. Der Kuss war eindeutig viel zu kurz. Scheinbar hatte ich doch noch nicht alles gegen die Wand gefahren. Lächelnd verabschiedete ich mich  "Dann bis morgen.“ und ging in mein Zimmer. Ich schmiss mich quietschend auf mein Bett und trommelte auf die Matratze. Der Kerl war ja mal so der Hammer und dieser Kuss…
Nachdem dann irgendwann auch wieder mein Hirn zugeschaltet hatte, zog ich mir noch schnell eine skinny Jeans und ein lockeres Top und Chucks an. Das Kleid wäre mir dann doch etwas zu aufreizend gewesen. Ich wollte ja nicht, dass mir die Kerle hinterher gafften. Im Moment blockierte sowieso dieser Kerl mit diesen unsagbar grünbraunen Augen sämtliche Rezeptoren in meinem Gehirn. Während ich noch so vor mich hinträumte, klopfte es an meiner Tür. Mein Herz raste. War das Marco, der noch einmal zurück kam? Als ich öffnete standen aber nur meine Brüder vor mir, die wie Breitmaulfrösche grinsten und zogen mich mit sich.
„Sis, wir treffen uns am Usuhaïa mit Jule, Roman und Erik. Die sind voll cool. Das wird ein hammermässiger Abend. Die bringen noch irgendein Kumpel mit, aber der ist bestimmt auch okay.“ Wir standen jetzt vor dem Eingang des Usuhaïa und warteten. Ich stand hinter meinen Brüdern und sah mal wieder nichts. Diese Riesen dachten auch ihr Vater wäre Glaser gewesen und sie wären durchsichtig. Naja, war ja auch egal. Wenn die sich mit den Typen trafen, hätten sie ja auch alleine gehen können. Und ich hätte wenigstens meinen Abend mit Marco genießen können. Aber nein, ich muss jetzt hier abhängen. Ganz toll. Ich musste ja keine gute Laune haben und konnte ja dann auch bald abhauen, wenn meine Bros ehe beschäftigt waren.
„Ah, da kommen sie ja.“, freute sich Felix.
„Wird ja auch mal Zeit. Hab‘ mir schon lange genug die Beine in den Bauch gestanden.“, knurrte ich.
„Mensch Sis, hast du premenstruale Störungen? Reiß dich mal zusammen, wir wollen doch cool feiern.“, kam das prompte Echo von Alex. Kurz darauf begrüßten sie sich lauthals mit den Typen und schlugen ein. Ich konnte ja sowieso nichts sehen, weil ja die beiden Lulatsche vor mir standen. Eigentlich war mir das sowieso egal. Ich musste ja nur den Abend irgendwie überstehen, dachte ich und träumte weiter vor mich hin. Plötzlich wurde ich von Alex nach vorne gezerrt.
„Das ist Jule, Roman und Erik.“,zählte Felix auf und mir wurden Hände zur Begrüßung entgegen gestreckt.
„Und das ist Franzi, unsere Schwester.“, kam es jetzt von Alex. Jetzt zerrte dieser Erik irgend jemanden hinter sich vor
"Und das ist unser Kumpel Marco.“ Bei diesem Namen schoss sofort mein Kopf hoch und ich schaute in tellergroße Augen. Mein Herz fing an zu rasen. Mein Lächeln zog sich garantiert von einem Ohr zum anderen. Das war doch jetzt nicht wahr. Meine Brüder hatten sich doch allen Ernstes mit Marcos Kumpels angefreundet. Ich hätte 1000, ach was sagte ich Millionen von Luftsprüngen machen können. Jetzt konnte ich doch noch den Abend mit ihm verbringen.
„Das ist eure Schwester? Marco, das ist doch die Kleine, die dich im Acqua rund gemacht hat.“, grinste jetzt dieser Typ, der wohl Erik hieß. „Genau, die hat dich doch total zusammengeschissen.“, stieg jetzt auch noch dieser Jule mit ein. Der dritte im Bunde durfte ja nun auch nicht fehlen "Das war sehr temperamentvoll.“ Ich hätte am liebsten losgeschrien, stattdessen grinsten Marco und ich uns an.
„Ja, das hört sich nach unserer Schwester an.“, lachten jetzt auch noch meine deppigen Brüder.
„Marco und Franzi, ihr solltet vielleicht zusammen etwas an der Bar trinken gehen und das klären, nicht dass der ganze Abend darunter leidet. Ihr könnt ja dann zu uns stoßen, wenn ihr das geklärt habt.“, vermittelte jetzt dieser Roman. Was war der denn, der schien ja total harmoniesüchtig zu sein. Der war früher bestimmt Konfliktlotse in der Schule. Oder er hat mal in der Schweiz gelebt und vertrat die Neutralität. Ich musste grinsen.
„Gib ihm eine Chance.“, flüsterte Alex und Felix zischelte “Lass ihn leben.“ Ich folgte Marco Richtung Bar. Als wir außer Sichtweite der anderen waren zog mich Marco in seine Arme.
„Ich hätte nicht zu hoffen gewagt, dass mein Abend heute noch so schön wird.“, flüsterte er mir ins Ohr. Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Diesmal war ich sicher, dass Marco der Auslöser war. Marco schlang seinen Arm um meine Taille.
„Meinst du es wird schwierig unseren Konflikt zu lösen?“, fragte er mich schmunzelnd. Ich musste lachen.
„Das dauert bestimmt eine ganze Weile. So leicht bin ich nicht zu besänftigen.“
„Oha, da muss ich mich ja ins Zeug legen. Hast du einen Vorschlag womit ich beginnen könnte?“
„Wie wäre es, wenn wir da weitermachen, wo wir vorhin aufgehört haben“, grinste ich frech.
Marcos Augen weiteten sich als er sich mir immer mehr näherte und kurz vor meinen Lippen „Da bin ich total dafür.“ raunte. Im nächsten Moment verwickelte er mich auch schon in einen zärtlichen Kuss. In meinem Bauch fand gerade das Silvesterfeuerwerk vom Brandenburger Tor statt.

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt